Die Entwicklung meiner Nachbarin. Das ist eine lange Geschichte, aber ich muss sie mir gerade mal von der Seele schreiben. Hier kann ich mit niemand drüber reden, da ich aus Respekt vor der Familie nicht möchte, dass es die Runde macht.

Als sie hier her gezogen ist haben wir uns sehr gut verstanden, sie war wirklich sozial, kontaktfreudig, nett, angenehm... Hat schnell Anschluss gefunden. Im Laufe der Zeit hat sie auch erzählt, dass sie auf Grund von psychischen Problemen arbeitsunfähig ist und auch mal in der Geschlossenen war.

Vor ein paar Monaten habe ich eine Veränderung bemerkt, sie hat angefangen gewisse Dinge realitätsfremd zu deuten und sich hinein zu steigern. Zeitgleich hat sie häufiger erzählt, wie gut sie mit ihrem neuen Neurologen klar kommt und dass sie ihre Medikamente jetzt niedriger dosieren dürfe (sie hat einen Cocktail aus vielen Psychopharmaka genommen). Dann fing es auch an, dass sie erzählt hat, dass sie sich weniger "benommen" fühlt, wie aufgewacht. Insgesamt waren es recht subtile, schleichende Veränderungen. Am deutlichsten für mich war, dass sie sich in allen Lebenslagen gnadenlos selbst überschätzt hat, was aber ihrem Sohn und ihrem Mann nicht besonders aufgefallen ist. Ich hatte vor Monaten den Kontakt langsam einschlafen lassen, weil sie mir schlichtweg unangenehm geworden ist, sie war über die Maßen von sich selbst überzeugt und wie gesagt - in ihren Ansichten realitätsfremd.

Gestern habe ich dann eine sehr wirre Nachricht von ihr erhalten, es wäre Gefahr im Verzug, ich solle ihr helfen, sie abholen. Da das für mich nicht gut klang habe ich es gelassen und bin zu ihrem Mann.

Das traurige Ende der Geschichte: Sie hatte, während er im Krankenhaus war, den Sohn so bedrängt und verängstigt, dass dieser die Polizei gerufen hat. Außerdem hat sie gegenüber ihrem Mann Morddrohungen ausgesprochen und das auch Dritten erzählt. Er hatte sie dann mit Hilfe ihrer Eltern in die Psychatrie gebracht, wo sie aber nicht geblieben ist...