Susi, mal ein etwas anderes Szenario. Weit entfernt von Asperger.
Der Mann lebte bis zum 30. Lebensjahr bei seinen Eltern, hatte wenig Kontakt zur Außenwelt und damit auch, wie man sich in Gesellschaft verhält. Einerseits, eben weil er bei den Eltern lebte, andererseits könnte es daran gelegen haben, dass er Komplexe wegen seines Übergewichts hatte (und vielleicht mal ausgelacht etc. wurde).
Aber irgendwann muss er ausziehen. Und kommt in "dein" Haus. Und da bist du es, die ihm hilft, auch mal rauszugehen. Mit ihm zu reden. Weil sich seine Kontakte zur Außenwelt eben mehr auf Mailkontakte beziehen. Vielleicht eben auch wegen des Äußeren. Deswegen traute er sich vermutlich auch nicht, mal eine Frau anzusprechen. Du gibst ihm Tipps für den Beruf, die aber wohl nicht befolgte. Denn du schreibst ja, im Nachhinein, also nach der Kündigung, erwiesen sie sich als richtig. Vorher hätte er mal drauf hören sollen. Aber du hilfst ihm auch in Gesellschaft. Und zu sagen, dass er eine "faule Sau" entlassen will, ist nun kein Zeichen von Asperger oder irgendeiner anders gearteten Krankheit.
Nun hat er einen guten Job. Und mit viel Disziplin hat er auch abgenommen. Und in der Fitness-Bude wird er auch männliche Freunde haben. Die ihn sehen. Mit denen er nun einer unter vielen ist. Und die ein oder andere Frau wird sich sicher auch mal nach ihm umschauen. Kurz, der hat sein Leben völlig umgekrempelt. Dass er dann in Gesellschaft mal "am Rädchen dreht", ist klar. Der muss mit sich erst mal fertigwerden. Er wird hier auch merken, was ankommt und was nicht. Aber dass Menschen dann solche Sprüche ablassen, ist kein Anzeichen von Asperger oder Autismus oder sonst irgendeiner Krankheit. Ich könnte dir einige nennen, die so sind. Alle nicht krank. Einige drehen eben am Kreuz, wenn sie was geschafft haben. Einige wollen sich schlicht in Szene setzen. Angeber vielleicht auch.
Und nun kommst du: Hast du den neuen Mann bemerkt? Oder siehst du in ihm immer noch den unförmigen jungen Mann, der deine Hilfe benötigt? Das wäre fatal, denn deine Hilfe benötigt er nun nicht. Er hat sein Leben verändert und will keine Hilfe mehr. Wenn er in Gesellschaft mal am Rädchen dreht, ja nun. Er wird das selbst ausbaden müssen. Vielleicht hat er auch eine Freundin oder er flirtet?
Was ich sagen will: Wenn man ihn nicht als Kranken sieht, der "Störungen" hat (irgendwelche hat aber jeder von uns), sondern als einen gesunden Menschen, der sein Leben von Grund auf geändert hat, dann hat man ein anderes Szenario. Und in diesem Szenario ist nicht er die Hauptperson, sondern eigentlich eher du. Die du an alten Dingen festhalten möchtest. Die längst der Vergangenheit angehören und an die er vielleicht auch nicht mehr erinnert werden möchte.