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Thema: Gewalt in Beziehungen

  1. #41
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    Thea, hinterher, wenn es ihnen vorgehalten wird, ja, aber das meine ich nicht. Aber doch nicht Kollege xy oder Freund ABC, der spricht doch im normalen Alltag nicht drüber, dass er seine Frau schlägt.

    Verständnis, Iridia, hilft sicherlich nicht weiter. Aber Unterstützung hilft schon und Unterstützung kann auch sein, dass man eine Frau, die - aus welchen Gründen auch immer - zurückgeht, nicht verurteilt, sondern ihr anbietet, weiterhin für sie da zu sein, wenn sie einen braucht. Jemandem "etwas klar zu machen" in diesem Zusammenhang halte ich persönlich schon für übergriffig.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  2. #42
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    Zitat Zitat von nyx Beitrag anzeigen
    Man könnt auch fragen, wieviel derjenigen, die als Kinder von den Eltern physische und psychische Gewalt erfahren haben, konfrontieren die Eltern mit deren Fehlverhalten?
    Oder ziehen ihre Konsequenzen?!
    die Konsequenz wird vielleicht sein, später mit denen nichts weiter zu tun zu haben zu wollen und sein eigenes Leben zu leben oder was meinst du?

    Zum Thema konfrontieren mit dem Fehlverhalten kann ich nur sagen: in meinem Falle war die Antwort meiner Mutter: "das war doch nur ganz selten mal." In meiner Erinnerung war es aber ständig und auch wenn ich weiß, dass es damals nicht ganz unüblich war, war ich froh, später der ganzen Situation entronnen zu sein. Das war für mich wichtig. Eine Konfrontation hat mir gar nichts gebracht. Wichtig war, mich davon zu lösen und nicht ebenfalls solche Muster zu entwickeln, da ich die ja vorgelebt gekriegt habe.
    Aber ich überlege auch, was andere machen und was es ihnen gebracht hat.

    Ich hab meinen Frieden mit meiner Mutter erst sehr spät gemacht, fast mein ganzes Leben war sie für mich nur eine Randfigur, die ich selten sah und von der ich immer gehen konnte, wenn ich wollte, aber sie war mir gegenüber auch nicht mehr gewalttätig.
    Geändert von Iridia (08.12.16 um 13:59:59 Uhr)
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    Jack Sparrow

  3. #43
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    Zitat Zitat von Gästin Beitrag anzeigen
    Thea, hinterher, wenn es ihnen vorgehalten wird, ja, aber das meine ich nicht. Aber doch nicht Kollege xy oder Freund ABC, der spricht doch im normalen Alltag nicht drüber, dass er seine Frau schlägt.

    Verständnis, Iridia, hilft sicherlich nicht weiter. Aber Unterstützung hilft schon und Unterstützung kann auch sein, dass man eine Frau, die - aus welchen Gründen auch immer - zurückgeht, nicht verurteilt, sondern ihr anbietet, weiterhin für sie da zu sein, wenn sie einen braucht.
    das sehe ich wirklich anders, Gästin.

    Ich würde nicht für jemanden da sein, der mich braucht, um Verständnis zu haben, sein Leben so weiter zu führen, bei dem er misshandelt wird.
    Ich würde aber für jemanden da sein, der wirklich raus will.
    Das wäre für mich eher Unterstützung, das zu verlängern. Nicht meine Art, Freundschaft zu betrachten. Verurteilen ist normalerweise auch nicht meine Resonanzebene. Einfach aus dem Grund, weil mich das nichts angeht und ich es gar nicht beurteilen kann - selten kennt jemand alle Seiten. Aber was meine Rolle dabei angeht, würde ich die Konsequenzen ziehen und ich würde den Weg offenhalten, falls sie sich doch daraus befreien will. Obwohl ich da auch die Erfahrung gemacht habe, dass sie dann später wieder zurück gehen und du dann für beide die Böse bist, weil einer muss es sein. Auch so jemand verbindet ein Paar sehr. In der Realität hab ich keine Freunde, die sich dauerhaft schlecht behandeln lassen und betrachte das als meine Wahl. Das ist gar nicht böse oder verurteilend gemeint, aber ich hab zu lange unter einer solchen Beziehung gelitten als an irgend einer teilzuhaben und sei es als Freundin.


    Jemandem "etwas klar zu machen" in diesem Zusammenhang halte ich persönlich schon für übergriffig.
    Weder hab ich da das Bedürfnis, jemanden "etwas klar zu machen" noch sehe ich es als übergriffig an, einer Freundin zu sagen, dass es nur an ihr ist, zu handeln, wenn sie misshandelt wird. Was ich aber machen würde: mich aus der Situation lösen.
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  4. #44
    Avatar von Medha
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    Zitat Zitat von paulinka Beitrag anzeigen
    ...Letztlich braucht es professionelle Begleitung, Menschen, die nicht verurteilen (wie kann man nur!), sondern akzeptierend die Veränderung begleiten.
    Da stimme ich Dir zu. Es geht mir eher darum, dass ich nicht akzeptiere wenn dieses Konstrukt über längere Zeit aufrecht erhalten wird. Und ich bin der Meinung, dass etwas mehr Intoleranz unserer Gesellschaft gegenüber Gewalt schon angebracht wäre.

    Menschen die solche Systeme aufrecht erhalten, sorgen dafür dass diese Verhaltensweisen immer weiter in unserer Gesellschaft Platz haben. Aus meiner Sicht tragen auch die Opfer von Gewalt eine Verantwortung mit dafür, dass das aufhört. Wenn die Täter nicht geoutet werden, können sie weitermachen. Und gerade wenn man Kinder hat, trägt man die Verantwortung dafür, dass diese nicht mit so einem Mist aufwachsen.

    Ich bin nicht der Meinung das immer alles gleich und sofort sein muss. Aber man kann Auswege suchen. Und noch einmal: es gibt Hilfe in unserem System. Viel Hilfe.
    “There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)

  5. #45
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    Zitat Zitat von Medha Beitrag anzeigen
    Und ich bin der Meinung, dass etwas mehr Intoleranz unserer Gesellschaft gegenüber Gewalt schon angebracht wäre.
    Da stimme ich dir zu. Intoleranz der Gewalt gegenüber und dem Täter. Intoleranz dem Opfer gegenüber geht m. E. gar nicht.

    Zitat Zitat von Medha Beitrag anzeigen
    : es gibt Hilfe in unserem System. Viel Hilfe.
    Speziell bei Gewalt gegenüber Frauen kann ich das nicht beurteilen. Ansonsten ist meine Erfahrung eher, dass es Hilfe oft zwar theoretisch gibt, praktisch dann aber ausreichend Hemmnisse vorhanden sind oder es sie gar nicht gibt.
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  6. #46
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    Zitat Zitat von Gästin Beitrag anzeigen
    Intoleranz der Gewalt gegenüber und dem Täter. Intoleranz dem Opfer gegenüber geht m. E. gar nicht.
    bei mir ist es schlicht Intoleranz gegenüber Gewalt. Dazu gehört der, der sie ausübt und auch der, der bei ihr bleibt oder zu ihr geht. Beides bedingt sich in Beziehungen.
    Geändert von Iridia (08.12.16 um 15:59:59 Uhr)
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  7. #47
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    Ich habe großes Mitgefühl mit denen, die es nicht schaffen, sich aus solchen Beziehungen zu lösen. Meist hegen sie tiefe Glaubenssätze, dass sie nichts Besseres verdient haben, und um ihnen die beizubringen, ist schon viel Gewalt, ob nun körperlich oder seelisch, erforderlich. Sie brauchen schlicht Liebe, Hilfe, Unterstützung, damit sie lernen, dass das nicht sein muss.

  8. #48
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    Diesen Punkt sehe ich leider inzwischen genauso wie bei Alkoholikern.

    Mag sein, dass sie das brauchen, ich glaube wirklich nicht, dass es ihnen tatsächlich hilft, im Gegenteil. Jeder hat halt so seine Erfahrungen, es freut mich, dass deine besser sind, Janne. Ich jedenfalls hab mich geärgert, mich dort seelisch eingebracht zu haben. Letztlich hab ich mein eigenes Leben in der Zeit heruntergezogen - und diese Beziehung sogar gestärkt. Ich dachte damals, das wäre ein Einzelfall, bis ich Erin Pizzey las, die auch mit sehr viel Idealismus heran ging.
    Seiter hab ich solche Fälle voller Interesse verfolgt.

    Leider sind tiefe Glaubenssätze nicht einfach von außen zu beeinflussen, sondern sie durchdringen die Persönlichkeit.
    Ich finde, jemandem die Hand zu reichen, der sich selber lösen will, ist schon eine riesige Aufgabe, die Kraft, Rückschläge und vieles andere mehr kostet und fordert, weil das keine kurze Sache ist, sondern über Jahre Begleitung erfordert, bei der man auch seine eigene Familie über eine Zeit vernachlässigen muss, wenn man wirklich dran bleiben will. Ich weiß hier genau, wovon ich rede, ich kann mir nicht vorstellen, wie das erst sein mag, wenn die Person sich nicht daraus lösen will.

    Mitgefühl, liebe Janne, hab ich mit allen Menschen, die aktiv und passiv in Gewalt verstrickt sind und nicht glauben, dass es anders geht. Was die Lernfähigkeit nur durch Hilfe von außen betrifft, hab ich andere Ansichten. Ich denke, es muss einen Punkt geben, der eignenes Umdenken erzeugt.
    Geändert von Iridia (10.12.16 um 08:35:14 Uhr)
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  9. #49
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    Ich wollte gar nicht sagen, dass ich immer versuche, alles zu helfen, um Himmels willen. Ich wollte den Mechanismus verdeutlichen, der zu solchem Verhalten führt. Ändern kann das nur derjenige, da hast du vollkommen recht, und auch das nur mit viel Hilfe. Ich gehe da natürlich nicht von alleine heran, aber ich habe schon viele Menschen gesehen, die sich befreit haben. Und ich finde, jeder Mensch sollte frei leben und nicht in solchen Zwängen. Und wenn mich jemand um Hilfe bittet, dann tue ich das, egal, was das Problem ist.
    Was du beschreibst, ist auch jedenfalls teilweise die Frustration des Helfers, dass die Menschen, denen du helfen willst, nicht das tun, was du für richtig hältst. Auch bedenkenswert - was wollen wir, warum tun wir das, was steht für uns dahinter?

  10. #50
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    Jemanden zeigen, dass sie was Besseres verdient haben. Wenn du "Die Farbe Lila" gesehen oder gelesen hast, weißt du, wie ich das meine. Wenn man das nicht richtig finden würde, wozu sollte man dann überhaupt was dazu sagen oder nicht mal sagen, eher Kraft geben wollen?

    Der Mechanismus ist mir schon klar.

    Wenn jemand um Hilfe bittet, hat man schon eine erst mal konstruktive Situation. Davon rede ich hier nicht.
    Aber es geht ja um die, die sich regelmäßig schlagen lassen, sich nicht lösen wollen und dafür Verständnis bei der Freundin suchen, verschnaufen und dann mit frischem Trost weiter machen.

    Ich versuche auch nicht immer zu helfen, aber ich begegne ab und zu Menschen im Aufbruch, dort gehe ich mit meiner Energie hin, wenn es passt und ich dazu eine Resonanz habe. Aber nicht zu jemanden, der sich darin eingerichtet hat. Ich sehe da nicht mal einen Grund, was zu sagen.
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