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Thema: Gewalt in Beziehungen

  1. #31
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    Zitat Zitat von Medha Beitrag anzeigen
    Findet ihr das echt schlimmer von Hartz4 zu leben als geschlagen zu werden?
    Es ist doch eher so, dass die Frauen ja immer noch Hoffnung haben, dass der Mann sich ändert (Heulen, Beteuerungen, etc) und dass sie insgeheim denken, dass sie vielleicht nicht unschuldig an der Situation sind. Zugleich, wie Paulinka schreibt, ist so eine Situation meistens so, dass sich das Paar als Schicksalsgemeinschaft versteht und da ist der Ausbruch nicht einfach, zumal wenn kleine Kinder da sind die versorgt werden müssen. Es soll ja Frauen geben, die sagen "ich bin ihm wichtig, sonst würde er ja nicht so austicken". Vor allem ist es doch so wie man es in der Familie, also als Kind, erlebt hat und was zur Normalität gehörte, also die Abhängigkeit und das "Selbstverständnis" ob Gewalt im familiären Umfeld vorhanden war. Auf keinen Fall hat Gewalt in Beziehungen was mit Schicht zu tun, geschlagen werden Frauen (und Männer) in allen Schichten - das ist genauso wie beim Kindesmissbrauch.

    Dann gibt es noch die Pärchen die sich gegenseitig schlagen - vor vielen Jahren kannte ich mal so ein Paar. Er schlug sie, sie schlug ihn - die haben sich gegenseitig nichts geschenkt; so im Nachhinein würde ich so ein Sado/Maso-Ding bei den beiden vermuten. Keine Ahnung was aus denen geworden ist.
    Nicht zu vergessen, dass es eine hohe Dunkelziffer von geschlagenen Männern gibt. Die geben es noch viel weniger zu, dass sie in einer gewalttätigen Beziehung leben.
    ****** under construction ******

  2. #32
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    Zitat Zitat von Thea Beitrag anzeigen
    Die geben es noch viel weniger zu, dass sie in einer gewalttätigen Beziehung leben.
    Und schon gar nicht, wenn sie die Schläger in der Beziehung sind.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  3. #33
    Avatar von Medha
    Medha ist gerade online Spritzenkassen Anwärterin
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    Gewalt ist immer daneben, egal wer die Täter oder die Opfer sind. Und ich finde es wichtig, jeden Menschen, der unter Gewalt leidet, das hinter sich zu lassen. Es gibt Gesellschaften, in denen existiert eine Frau ohne Mann nicht, hat keiner Rechte. Diese Frauen haben mein vollstes Mitleid. Wir leben in einem Staat in dem wir alle Rechte haben und weder verhungern noch obdachlos werden, wenn wir unser Leben in die Hand nehmen.

    Wenn ich mitbekommen würde, dass jemand unter Gewalt leidet, würde ich helfen. Aber ich hätte wenig Verständnis, wenn dieser Jemand dann seinen Peiniger in Schutz nimmt. Mir ist das übrigens selbst passiert, ich habe jemanden unterstützt, bei mir aufgenommen, aus einer Gewaltsituation herausgeholt. Aber diejenige konnte sich über lange Jahre nicht wirklich distanzieren. Sie ist zwar nicht zurück, hat aber immer noch versucht das Bild der heilen Familie irgendwie aufrecht zu erhalten. Das habe ich mir beispielsweise nicht angesehen, sondern deutlich gemacht, was ich davon halte. Klar war ich da nicht wohlgelitten, aber ich gucke bei sei einem Scheiss nicht zu.
    “There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)

  4. #34
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    Zitat Zitat von Medha Beitrag anzeigen
    Aber diejenige konnte sich über lange Jahre nicht wirklich distanzieren.
    Nennt man sowas nicht Verarbeitung?
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  5. #35
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    Medha, das kannst du natürlich so kompromisslos halten. Ich selbst habe eine Freundschaft auslaufen lassen, weil ich vermutet habe, dass der Mann die Kinder missbraucht und sie nichts dagegen tut. Sie hat sich dann getrennt und ist ins Ausland gezogen, insofern war ich entlastet. Ich habe die Beziehung danach nicht mehr aufgenommen, weil mich ihre Passivität in der Sache damals krank gemacht hat.

    Es gibt das Konzept der erlernten Hilflosigkeit - wer von klein auf gelernt hat, nicht selbstwirksam handeln zu können (zB in Familien, in denen physische oder verbale Gewalt herrschte), verliert den Mut, den Glauben an Veränderung.
    Und den Peiniger in Schutz nehmen - ist doch logisch. Es sind die Ehemänner, Lebenspartner, im Normalfall ein Mensch, den man liebt oder mal geliebt hat, mit dem man Geschichte hat. Solche Männer sind oft Narzissten, die keine Kränkung vertragen, deren positive Seiten aber oft auch attraktiv sind.

    Letztlich braucht es professionelle Begleitung, Menschen, die nicht verurteilen (wie kann man nur!), sondern akzeptierend die Veränderung begleiten.
    Choose your battles wisely

  6. #36
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    Zitat Zitat von Gästin Beitrag anzeigen
    Und schon gar nicht, wenn sie die Schläger in der Beziehung sind.
    Stimmt nicht. Männliche Schläger haben meistens nicht das Problem das zuzugeben - sie schämen sich häufig noch nicht einmal. Dagegen gibt es so gut wie keine Männer die zugeben, dass sie geschlagen werden. Es gibt da einschlägige Literatur dazu - und Selbsthilfegruppen die anonymisiert sind eben weil kaum ein Mann zugeben wird, dass ihn seine Frau schlägt. Jedoch sind die Folgen der Gewalt die Frauen angetan wird wesentlich größer schon aufgrund der körperlichen Überlegenheit.
    ..... aber das ist ja hier nicht das Thema ....
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  7. #37
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    Ich habe noch nie einen Mann sagen hören, dass er seine Frau schlägt.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  8. #38
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    Zitat Zitat von Gästin Beitrag anzeigen
    Ich habe noch nie einen Mann sagen hören, dass er seine Frau schlägt.
    Persönlich vielleicht nicht - dann frag´ mal bei Richtern, Sozialarbeitern, Polizisten oder Ärzten nach. Dort geben sie es meistens zu wenn die Frau entweder im Frauenhaus, im Krankenhaus oder abgehauen ist. Natürlich geben Männer zu, dass sie zugeschlagen haben. Hinterher.

    In den Kreisen in denen es für den Mann normal ist seine Frau zu schlagen verkehrst du nicht - ich übrigens auch nicht. Aber auch die gibt es - ist aber nicht unser Kulturkreis.
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  9. #39
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    Zitat Zitat von Tommasina Beitrag anzeigen
    Nein, ich meinte nicht, dass es um das Bewahren eines sozialen Status geht.
    Sondern so, wie Paulinka, Gästin, Vivian das beschreiben.
    Gerade diese Angst davor, vor der ganzen Welt zugeben zu müssen, dass der eigene Mann einen schlägt, die ist gross.
    Die Frau schämt sich.
    Das ist nur ein Aspekt von vielen, aber er spielt sicher oft eine grosse Rolle.
    Das ist übrigens bei Männern, die von Frauen geschlagen werden, noch viel mehr so. Während Frauen im allgemeinen mit Mitgefühl rechnen können, lacht man oft über Männer, oder hat...momentan scheint sich das gerade zu verändern. Du Dunkelziffer ist extrem hoch, bei Frauen aber ganz sicher auch hoch.

    Zitat Zitat von paulinka Beitrag anzeigen
    Das Thema ist zu komplex für eine Antwort, wahrscheinlich ist die Ursache auch im Einzelfall multifaktoriell - individuell-psychologische Abhängigkeiten und Verstrickungsmuster, aber auch massiv soziale Gründe wie Abstiegsängste, das Bewahren der heilen Familie für die Kinder, aber auch kulturelle.
    das nennen wir hier auf Arbeit "multifaktorielles Ursachengeflecht"
    Im Ernst: aber ja, mir ist durchaus bewusst, dass das völlig verschieden und nicht nur eine Ursache hat.

    diese hier:

    Es gibt ein Muster: Viele geschlagene Frauen sind überzeugt, ihre Partner könnten ohne sie nicht leben und fühlen sich ihnen verpflichtet, weil sie trotz der Schläge meist die einzigen Vertrauensperson ihrer Männer sind. In der Regel bereue die Männer ja nach einer solchen Episode, heulen herum, flehen, betteln und leisten Schwüre.

    Damit ändern sich für eine gewisse Zeit die Machtverhältnisse - du schlägst mich, aber bist doch auf mich angewiesen, ohne mich (und die Kinder) bist du eine einsame Wurst -, was der gedemütigten Frau vorübergehend ein Überlegenheitsgefühl und die Motivation zu einem vermeintlichen Neuanfang gibt.
    leuchtet mir sofort ein, weil das gerade dieses Minderwertigkeitsgefühl auf eine andere Seite zieht und wirklich mal erklärt, dass die Person was davon hat und sich deswegen nicht trennt.

    Zitat Zitat von Thea Beitrag anzeigen
    Es ist doch eher so, dass die Frauen ja immer noch Hoffnung haben, dass der Mann sich ändert (Heulen, Beteuerungen, etc) und dass sie insgeheim denken, dass sie vielleicht nicht unschuldig an der Situation sind.
    Erin Pizzey sagt, dass es gar nicht wenige Frauen gibt, die solche Situationen geradezu herauf beschwören. Wenn die Frauen in Frauenhäusern in der Regel von ihr als genauso aggressiv auf anderer Ebene (verbal, passiv aggressiv oder eben auch körperlich...wenn man geschlagen wird, bedeutet das nicht, dass man nicht auch jemanden geschlagen hat.)
    Wahrscheinlich reicht hier die Überlegung, ob es nur mit einem Mann oder einer Frau so war oder ob das ein Muster ist.

    Was die Änderung des Partners betrifft: es ist doch klar, dass es kein gutes Muster ist und hier irgendwas nicht stimmt. Wie sollte sich das ändern, wenn man sich selber nicht ändert? Beziehungen sind ja von beiden abhängig, dass sich nur der andere ändert, passiert extrem selten und wenn, hat es nichts mit dem Partner zu tun, sondern führt eher zur Trennung von seiner/deren Seite aus.

    Ich sehe schon, Thea, unsere Gedanken gehen in eine Richtung.

    Zitat Zitat von Thea Beitrag anzeigen
    Jedoch sind die Folgen der Gewalt die Frauen angetan wird wesentlich größer schon aufgrund der körperlichen Überlegenheit.
    ..... aber das ist ja hier nicht das Thema ....
    ich glaube auch nicht das man das generell sagen kann. Körperliche Überlegenheit führt nicht dazu, die immer voll zu nutzen, selbst bei Gewalt nicht.
    Aber Gewaltarten müssen nicht körperlich sein. Ich bin sicher, dass Frauen bei verbaler Gewalt mindestens ebenbürtig sind, vermutlich auch so gut, dass einige Männer die Gewaltebene wechseln.


    Ich bin ein Kind einer Beziehung, in der die Mutter den Vater regelmäßig mit Tellern beworfen und geschlagen hat.
    Ich habe die Kindheit als ständigen Terror in Erinnerung und die Angst um meine kleinen Geschwister vergesse ich auch nicht. Die Sache ist die: es ist eben nicht nur eine Geschichte zwischen den Partnern. Es ist sogar eine Sache unter Freunden, wenn Freunde das mit ansehen müssen, allgemein. Aggression wird auch immer weiter gegeben, an andere oder halt selbstverletzend, aber sie verschwindet nicht einfach, weil man sich momentan abgeregt hat. Die Freunde werden nicht selten Blitzableiter, damit man die Beziehung weiter führen kann und den Druck dafür abgebaut hat. Ich finde in dem Fall nicht, dass Verständnis für die Freundin ihr einen guten Gefallen tut, oft hilft man sogar, diese Beziehung zu stabilisieren.
    "Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem."
    Jack Sparrow

  10. #40
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    Man könnt auch fragen, wieviel derjenigen, die als Kinder von den Eltern physische und psychische Gewalt erfahren haben, konfrontieren die Eltern mit deren Fehlverhalten?
    Oder ziehen ihre Konsequenzen?!

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