Ich glaube, der Unterschied ist vor allem emotional. Die Ehe, egal wie man zu ihr steht, hat ein verwurzeltes Image, dass eine eigetragene Lebenspartnerschaft, schon den Begriff finde ich sperrig und technisch, nicht hat. Davon abgesehen finde ich das Recht auf Adoption keine Kleinigkeit, sondern machen für manche einen Teil des Lebensglücks aus, wie bei Frauen allein ja auch schon. Nicht nur für die Eltern, auch für Pflegekinder, die nicht adoptiert werden durften. Selbst wenn man gar nicht adoptieren will, ist es eine Herabsetzung, nicht zum Kreis derer zu gehören, die es überhaupt dürfen. Von daher ist für mich eine Diskriminierung abgeschafft und das begrüße ich. Ich finde den Begriff "Ehe für alle" allerdings missverständlich, wenn es nur um Geschlechter geht. Das impliziert in gewisser Weise, dass auch Ehen mit Kindern, mit mehreren Partnern oder sogar mit Tieren möglich werden - es gibt ja ab und an auf der Welt solche Meldungen. Darum geht es aber in dem Gesetz hoffentlich nicht.
Dass das so ein Riesenthema ist, liegt wohl auch daran, dass der Widerstand erstaunlicherweise bisher so hoch war und obwohl es angeblich nicht viel verändert, selbst in einem Land wie unserem nicht durch ging. Wenn ich das richtig verstanden habe, empfinden heterorexuelle Paare ihre eigene Ehe entwertet. Die Ehe wird meiner Meinung nach nicht dadurch entwertet, dass Ehen zwischen Menschen gleichen Geschlechts geschlossen werden, sondern das Zusammenlebende, wie bei Hartz4, zum Teil die gleichen Pflichten bekommen haben. Das Adoptionsrecht finde ich dagegen völlig veraltet. Natürlich wäre es toll, wenn Kinder liebevoll mit beiden Geschlechtern aufwachsen, aber das müssen nicht unbedingt die Eltern sein. Ich denke hier auch Kinder, die jetzt schon in fast komplett weiblichen Beziehungswelten aufwachsen. Wonderwoman war das einzige überzeugende Beispiel, wie so was gelingen kann.
Ich bin beim Vater aufgewachsen und er hat mir mehr als die Mutter ersetzt, so wie viele alleinstehende Mütter das auch können, wenn der Vater nicht willens oder könnens ist. Warum sollte das mit zweien anders sein, die zudem noch Beziehungsmodelle wie Streit und Beilegung, unterschiedliche Aktivitätsmodelle, aber auch Freude aneinander, trotz Probleme vermitteln.
Merkel sagte, sie glaubt inzwischen, dass das kein Nachteil ist, findet aber die Ehe Mann und Frau vorbehalten. Warum, hat sie nicht gesagt, hätte mich aber besonders interessiert.