Also mein Aufwand pro Tag was Aufräumen mit Putzen betrifft, ist etwa 15 Minuten. Da es wirklich regelmäßig ist, fällt auch nicht mehr an. Klar, wer mich in dieser Zeit sieht, denkt vermutlich auch, ich mach das den ganzen Tag, aber ich hab eine bewusst gewählte kleine Wohnung und bei steht nicht viel herum. Ich kann immer weniger nachvollziehen, warum jemand überhaupt Probleme mit dem Thema hat, dabei gehörte ich früher selber dazu. Ich mag es, die Sachen in meinem Umfeld so zu erhalten, wie es mir gefällt. Mein Einstiegstor war damals Ikea, was mir gefallen hat war, dass es für alles einen eigenen Platz gab, den ich damals noch nicht hatte. In offenen Laden sah ich Sachen, bei denen ich bis dahin nie auf die Idee gekommen war, nur dafür einen Platz zu bestimmen. Letztlich ist Ordnung für mich hauptsächlich Struktur, der Rest funktioniert dann von allein. Wenn es nicht funktioniert, stimmt die Struktur nicht. Dazu gehört, dass die Menge dessen, was man hat, anpasst. Ihn emotionslos wegzuräumen führt dazu, die eigene Energie wirklich für sich nutzen zu können, statt sie sinnlos zu in negativen Gefühlen zu verpulvern.
Ich wische sogar, obwohl ich es nicht muss. Der Saugroboter macht es eigentlich schon so perfekt, dass ich nicht mehr brauche.
Es hat in der Tat weniger mit vordergründiger Sauberkeit zu tun als den Wunsch, eine Sache mal hoch konzentriert und ohne andere Gedanken zu machen - Meditation. Dazu eignen sich gleichförmige Bewegungen hervorragend, dafür gibt es nicht viele Möglichkeiten, Abwaschen ist noch eine, Aufräumen auch. Der japanische Mönch, von dem ich die Inspiration habe, hat es mit dem Gedanken verbunden, den Schmutz des Tages (nicht nur physischen) wegzuspülen und es ist ein hervorragendes Mittel, kleine Ärgernisse auszulöschen. Mir scheint es wesentlich besser zu sein, als jemandem eine blöde Antwort zu geben oder ihn anzugreifen. Die Menschen blasen ihren Frust und ihre Bissigkeiten raus und Dreck fällt auch immer neu an. Warum sollte ich mich über Dreck ärgern, er ist einfach immer da.
Dazu kommt, ich versuche, meinen Körper zu spüren, die Lendenwirbelsäule zu bewegen, den mittleren und unteren Rücken. Da ich ständig sitze, ist der Bereich immer relativ schwach. Als Kind bewegt man sich ständig auf dem Boden, auch wenn man längst laufen kann. Ich lege auch seit einiger Zeit die Wäsche auf dem Boden zusammen. Wenn ich sie dann zum Schrank bringe, gehe ich jedesmal gerade bis unten in die Knie. Mir fällt es jetzt schon viel leichter, als damals, als ich es begonnen habe.
So verbinde ich einige Dinge, die ich vermutlich sonst einzeln machen würde und nebenbei ist hinterher wieder alles in Ordnung.
Wenn ich überlege, wieso das früher alles so schwierig für mich war ist das ganz sicher auch dem Gedanken geschuldet gewesen, dass es ungeliebte Pflicht ist. Wie bei allen Ärgernissen bringt ein völliger Perpektivwechsel das Ende des Frustes, so man danach sucht. Siehe meine Signatur.
"Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem."
Jack Sparrow