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Mäusken
Auch meine Eltern waren parteipolitisch engagiert und die Wahl wurde zelebriert - meine Eltern schmissen extra Sonntagsstaat an, um die 5 Minuten zum Wahllokal zu gehen. Und für mich ist die Wahl auch heute noch ein besonderer Moment, ich genieße die Atmosphäre auf dem Weg ins Wahllokal, die Leute, die zusammenströmen, die würdevolle Ernsthaftigkeit im Wahllokal. Deshalb mache ich Briefwahl auch nur im Ausnahmefall, weil sie mich dieses Erlebnisses beraubt. Allerdings verfolgt die Partei meiner Eltern nicht mehr die selben Ziele, für die sie in meiner Kindheit und Jugend noch stand und für die mein Vater in der Partei, auf Demonstrationen und in der Gewerkschaft gekämpft hat. Ich bleibe lieber meinen Prinzipien treu als einer Partei, egal, wie diese nun heisst.
Schön beschrieben - ich "muss" wg. Wochenendbeziehung immer per Briefwahl wählen und finde es aufgrund Deiner Beschreibungen auch sehr schade. Deswegen freue ich mich immer, meinen Freund zu begleiten - er wollte dieses Jahr auch Briefwahl machen, weil wir erst Samstags aus dem Urlaub zurückkehren und er aufgrund unserer letzten Verspätung-Erfahrung Angst hat, seine Stimme nicht abgeben zu können - ich konnte ihn gerade noch davon abbringen.
Zitat von
Gästin
Ich musste hier doch sehr lachen.
Nach 40 Jahren Wahlhelfer-Dasein habe ich selbst direkt vor dem Wahllokal selten zusammenströmende Leute gesehen (das ging mehr so tröpfchenweise) und Ernsthaftigkeit im Wahllokal auch nicht). Das war immer locker und oft auch lustig.
Ernsthaftigkeit gab es immer erst direkt beim Auszählen, weil keiner scharf drauf war, doppelt zählen zu müssen.
Ich verstehe, was Mäusken meint - mir geht es genauso:
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Mäusken
Mit zusammenströmen meinte ich auch weniger Menschenscharen wie bei einem neuen iphone, als vielmehr, das an einem ruhigen Sonntag Menschen, die auf der Straße sonst eher zufällig wirken, vor allem in einem sonst ruhigen Wohngebiet, doch ein gemeinsames Ziel haben bzw. einem von dort schon entgegenkommen, und je näher man dem Wahllokal kommt, desto mehr Menschen sind auf einmal zu sehen. An meinen letzten beiden Wahllokalen haben sich draußen Grüppchen zum Plausch gefunden, in den Gängen waren die Menschen in Bewegung. Und die sind alle an einem üblichen Sonntag nicht dort. Und die Wahlhelfer wirkten nicht verbissen, ich denke mal, die hatten schon Spaß, wenn gerade kein Wähler im Raum war, aber gaben sich jedoch alle Mühe, einen ordentlichen und vertrauenserweckenden Eindruck zu machen. Und die Wähler sind meistens recht konzentriert, in welchen Raum muss ich, steh ich auf der Liste, ist die Wahlkabine frei. Das ist schon anders als im Supermarkt an der Kasse oder in der Eckkneipe.
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern