Eine Meinung oder eine Einstellung zu einer Sache zu haben, das finde ich toll! Sieht/Hört man auch immer seltener...entweder wird irgendetwas unreflektiert nachgelabert, oder es ist irgendwie einfach egal. So etwa der Status von Politik z.B. in meiner Familie; kann man aber genauso gut bei den Studierenden an der Uni sehen, kommt fast aufs Gleiche raus

Dann finde ich fehlende Bildung, im Sinne von Bildungsverweigerung, schlimm. Und ich meine hier nicht akademische oder Schulbildung (das ist ein anderes Thema). Sondern die völlige Abwesenheit von Selbstreflexion und Welt-Verstehen-und-Hinterfragen-Wollen. Meine Mutter z.B. war Krankenschwester und ist im akademischen Sinne völlig ungebildet. Trotzdem ist sie für mich eine der gebildetsten Personen die ich kenne, weil sie einfach so unglaublich offen ist für neue Gedanken, Fremdes nicht sofort verurteilt und auch mal ernsthaft in sich geht und ihr Denken und Handeln immer wieder hinterfragt. Natürlich auch das von anderen.

Das alles könnte man auch politisches Bewusstsein nennen, das ich an Menschen sehr schätze - der Bereitschaft, Dinge zu hinterfragen und nicht als Naturgesetze wahrzunehmen, kritisch zu sein, nie aufzuhören, Fragen zu stellen und es sich im Hier und Jetzt gemütlich einzurichten. Unkritische Menschen finde ich unerträglich, die Gespräche laufen ins Leere. Da unterhalte ich mich lieber mit meinem Backofen.

Ansonsten meide ich Narzissten wie die Pest. Menschen, die u.a. ihre Launen und Gefühle völlig ungefiltert an anderen auslassen (gerne an Kindern) und auch noch meinen, dass das okay ist und geduldet werden muss. Wenn man sie kritisiert, gibt es einen riesen Stress bis zum Kontaktabbruch. Nee, seitdem ich mich mit Narzissmus intensiv beschäftigt habe, muss ich sagen, dass ich diese "Eigenschaft" fast am schlimmsten finde. Dicht dahinter dann den Rest.

Unpünktlichkeit ist halt so ne kleinbürgerliche Tugend, zugegeben, sie bringt mich auch oft auf die Palme, weil ich sie manchmal persönlich nehme; aber ich versuche dann immer ruhig zu bleiben und, solange es nicht ausartet, es locker zu nehmen. Denn meistens ist es halt nicht persönlich gemeint. Aber das ist auch so ein Thema für sich...

Ansonsten mag ich Menschen, die gut mit anderen Menschen umgehen. Die noch das Ethos der Menschlichkeit leben, sozusagen. Das schließt unbedingt auch mit ein, jemandem mal etwas Ungemütliches zu sagen. Aber: Dabei muss man sich nicht im Ton vergreifen. Sowas hasse ich übrigens auch wie die Pest - Ausfälligkeit. Leute, die auf anderen rumtrampeln und das irgendwie mit "ich bin halt direkt" verwechseln. Kleine Notlügen finde ich übrigens völlig in Ordnung, wenn man damit z.B. einen anderen Menschen schützen kann. Die Denke: "Man darf unter keinen Umständen, niemals lügen", halte ich für sehr gefährlich, weil sie den Kontext ausblendet.

Ich könnte noch Stunden weiter schreiben