Ich habe das einige Jahre lang so gehabt. Meine Eltern haben in Spanien überwintert, ich habe sonst keine Verwandten mehr, einen Partner hatte ich zu der Zeit auch nicht.
Gott sei Dank kann ich mich ganz gut mit mir alleine beschäftigen. Ich habe mir etwas Besonderes, aber nicht Aufwändiges zum Essen besorgt und meist speziell für die Feiertage ein tolles Buch gekauft und/oder Videos ausgeliehen (so war das vor ca. 15 Jahren noch ) und es mir einfach nett gemacht.
Wenn Leute gefragt haben, habe ich einfach gelogen (Kollegen etc. da habe ich dann einfach gesagt "Family", "Das Übliche" oder sowas in der Art) und engen Freunden habe ich deutlich zu verstehen gegeben, das ich klarkomme, kein Mitleid brauche und auch nicht eingeladen werden möchte. Einmal hat mich eine Freundin geradezu bedrängt, dass ich zu Heiligabend zu ihr komme. Sie hat mit ihrer Mutter und ihrer Schwester gefeiert. Für mich war das ein völlig absurder Gedanke und ich habe abgewimmelt. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, dass es bei denen total eskaliert ist mit Vorwürfen, Erbstreitigkeiten und allem Zipp und Zapp. Was hatte ich dagegen für ein tolles Weihnachten - ich habe Stangenbrot mit Aioli gegessen, Rioja getrunken, "Der Schwarm" in einem Rutsch ausgelesen und mich wunderbar entspannt
Kurzum: Es ist eine Frage der Einstellung. Den Gedanken, dass es immer so bleiben wird habe ich aktiv verdrängt. Die Ruhe am heiligend Abend, wenn alle bei ihren Familien sind, habe ich ganz bewusst wahrgenommen, aber ohne mich selbst zu bemitleiden oder zu fragen, ob ich "normal" bin. Man kann es ja für den Moment nicht ändern und sollte sich auch nicht zu sehr von dem ganzen Theater um Weihnachten unter Druck setzen lassen. Und sich auch immer wieder klar machen, dass es bei vielen Familien gar nicht so schön, liebevoll und perfekt ist, wie es nach außen immer dargestellt wird. Lieber alleine als in schlechter Gesellschaft. Ausgelutschter Spruch, aber doch wahr.