Liebe KayLee, du Arme!!! Nachbarn können einem wirklich den letzten Nerv rauben. Und ich kann gut verstehen, dass du dich so unwohl fühlst. Es sind einfach keine guten Schwingungen da, wenn man weiß, dass sich ein Stockwerk tiefer einer über jeden kleineren Lärm aufregt, den man (oder in deinem Fall dein Sohn) verursacht.
Ich finde es echt erschreckend, dass man so wenig bereit ist, sich auf die Existenz von anderen Menschen einzustellen. Diese zwei Stunden am Abend könnte er doch einfach akzeptieren. Man kann mit solchen Dingen auch eine Art Frieden schließen - wenn man will! Aber er will es nicht. Er will einfach sein Ding durchziehen. Puh, seeehr schwierig. Und das ständige Klopfen von ihm, das würde ich selbst schon fast als Belästigung und Eingriff in meine Privatsphäre sehen. Das geht einfach gar nicht. Und ein Kind ist ein Kind und kein Roboter, das rennt, tobt, spielt und schreit auch mal. Punkt. Und du bist wirklich sehr nett auf ihn eingegangen, das muss man schon sagen! Ich denke eigentlich immer, dass man mit Menschen vernünftig reden und diskutieren kann. Aber ich glaube, das ist ziemlich naiv. Wenn er dir jetzt schon solche Nachrichten schickt...ja was denkt der denn? Man kann ein Kind nicht an den Stuhl fesseln, nur damit er fernsehen kann.
Eine kleine Geschichte dazu: Als ich noch studiert habe, habe ich mir in ein Klavier gemietet. Wir wohnten damals in einer 3er WG in einem Mehrfamilienkomplex. Nicht sehr hellöhrig insgesamt. Ich hab vorher mit den älteren Leuten im Haus gesprochen, die das alle schön fanden mit der klassischen Musik. Über uns wohnte ein Pärchen etwa im selben Alter zusammen mit einer Freundin, auch Studenten, drei junge Leute. Da ging ich von aus, dass das kein Problem ist. Zudem man generell auch nicht um Erlaubnis fragen muss, wenn man musizieren möchte. Was habe ich mich da getäuscht!
Jedenfalls habe ich angefangen zu spielen, nie länger als 90 Minuten am Stück. Und ich habe auch nicht nervig herumgeklimpert, sondern habe zu der Zeit wunderschöne Sachen geübt, Chopin, Beethoven, Debussy, Beethoven...Und auch nie zur Abendstunde, denn das kann natürlich schon sehr laut werden. Ich habe mich jedenfalls akribisch an die Ruhezeiten im Haus gehalten. Von den älteren Menschen kam nie ein Piep. Aber das Ende vom Lied war, dass das junge Pärchen jeden zweiten Tag vor meiner Tür stand. Sie könnten so nicht lesen. Sie könnten dies nicht, und das nicht. Wohlgemerkt, Studenten, nicht berufstätig. Die Uni zwei Meter nebenan mit einer riesengroßen stillen Bibliothek. Irgendwann standen sie dann da mit einem genauen Tagesplan, zu welcher Stunde ich wie lange üben könnte. Das war eigentlich schon dreist. Ich hab mich aber drauf eingelassen, sagen wir mal zu 80%. Immer konnte ich mich natürlich nicht dran halten, ich hatte ja schließlich auch ein Leben. Leider war ihnen das auch nicht genug, ständig wurde auf den Boden gehämmert, irgendwann haben sie das sogar gemacht, wenn wir *** hatten. Wenn ich Musik gehört habe und ein bisschen mitgesungen habe. Man hatte bald keine Lust mehr, überhaupt noch einen Piep zu machen. Das Ende vom Lied war, dass ich keine Nerven mehr hatte, auf meinem tollen neuen Klavier zu spielen und es unter Tränen wieder abgegeben habe, da es mich monatlich eine Stange Geld gekostet hatte und es sich einfach nicht mehr lohnte.
Nun kann man das mit einem Kind nicht machen. Deshalb muss der Nachbar sich schon irgendwie drauf einlassen, dass da eben ein Kind im Haus ist. Oder wäre sonst Umziehen für euch eine Option? Klar, es kann irgendwie nicht wahr sein, dass Nachbarn einem so das Leben diktieren. Aber wenn du schon mit den Nerven so blank liegst...da muss einfach eine 180-Grad-Wende von seiner Seite her, sonst wirst du bestimmt irgendwann verrückt, denn dein Kleiner wird ja nicht "leiser" werden - und soll er ja auch nicht! :/ Bei mir war es irgendwann so, dass ich schon nach fünf Minuten spielen so ein Gefühl im Magen hatte, dass es gleich wieder klopft oder klingelt. Ich bin da auch sehr sensibel und finde das Gefühl, dass sich Nachbarn über einen ärgern, einfach unerträglich
Leider zeigt die Erfahrung eben oft, dass viele Menschen sich nicht auf Kompromisse einlassen WOLLEN. Das gibt einem schon echt zu denken. Ich wohne hier in einem extrem hellhörigen Haus von 1900. Wir sind fünf Parteien, alle ziemlich jung. Die Leute trampeln hier durch den Gang und die Treppen hoch und runter, da bin ich am Anfang fast aus dem Bett gefallen (auch kurz vor/nach Mitternacht und morgens um Sechs). Ich käme aber nie auf die Idee, ihnen das zu verbieten. Das wäre einfach übergriffig, also schaue ich jetzt, dass ich damit klar komme, und es funktioniert.