Gestern abend kam eine sehr lange Doku über Zwangsstörungen bei Vox, ich habe es nicht ganz zu ende gesehen, weil ich müde war, aber den Rest aufgenommen zum später gucken.

Es wurden verschiedene Zwangsstörungen und Behandlungsmöglichkeiten gezeigt, die Betroffenen mit der Kamera begleitet und ihre Lebensumstände und ihr Umgang mit der Symptomatik thematisiert. Sehr informativ und respektvoll.

Darunter waren mehrer Tourette Betroffene und eine Szene zeigte wie ein Mann eine Bahnfahrt unternimmt und von den Mitreisenden sehr unfreundlich angegangen wird. Er hatte Geräuschticks, hat also in kurzen Abständen immer wieder laute Geräusche von sich gegeben, die seine Mitreisenden natürlich gestört haben. Ich kann das bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, ich reagiere auch sehr empfindlich auf Geräusche und eine mehrstündige Bahnfahrt unter solchen Umständen würde ich nicht als angenehm empfinden. Trotzdem war ich entsetzt über die Reaktion des Paars. Die haben ihn sehr unfreundlich kritisiert, warum er denn nicht in einem Einzelabteil reisen würde (wer soll das bezahlen?) und es fielen auch so Sätze wie "im Keller einmauern, ganz tief". Schrecklich. Diese fehlende Mitgefühl. Natürlich nervt das aber für die Mitreisenden ist da nach der Fahrt beendet, die Betroffenen müssen fortwährend damit leben. Und die Tourette Betroffenen berichten, dass solche Reaktionen an der Tagesordnung sind und mit ärztlichen Attests wedeln, damit sie nicht geschlagen werden, bzw. eine Frau berichtete, dass ihr schon die Nase gebrochen worden ist.

Natürlich gibt es dumme agressive Menschen. Was mich an dieser Bahn Situation so aufregt ist, dass die beiden Mitreisenden einen ganz normalen Eindruck machten.