Doch.
Ich schon.
Ich bin 45 und bei mir war es wie bei Carrie. 1973 gab es vor allem noch nicht so umfängliche Gelegenheiten, sich zu informieren. Wenn man da an einen Kinderarzt geriet, der das schreien lassen empfahl, dann war das halt so. Meine Güte, tut doch nicht so, als wäre es in den 70ern der Fall gewesen, dass man einem Halbgott in Weiß widersprach.
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern
Doch.
Ich schon.
Viele Eltern wollten sich gar nicht informieren, machen ja heute noch nicht alle. Möglichkeiten gab es schon, wenn man wollte. Sicherlich nicht so umfangreich wie heute, aber heute ist auch echt viel Scheiß dabei.
Kinderärzte haben ich übrigens nie als Halbgott wahrgenommen.
Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)
Das alles habe ich mir mit dem Familienbett erspart. Wenn die Kinder eh bei mir schlafen, brauchen sie nicht nach mir schreien und ich muss weder hingehen noch mich ärgern, dass sie nicht in ihrem Bett schlafen wollen. Ich habe es nie verstanden, warum Babys und Kinder alleine in einem Zimmer schlafen müssen, es sei denn, sie wollen das.
@ Bündel
Man hatte, wenn man nicht gerade sehr ländlich und konservativ lebte, schon in den 70ern jede Menge Möglichkeiten. Die Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie und der Bindungstheorie waren bekannt. Aber du hast recht, nicht voll umfänglich, 1973 war früh.
In den 80ern, von denen ich rede, entwickelte sich die Szene in den Städten dann rasant. Es gab hier schon Schwangerenyoga und ambulante Geburten im Geburtshaus (das inzwischen schließen musste aus haftungsrechtlichen Gründen, also Rückschritt) und teilweise in den KHs selbst. Ich habe 1987 mit meinem ersten Kind drei Stunden nach der Geburt das KH verlassen. Stillen ad libitum, Tragen und nicht schreien lassen waren selbstverständlich. Man musste das halt auch wollen und sich gezielt aussuchen.
Weshalb ich das hier betone – das Bild, das hier teilweise von der Zeit von vor 30, 40 Jahren entworfen wird, ist manchmal so verzerrt und der damaligen Realität so wenig angemessen, dass man einfach widersprechen muss! Aber das wäre mal einen separaten Thread wert. Das Thema Frauenbild, das die heute 30-50-Jährigen von den älteren Frauen, also denen 60+ so haben. Ich wundere mich da sehr. Da schreibt ein 70-Jährige Whatsapp-Nachrichten und wird dafür abgefeiert. Also eine Fertigkeit, die jeder Grundschüler beherrscht, ist bei einer Frau ü60 ein Grund, sie als cool zu betiteln. Geht man davon aus, dass wir die letzten Jahrzehnte unter einem Stein verbracht haben? Wo kommt das her?
Sorry, ist OT, musste aber mal raus.
Choose your battles wisely
Ich bin 45 und mir geht es nicht so wie Carrie und Buendel.
Ich bin nicht traumatisiert sondern von je her anscheinend ein guter Schläfer, zumindest im eigenen Bett. Jeder hat seinen Platz zum schlafen, fertig.
Wach gehalten habe ich nur mein Umfeld, wenn mein Lappi fehlte, ein Moltontuch, an dem ich inklusive rechter Daumen genuckelt habe. Auch der musste nie mit irgendwas behandelt werden, schon im Kiga war das rum.
Ich kenne auch im Umkreis keine dauerhafte wache Mutter. Okee, Zähne machen mal eine Zeit lang die Nächte unruhig aber fix und fertig mit der Welt habe ich bewusst niemanden erlebt. Und ja, ich habe auch soziale Kontakte zu Müttern mit Kindern aller Altersstufen.
Ich bin Jahrgang 82 und wurde noch schreien gelassen. Wie Paulinka aber so schön schrieb war das eben ländlich und auch die nächste Stadt eher klein. Da werde ich mit meinen Tragetüchern heute noch komisch angeschaut, weil niemand dort trägt.
Sonst gab es aber auch schon viel, was wir heute so tun. Und natürlich hat meine Mutter ein Handy und WhatsApp und ist nicht hinterm Mond.
Das sehe ich auch so. Ich habe drei Nächte versucht sie auszuquartieren, weil dann ja nix nach Milch und Mama riecht und ich war fix und alle am letzten Tag, es hat sie genau gar nicht beeindruckt. Ich finde im Freundes- und Bekanntenkreis aber nur sehr wenig Gleichgesinnte, selbst Verständnis ist schwierig. Aber das macht nichts, ich bin überzeugt von unserem Weg und stehe dahinter
What if I fall? Oh but my darling what if you fly? E.H.