Dem schließe mich an. Ich verstehe Weihnachten als festliche Zeit der Rituale unterschiedlicher Herkunft. Christliche Elemente werden mit Volksglauben bzw. vorchristlichen Ritualen vermischt. Meine Oma bestand darauf zwischen den Jahren keine Wäsche zu waschen um das Unglück fernzuhalten, ebenso wird bei uns seit eh und je zur Weihnachtszeit kräftig geräuchert. In meiner Gegend treiben Hullefrauen und Herrscheklaas ihr Unwesen, und wir trinken am 6. Januar traditionell Stärke für das kommende Jahr an.
Für mich ist es eine Zeit des Lichtes und Leuchtens und des Zusammenkommens.
"That men do not learn very much from the lessons of history is the most important of all the lessons of history."
Aldous Huxley
Das finde ich auch. In den ersten Jahren habe ich es gehasst, an Weihnachten einen Tag lang quer durch Deutschland zu fahren, um zu meinen Eltern zu kommen, aber mittlerweile ist es ein ganz nettes Erlebnis. Man sitzt da mit Hunderten anderer Menschen, die das Gleiche vor sich haben. Gegen 17 Uhr, wenn es schon dunkel ist, teilt man sich am großen Bahnhof auf in die kleineren Regionalzüge, bis jeder in seinem Weihnachtskaff angekommen ist.
Seit wir Kinder diese lange Anreise haben - naja, nur ich - hat sich auch der Gottesdienstbesuch erledigt, also kriege ich ziemlich bald nach der Ankuft lecker Kartoffelsalat.
Und Gespräche wie: "Silli, möchtest du auch eine Scheibe Kassler dazu?" "Mami, ich esse seit 20 Jahren kein Fleisch." "Ach, stimmt ja. Dann ein Würstchen?"
Ich persönlich habe lange Jahre überhaupt keine Deko gehabt, a) wegen der Katzen und b) weil ich im Dach wohnte und da sowieso niemand vorbeilief. Dieses Jahr im Erdgeschoss habe ich einen Strauß mit Tannenzweigen vor der Tür und eine Lichterkette in meiner Wachsblume am Fenster.
Meine Mutter macht immer einen Baum, ich würde auch problemlos ohne auskommen. Zum Glück werden inzwischen gegen den Willen meines Vaters keine echten Kerzen mehr verwendet.
These violent delights have violent ends.
Ich mag seit dem Tod meines Vaters vor 10 Jahren kein Weihnachten mehr.
Wir feiern seitdem nicht mehr richtig (= so wie früher) und wir haben bisher kein neues Format gefunden, das uns zumindest so gefällt, dass Weihnachten oder die Vorweihnachtszeit schön ist.
Ich lasse den Advent an mir vorüberziehen. Berufliche Weihnachtsfeiern haben eh wenig mit Weihnachten zu tun, ich gehe höchstens mal auf den Weihnachtsmarkt, um frisches Obst zu kaufen.
Mein Trost: in 14 Tagen ist es wieder für ein Jahr vorbei.