Ja, die Geschlechterrollen waren klar verteilt. Mir wurde immer gesagt: nun sei doch mal wie ein Mädchen Schwierig, wenn man quasi nur mit Jungs aufwächst.
Bei uns war das allerdings nicht so, dass meine Mutter zu Hause geblieben wäre. Sie hat immer gearbeitet. Aber dafür war ja meine Uroma zu Hause, die vermutlich für mich manchmal mehr "Mutterersatz" war. Meine Eltern waren blutjung, die wollten leben, rausgehen, mein Vater hat nachts als DJ gearbeitet, um etwas mehr Geld nach Hause zu bringen. Und mein Vater hatte ja auch immer Bands, hat Musik gemacht und oft hatten sie Samstagsnachts Auftritte.
Oft war aber Samstags bei uns "Fete". Meine Eltern hatten ein offenes Haus, meine Mutter hat dann ein Buffet gemacht (klar, Käseplatte, Mettigel, Nudelssalat etc.) und ich erinnere mich an so manchen Schlagersänger, den ich dann morgensfrüh auf unserem Sofa vorgefunden habe. Wir hatten eine riesige Altbauwohnung in einer alten Villa, der hintere Trakt wurde von meiner Uroma und mir bewohnt, meine Eltern hatten aber nichts dagegen, wenn ich am frühen Abend auch mal mit bei den Gästen saß. Die sahen das total locker und meine Mutter hatte da sowieso eine französische Einstellung, dass Kinder nicht außen vor gehalten werden.
Und gequalmt wurde früher, wie bekloppt. Auch im Auto. Meine Eltern rauchten beide, da wurde auf der Fahrt nach Italien mal kurz auf dem Brenner gelüftet und gut war. Und man hat sich gefragt, warum das Kind es immer an den Bronchien hatte und im Auto fleißig gek.... Aber das war halt so.
Ich weiß nicht, wie das bei euch zu Hause so war, aber bei uns und auch im Umfeld, da liefen Kinder einfach so mit. Klar, meine Eltern haben auf mich geachtet, mir auch Hobbies ermöglicht und unterstützt (Musik, Sport, Theater spielen etc.), aber ja, die Erziehung war autoritär und ganz klar abgegrenzt. Wenn ich auch manchmal so bedenke, was wir als Kinder draußen alles angestellt haben, erstaunlich, dass man die eigene Kindheit überlebt hat. Es wurde halt wenig Gedöns gemacht. Und manches war auch wenig kindgerecht.
Meine Mutter erzählte mir kürzlich, dass sie die Mutter einer früheren Schulkameradin getroffen hat. Die Frau hatte mich wohl gut in Erinnerung. Sie meinte, ich wäre ein immer freundliches und vor allem witziges Kind gewesen. Irgendwie tat mir das gut zu hören, denn meine Kindheit war mit meinem cholerischen Vater ja auch nicht immer einfach.
Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.