Overdressed im Büro

[Gästin]

Na ja, wenn es einen stört heißt das ja nicht, dass es damit vorbei ist. Also muss man einen Weg finden, damit umzugehen.

Für mich hieß und heißt das, ich sehe das lieber positiv als negativ.

Wie würdest du das denn sonst ändern wollen?

[juttali]

Ich arbeite im Labor, was mich aber nicht davon ab hält, mich morgens zu schminken.
Meine Kollegin hat auch ihr Standardprogramm und ich nenne sie ja auch Beautyarbeitskollegin. Wir tauschen uns und auch schon Sachen aus und teilen auch manchmal was.
Nagellack trage ich auf der Arbeit selten, der leidet da sehr.

Betreffend Kleidung : ich bin lässig schick würde ich sagen, gerne und oft Jeans, schon mal schickere Schuhe (ich kann ja bei Bedarf Schutzschuhe anziehen) und Longsleeves oder auch mal ne Bluse.
Aktuell Pulli mit/ohne Rolli oder mit Strickjacke, gerne mit farblich abgestimmtem Tuch.
Aber immer trotzdem so, das mich ein Farbfleck nicht ins Koma bringen würde, also nichts sehr gochpreisiges. Kaschmir bleibt daheim.

[paulinka]

Das schaffe ich zur Not alleine...

[serendipiti]

Bei uns ist für die Männer Anzug Pflicht, Frauen sollten auch schöner angezogen sein, da sie den Umgang mit Kunden pflegen. Sekretariat keine Tops erwünscht. Wir sind die Ausnahme, können auch Jeans tragen. Aber ich trage auch fast immer schwarze Hose und Bluse. Ich mag den Hoodie Look im Büro für mich nicht. Daheim ja. Ich habe mich bis 30 auch mehr geschminkt, jetzt dezenter. Aber ich trage auch etwas und es ist mir egal wen andere ungeschminkt sind. Und ganz interessant, ich als eitler Pfau, die immer Kontaktlinsen getragen hat, trägt jetzt fast immer Brille ( im Büro). Das hätte ich auch nie gedacht.

[Medha]

Ich bin auch eher overdressed, aber als Beraterin ist das total o.k. Hosen trage ich auch privat so gut wie nie, ausser zum Wandern. Auf der Arbeit trage ich knie- bis wadenlange Kleider, mal Wickelkleider, mal Etuikleider, hochwertige Schuhe, Seiden- oder Kaschmirtuch. Dezente Echtschmuckohrringe. Immer geschminkt. Bei den Angestellten kann ich beobachten, dass der Kleidungsstil über die Jahre legerer wird. Das finde ich auch gut, denn niemand muss sich heutzutage mehr für die Arbeit verkleiden. Ab einem gewissen Karrierlevel wird die Kleidung dann aber doch eleganter, es ist schon eine Duftmarke. Und wenn man sich quasi über seinem "Stand" kleidet, dann kommen da schon Bemerkungen, die habe ich am Anfang meines Berufslebens auch bekommen. Nägel die herausschauen, müssen eingeschlagen werden. Ich kleide mich so, dass ich mich selbst gut fühle. Hochwertige, schicke Kleidung gibt mir Sicherheit.

Wenn ich dauernd solchen Bemerkungen ausgesetzt wäre, würde ich schauen, das mit einer humorvollen Bemerkung zu kontern, die aber keinesfalls verletzend oder herablassend gegenüber den anderen wirkt, sondern eher von ein wenig Selbstironie getragen ist. Auf "heute wieder so schick?" evtl mit "Schön dass es Dir so gut gefällt!" "Ja, für meinen heimlichen Zweitjob" "Ihr seid mir halt wichtig, da mache ich schon das beste aus mir!" - alles mit einem herzlichen Tonfall. Aber ich kenne Euren Umgangston nicht und kann nicht beurteilen ob das so geht Auf jeden Fall würde ich gegenüber den Kollegen nichts problematisieren was bis jetzt kein Problem ist.

[daughty]

Mich würde es stören, wenn mein Äußeres ständig bewertet oder kommentiert würde. Ich kenne Leute, die das gerne machen, und auch wenn es nicht böse gemeint ist, will ich es nicht hören. Weder positiv noch kritisch à la "Geht's dir nicht gut?". Nichts gegen ein spontanes Kompliment, aber dieses gegenseitige Bewerten von Äußerlichkeiten unter Frauen geht mir extrem auf den Zeiger.

Das möchte ich voll und ganz unterschreiben. Das ist vielerorts so häufig (egal ob Frau jetzt "zurechtgemacht" oder "nicht zurechtgemacht" sein "soll"), dass es ganz deutlich zeigt, dass Frauen immer noch sehr sehr viel über das Äußere bewertet werden.

Ich finde, dass das Äußere eines Menschen einfach nicht soooo viel Beachtung bekommen sollte. Und das sage ich als Beauty Board-Nutzerin :-).
Meine persönliche Meinung ist, dass Kleidung eine Form von Respekt dem Gegenüber und dem Anlass zeigen sollte, die Umsetzung und der persönliche Geschmack sind für mich irrelevant.
Mit Respekt und Anlass meine ich z. B., dass ich nicht im Schlafanzug zum Zahnarzt gehe, nicht im Bikini ins Restaurant, meine Sachen nicht müffeln und schmutzig sind usw. Ob ich dabei nur Schwarz, nur Grün, ein Ganzkörper-Tattoo, Öko oder Designer trage, ist doch völlig egal.

Ich kann Dich da sehr gut verstehen. Ich gehe meist normal-leger (aber nicht in Wandersachen) ins Büro, aber fast immer geschminkt. Ich mag es überhaupt nicht, wenn erst mal geguckt wird und das kommentiert wird. Eine Kollegin, die selbst extrem ökig ist, hat mal gemeint, mit mir ziemlich biestig diskutieren zu müssen und mir vorgeworfen, dass gebildete Frauen es normalerweise nicht nötig haben, sich zu schminken, das auch oberflächlich wirkt etc. Ich habe sie ziemlich zusammengefaltet und ihr gesagt, dass ihre Aussage extrem frauenfeindlich ist und Feminismus für mich bedeutet, dass man als Frau seinen Lebensentwurf, aber auch sein Aussehen (Kopftuch? Minirock? Geschminkt? Bequeme flache Schuhe?) selbst wählen kann, ohne das Gefühl haben, sich verbiegen zu müssen.

[Gästin]

Na ja, Bewertung, also jemandem einen Wert geben, wäre für mich eher sowas wie krause Haare, krause Gedanken oder enges Top, leicht zu haben oder so, wie deine Kollegin es gemacht hat, daughty, Intelligenz mit bestimmtem Kleidungsstil zu verbinden.

Jemandem zu sagen, dass er schick aussieht und vielleicht noch zu fragen, ob was spezielles ansteht, daraus kann ich keine Bewertung ableiten. Denn dann müsstet ihr euch doch eigentlich fragen, ob ihr da selbst so frei von seit.

Ich persönlich glaube, dass es durchaus "normal" ist, Menschen durch ihr Äußeres wahrzunehmen und darüber auch eine erste Einschätzung zu treffen, sei es auch nur eine sehr oberflächliche. Vielleicht ist das aber auch nur meine Normalität, die sich bei mir selbst durchaus auch durch Äußerlichkeiten ausdrückt; ich persönlich finde es ganz schön, wenn das auch von anderen wahrgenommen wird. Positiv freut es mich, negativ ärgert es mich aber selten, weil da dann jemand (noch) nicht verstanden hat, dass Äußerlichkeiten auch ein Ausdruck von Individualität sind.

[Mäusken]

Im Arbeitsumfeld assoziiert man jemanden, der besser gekleidet ist, mit Ambitionen - es gibt ja die alte Regel, sich mit der eigenen Kleidung eine Ebene nach oben hin zu orientieren - aber in manchen Umfeldern ist es verpönt, sich nach oben zu orientieren, das wird als unsolidarisch der eigenen Ebene gegenüber gedeutet. Manche meinen da gleich, "die hält sich für was Besseres". Da ist es halt die eigene Entscheidung, wie man das gewertet haben möchte. Wenn man aber locker zwei bis drei Ebenen dazwischen auslässt, fällt es wirklich jedem auf.
Ich versuche mit meinem Stil im Büro ein bisschen zeitlose Eleganz mit aktueller Mode überein zu bringen. Dabei will ich aber auch nicht übermässig Pflege- und Bügelaufwand haben, die Kleidung muss unkompliziert anzuziehen sein und sich angenehm tragen, und notfalls will ich nach der Arbeit damit weder im Kino noch im Konzert oder beim Tanzen übermässig auffallen, wenn ich nicht unbedingt zwischendurch zum Umziehen nach Hause fahren will. Ich will insgesamt im Büro nicht auffallen, aber doch, wenn man mich anschaut, gefallen und unterhalten.
Wenn ich Jeans im Büro trage - kommt nicht mehr so häufig vor - dann kombiniere ich trotzdem eher klassisch-sportlich-elegant statt Hoodie-Style - der passt für mich zuhause auf die Couch oder ins Fitness-Studio. Ich arbeite nun mal nicht in einer Hipster-Bude und stehe eher für Seriosität als Kumpelei.

[Amber1975]

Ich bin Reitlehrerin und gehe NIE ohne Mascara, Lidschatten und Mindestens Puder, aber oft auch MU zur Arbeit.
Das mag für einige irritierend sein, aber das macht nichts. Es handelt sich nicht um einen Nobelstall in dem ich arbeite

[kate2]

Wenn ich dauernd solchen Bemerkungen ausgesetzt wäre, würde ich schauen, das mit einer humorvollen Bemerkung zu kontern, die aber keinesfalls verletzend oder herablassend gegenüber den anderen wirkt, sondern eher von ein wenig Selbstironie getragen ist. Auf "heute wieder so schick?" evtl mit "Schön dass es Dir so gut gefällt!" "Ja, für meinen heimlichen Zweitjob" "Ihr seid mir halt wichtig, da mache ich schon das beste aus mir!" - alles mit einem herzlichen Tonfall. Aber ich kenne Euren Umgangston nicht und kann nicht beurteilen ob das so geht Auf jeden Fall würde ich gegenüber den Kollegen nichts problematisieren was bis jetzt kein Problem ist.

Das gefällt mir und werde ich probieren!

Im Arbeitsumfeld assoziiert man jemanden, der besser gekleidet ist, mit Ambitionen - es gibt ja die alte Regel, sich mit der eigenen Kleidung eine Ebene nach oben hin zu orientieren - aber in manchen Umfeldern ist es verpönt, sich nach oben zu orientieren, das wird als unsolidarisch der eigenen Ebene gegenüber gedeutet. Manche meinen da gleich, "die hält sich für was Besseres". Da ist es halt die eigene Entscheidung, wie man das gewertet haben möchte. Wenn man aber locker zwei bis drei Ebenen dazwischen auslässt, fällt es wirklich jedem auf.

Das mag stimmen, in meinem Fall ist es aber so, dass ich mich nicht einmal besonders schick mache, sondern mich einfach so anziehe, wie ich mich auch privat kleide und wie ich zum Bummeln in die Stadt gehen würde. Wir reden hier nicht über Business-Kleidung mit Anzug oder Kostüm. Und ich würde, wie Du auch, einen Hoodie beim Sport tragen, sonst aber eben eher nicht.