Corona Virus

[Peppermintpatty]

Dem würde ich mich anschließen weil unsere aktuellen Einschränkungen nicht schön sind, aber aushaltbar.
Die Versorgung mit Wasser, Strom und Lebensmitteln ist sichergestellt - da gibt es doch ganz andere Entbehrungen.

Ich bin sicher alles andere als begeistert und dass kein Ende absehbar ist, kommt erschwerend hinzu.
Lt. Stressforschern ist das ein erheblicher Stressfaktor, wenn man nicht weiß, wann etwas vorbei ist.
Aber wir (Freunde und Familie) sind bisher nicht schwer erkrankt, haben noch unseren Job und arbeiten fast weiter wie bisher.
Wir können wirklich nicht jammern.

Wenn ich überlege, was die Kriegsgeneration aushalten musste, der Zusammenbruch aller Strukturen, Flucht und Vertreibung ....
Das war nochmal eine ganz andere Nummer.

[astama]

Wenn ich überlege, was die Kriegsgeneration aushalten musste, der Zusammenbruch aller Strukturen, Flucht und Vertreibung ....
Das war nochmal eine ganz andere Nummer.

Das stimmt auf jeden Fall. Wenn ich daran denke, was mein Vater so alles erzählt hat. Der mußte als Jugendlicher auf der Flucht seinen eigenen Vater irgendwo im Nirgendwo eigenhändig begraben. Es gab keine psychologische Betreuung, sie mußten alles für sich selbst verarbeiten.

[Gästin]

Wenn ich überlege, was die Kriegsgeneration aushalten musste, der Zusammenbruch aller Strukturen, Flucht und Vertreibung ....
Das war nochmal eine ganz andere Nummer.

Es wurde aber nach eigenen Erfahrungen gefragt und nicht nach Erfahrungen aus zweiter Hand. Soll man wegen der Erfahrungen der Kriegsgeneration nie wieder etwas schwer oder herausfordernd finden sollen? Damit macht man nur seine eigenen Erfahrungen und Gefühle klein und lernt nicht, die zu verarbeiten und damit zu leben.

[Peppermintpatty]

Das hat niemand gesagt.

[Rani]

Wir haben keinen Krieg sondern ein Virus mit dem wir vermutlich längere Zeit leben müssen.
Es gibt meiner Meinung nach auch keinen Grund klaglos Zumutungen hinzunehmen, weil es früheren Generationen schlechter ging als uns.
Wenn die meisten zufrieden sind und ihnen nichts fehlt ist es doch schön.

[Gästin]

Das hat niemand gesagt.

Was genau wolltest du denn dann sagen?

Rani schreibt sehr schön, was ich auch denke.

[Peppermintpatty]

Ich finde es ganz interessant, die Ausnahmesituation, die wir jetzt erleben, mal mit anderen Ausnahmesituationen zu vergleichen.
Damit will ich die aktuelle Situation in keiner Weise kleinreden, sie ist ohne Zweifel schwierig.

Aber mein Respekt vor denen wächst, die schon noch schwierigere Zeiten gemeistert haben, ist gewachsen.
Nicht mehr und nicht weniger.

[paulinka]

Ich weiß, es ist Whataboutism ... wer heute leidet, dem nützt es emotional wenig, dass andere viel erlitten haben.

Trotzdem: Wenn ich mir nur die Lage der Geflüchteten auf den griechischen Inseln vor Augen führe, dann ist der Gedanke, es fehle mir hier was, einfach lächerlich. Das ist mir näher als der 2. Weltkrieg (obwohl mein Vater auch Soldat war und wohl daran zerbrochen ist), da ich verlässliche Augenzeugenberichte von dort gehört habe. Diese Menschen leben komplett im Niemandsland, seelisch, materiell und sozial, manche hören einfach auf zu sprechen vor Hoffnungslosigkeit. Mitten im Europa des 21. Jahrhunderts und niemanden interessiert es wirklich.

Und ich muss ein wenig räumliche und zwischenmenschliche Bewegungsfreiheit opfern, that's it.

Ich kann aber verstehen, wenn Menschen mit labiler psychischer oder sozialer Situation mehr Druck und Angst verspüren, auch Ängste wirtschaftlicher Art durchleben. Durch mein Alter kenne ich nur Leute, die ihre Schäfchen im Trockenen haben und mehr gesundheitliche als wirtschaftliche Folgen fürchten. Eher fürchtet man für die Kinder, aber unsere sind relativ sicher mit ihren Berufen.
Mich erschüttert Corona nicht wirklich. Ich weiß auch nicht genau warum nicht, aber ist halt so. Es ist "nur" ein Virus, ich habe mehr Angst vor dem, was Menschen anrichten können. Ich rechne allerdings auch fest mit Impfstoff in absehbarer Zeit.

Aber nie hatte ich mehr Angst als vor dem, was mir in meiner katholischen Kindheit von Pfarrern und ihren Apologeten eingetrichtert wurde. Da waren die RAF und Tschernobyl ein Dreck dagegen. Ende 1986 bin ich unbeschwert schwanger geworden, die Angst war zu dem Zeitpunkt schon vorbei.

[Gästin]

Danke für deine Antwort.

Ich persönlich finde nicht wirklich, dass man Ausnahmesituationen miteinander vergleichen kann, nicht mal Kriege untereinander, weil es da immer Unterschiede gibt. Und so wird es wohl auch in Pandemien sein. Der, der grade ums Überleben kommt, ob nun wirtschaftlich, gesundheitlich oder mental, wird sich sowieso wenig im Vergleichen üben. Das kann wohl eher nur der, dem es auch in einer solchen Situation gut geht.

Ich wäre nicht im Ansatz auf die Idee gekommen, die jetzige Situation mit den Kriegserlebnissen meiner Eltern zu vergleichen, so anders empfinde ich die Situation.

Edit: Ich habe eigentlich auch keinen Respekt, dass z. b. meine Eltern persönliich diese Situation "gemeistert" hätten. Das haben sie nicht. Sie haben weitergelebt, aber sie waren Kriegskrüppel und wir Kinder haben das ausgebadet.

[Exuser66]

Als HIV damals ausbrach und man noch gar nicht wusste, was das eigentlich ist, fand ich das auch beängstigend. Tchernobyl war erschreckend. Das Waldsterben sah schlimm aus, das Wettrüsten im Kalten Krieg. Die Atomkraftwerke überhaupt.
Aber alles kein Vergleich mit Corona,
Und alles einschließlich Corona kein Vergleich mit dem Leben meiner beiden Großmütter, die sich durch zwei Kriege gehungert haben, Brüder verloren haben, Söhne verloren haben, Männer jahrelang im Krieg/in Kriegsgefangenschaft, Flucht mit nichts außer dem, was man am Leib trug, ein ganz neues Leben an einem neuen Ort, die eine mit sieben Kindern unterwegs...
Ja, wir wissen nicht, wie glücklich wir großgeworden sind. Und wir haben keine Erfahrung mit Umständen, die beängstigend sind und verunsichernd, und die nicht vorbeiziehen wie die paar Unwetter im Jahr.