Corona Virus

[Mäusken]

Letzte Woche hatte ich (lange geplanten) Urlaub und bin statt meinen geplanten Aktionen nachzugehen zu hause geblieben.

Diese Woche war ich 2 Tage im Büro, danach im Home Office. Getroffen habe ich in den letzten Wochen niemanden, nur mein Freund war am Sonntag bei mir, den ich davor schon länger nicht gesehen hatte, da er krank war. Fitness Studio und Shopping sind schon länger ausgesetzt, außer zum Lidl kurz die Straße runter und einmal im Paketshop, ein Apothekenpaket abholen, war ich nirgends.

Mein Lidl hatte heute mittag alles außer Toilettenpapier. Die Menschen reagieren hier komisch, im Laden weichen sie einander aus, schauen sich noch nicht mal in die Augen. An der Kasse wurden die Abstände weder gefordert noch eingehalten. Ich hab mir mit dem Einkaufswagen und durch mein Verhalten Platz verschafft.

Auf der Straße begegnet man hier praktisch niemanden, wenn doch, das gleiche Spiel: Ausweichen und Vermeiden von Blickkontakt. Von freundlich grüßen kann nicht die Rede sein. Ich halte am Fenster immer mal Ausschau, aber es ist niemand am Fenster zu sehen, wenn jemand auf dem Balkon ist, wird konzentriert ins Handy gesprochen. Im Haus werden gerade zwei Ladenlokale eingerichtet, die Handwerker sind fleißig, machen aber kurz mal Pause auf der Straße, auch hier wird weggeguckt. Zum Glück wird intensiv am Neubau quer über dem Hof gearbeitet, hier herrscht Geschäftigkeit, täglich kommen mehrere Lieferwagen. Im Haus bei mir wird auch seit Tagen fleissig gehämmert und gebohrt. Wenn das nicht wär, wäre es hier richtig unheimlich.

[Gästin]

Ich habe gerade in der Tageszeitung gelesen, dass die Urlauber auf Helgoland und bei uns ihre Unterkünfte verlassen mussten. Das ist friedlich und geordnet möglich gewesen. Die meisten haben damit gerechnet. Auch in der Stadt ist es ruhig, also kein subjektives Empfinden.

Mir macht das wirklich Hoffnung, dass es woanders auch so ist und wir ohne Ausgangssperren auskommen. Beschäftigen könnte ich mich zwar auch so, aber mit den täglichen Spaziergängen ist es einfacher und schöner.

[Mayanmar]

Ich bin ganz allein mit Kater. Meine Mutter war heute nochmal kurz hier, aber wie gehabt, nur eine Unterhaltung vom Wintergarten in den Hof runter. Das ist schon hart. Selbst mit meinen Vermietern oben drüber habe ich derzeit keinen Kontakt, ist aber auch so von beiden Seiten aus Vernunftsgründen gewollt.

ABER:
Ich habe unglaublich viele WA und sonstige schriftliche Kontakte. 2 Freundinnen sind wieder "aufgetaucht", meine beiden Ex-Freunde schreiben in einer fürsorglichen Manier, wie ich sie niemals vorher gekannt habe. Jeden Tag ein langes Telefonat mit Mutti, sogar mehrmals. Gestern 1.5 Stunden mit der Vermieterin telefoniert. Noch nie haben wir uns so gut unterhalten

Und ein Mensch, um dessen Leben ich letzte Woche noch gebangt habe (Unfall im Ausland) ist mir plötzlich so nah, wie nie zuvor. Wir haben vorhin gechattet und es war so anders.

Corona macht mich offener, klarer. "Meine" Menschen sind mir so wertvoll. Auch wenn ich keinen von ihnen sehe. Und es scheint umgekehrt auch so zu sein.

[vivian]

Ich habe immer noch Sozialkontakte Face to Face. Weniger als sonst, keinen Körperkontakt aber ich bin Menschen im gleichen Raum.
Ich sitze mit meiner Kollegin Schreibtisch an Schreibtisch, ein Meter kommt ungefähr hin. Sie hat 1000 Allergien und natürlich Heuschnupfen, diesen Winter sogar völlig ohne Pause, hustet, schnieft und niest eh immer. Ich würde es nicht merken, wenn das Virus hätte, es sei denn, sie fiele vom Stuhl. Wir haben auch mit den Jungs von der IT zusammen im Pausenbereich Kaffeepause gemacht. Der ist allerdings sehr großzügig und wir saßen auf Abstand.
Als ich nach Hause kam, hat meine Nachbarin unten mich im Treppenhaus abgepasst, völlig verzweifelt weil ihr Internet nicht ging und somit das Telefon nicht und ihr Handy hatte so gut wie kein Guthaben mehr. Sie hatte noch kurz ihre Tochter angerufen und gebeten vorbeizukommen, sie hat abgelehnt. Die ist anscheinend komplett paranoid und lässt ihre Mutter einfach hängen. Ohne Telefon. Ich bin ja kein IT-Experte aber einen Router reseten kriege ich gerade noch hin. 15 min später lief es wieder. Sie war so glücklich und dankbar. Hätte ich ablehnen sollen?
Lediglich zu meinem Nachbarn unter mir kein direkter Kontakt, der ist 70 und hat COPD, schickt mir eine WA, wenn er was braucht, Geld kommt per Payapal, Einkäufe stelle ich vor die Tür. Meist höre ich ihn nach Mitternacht durchs Treppenhaus laufen, dann macht er einen Spaziergang. Ich glaube, viele alte alleinlebende Menschen sterben demnächst eher an sozialer Vereinsamung und nicht am Coronavirus.
Das ist einfach so traurig.

[Heather]

Ich habe nun auch eine Arbeitgeberbescheinigung per mail erhalten. Aber es sieht momentan so aus, als würde Berlin nicht dicht machen.

Da ich ins office gehe (Home Office Arbeitsplätze gibt es gerade nur für Schlüsselpositionen und Risikopatienten mit Vorerkrankungen wie Asthma) habe ich auch noch Kontakte, allerdings eben mit sehr viel Abstand. Meetings oder Kaffee-Runden gibt es aber kaum noch. Ich esse auch am Schreibtisch, die anderen auch.

[Heather]

Ganz vergessen, ich hätte da mal eine praktische Frage: kann man Tempo-Taschentücher in der Toilette herunterspülen wie Toilettenpapier? Ich las irgendwio, daß man das zumindest mit Küchenrolle NICHT machen sollte, da dies die Toilette verstopft. Darauf hätte ich in der aktuellen Situation nun überhaupt keine Lust . Was meint Ihr?

[LieseLotte]

Nein, mach das nicht. Die lösen sich nicht mal bei einer 30 Grad-Wäsche auf.

[Saphirblau]

Ganz vergessen, ich hätte da mal eine praktische Frage: kann man Tempo-Taschentücher in der Toilette herunterspülen wie Toilettenpapier? Ich las irgendwio, daß man das zumindest mit Küchenrolle NICHT machen sollte, da dies die Toilette verstopft. Darauf hätte ich in der aktuellen Situation nun überhaupt keine Lust . Was meint Ihr?

Mit Tempos auch nicht, bis auf Ausnahmen natürlich.

[HopiStar]

Die Menschen, bzw. was das Virus mit ihnen macht, macht mir mehr Angst als die Angst vor Covid.

Ich wundere mich gerade über mich selbst. Ich habe heute Nacht eine Stunde geschlafen und teilweise kamen mir immer wieder die Tränen. Dabei haben wir gar keine Ausgangssperre und mein privates Leben hat sich (bis auf die Sorgen) nicht groß geändert (jetzt nicht spontan zum Bummeln oder Shoppen zu fahren, ist für mich eigentlich wirkliche Einschränkung). Trotzdem gehe ich emotional so schlecht damit um.
Ich weiß , ich bin nicht der Typ, der nicht gut mit Veränderung umgeht (wobei ich eigentlich gut damit umgehen kann aber nicht mit dem Gedanken an Veränderung, um es zu präzisieren), ich weiß , ich bin eher Pessimist als Optimist aber das ist meistens zum Selbstschutz (lieber positiv, als negativ überrascht werden) aber wenn ich es beschreiben sollte, dann fühlt sich meine Reaktion momentan so an, wie nachdem die erste große Trauer eines Todesfalls vorbei ist und man den Punkt erreicht hat, wo man weiß , dass es weitergeht aber ein Teil von einem für immer weg ist und es nie wieder wie vorher sein wird.
Und dann die Fragen, ob all die Grenzen, die jetzt geschlossen werden, jemals wieder geöffnet werden, was mit den Flüchtlingen ist, warum hört man da nichts, wo können sie jetzt noch hin, was ist mit den Kriegsgebieten, was ist mit den ärmsten Ländern der Welt, warum hört man dort nichts oder macht der Virus vor gewissen Grenzen Halt.

Wahrscheinlich werde ich ab Montag ein Einzelbüro haben, damit ist die „Normalität“ auf der Arbeit dann auch nicht mehr gegeben.

[Anke B]

Ja Hopi. Das Gefühl, dass etwas unwiederbringlich vorbei ist. Sehr unwirklich alles.

Bei uns ging gestern eine Freundschaft vorbei...