Ja, das ist nun etwas, was auf mich nicht zutrifft und was für mein Leben absolut keine Rolle spielt.
Ja, das ist nun etwas, was auf mich nicht zutrifft und was für mein Leben absolut keine Rolle spielt.
Geändert von Tommasina (03.03.20 um 11:21:07 Uhr)
Ich will es auch nicht anderen aufdrängen, sondern nur darauf hinweisen, dass es diese Sichtweise nunmal gibt.
Pearly, nein Morphium-Spritzen sind keine aktive Sterbehilfe, aber das bewusste Weglassen von Nahrungsmitteln/Flüssigkeit eigentlich schon, zumindest indirekt-aktiv. Und ja da hast du natürlich Recht, es gibt zuviel Leid auf der Welt. Aber wenn man das Leben als Ganzes betrachtet gibt es überwiegend Glück und unermessliche Liebe, zumindest glaube ich fest daran.
Meine Mutter war auch schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vor ihrem Tod mit knapp 90 eher depressiv, ohne dass sie deswegen in Behandlung war. Sie hat ihr Leben zeitweise einfach ertragen und sich so durchgekämpft. Natürlich gab es auch glückliche Zeiten, die aber ständig von irgendwas überschattet wurden. Das klingt jetzt etwas trostlos, zumal Glaube für sie nur eine Äußerlichkeit war, das wurde praktiziert ohne tieferen Sinn.
Ich denke aber, dass es vielen Leuten so ähnlich geht, dass es sicher kein Einzelfall war. Ich habe ihr zwar versucht zu vermitteln, dass das Leben auch dann einen Sinn hat, wenn man diesen nicht direkt erkennt. Sie hatte nie überlegt/versucht ihr Leben zu beenden, hatte aber immer gehofft, dass es irgendwann von alleine passiert, sie wollte auch nie 90 werden, das hat sie immer gesagt. Zum Glück wurde dieser Wunsch erfüllt. Natürlich frage ich mich manchmal, wie es ihr jetzt geht, ob sie wenigstens jetzt zufrieden und hoffentlich glücklich ist?Es wäre für mich traurig zu wissen, dass sie noch da ist aber keinen wirklichen Frieden mit sich und anderen gefunden hat.
Geändert von Belladin (03.03.20 um 11:46:08 Uhr)
Und wer nicht mehr aktiv essen kann, kann auch nicht entscheiden, ob er sterben will oder nicht. Ich kenne noch einige andere Situationen, wo Menschen das nicht mehr entscheiden können. Was ist mit denen? Warum wird denen da etwas vorenthalten? Als wenn Menschen, die schwer krank sind, Schmerzen haben, unter schwerer Medikation stehen, immer die Möglichkeit haben, freie und unbeinflusste Entscheidungen zu treffen.
Theoretisch hört sich das alles gut an, praktisch umzusetzen finde ich das auch im Sinne von Gleichbehandlung deutlich schwerer. Ich frage mich, wie das Länder, wie z. B. die Schweiz regeln, in denen aktive Sterbehilfe legal ist.
Aber allein dieses Betonen, jeder soll selbst entscheiden können oder Tiere (die ja nie einen Willen äußern konnten) erlösen wir auch, trifft es für mich einfach nicht. Das ist für mich zu oberflächlich und kurz gedacht.
Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)
En Sterbender stellt sowieso intuitiv das Essen ein. Außerdem würde es den den Sterbeprozess verlängern.
Von daher finde ich es richtig den Sterbenden nicht künstlich zu ernähren und schmerzstillende Morphiumspritzen zu verabreichen.
Letztere machen aber schon Sinn in dieser Situation, finde ich. Warum sollen sich diese Patienten auch noch mit teilweise unerträglichen Schmerzen herumquälen?
Frieden schafft Reichtum. Reichtum schafft Übermut. Übermut bringt Krieg. Krieg bringt Armut. Armut macht Demut. Demut macht Frieden. - J. G. v. Kaysersberg
Der Satz von Pearly sagt ja, dass diese Spritzen sinnvoll und meist auch notwendig sind. Vllt war der Satz etwas missverständlich formuliert.
Ich frage mich aber auch, ähnlich wie Gästin, wie freiwillig ein Selbsttötungswunsch überhaupt sein kann?
Suizidwillige sind oft gar nicht lebensmüde, kann auch durchaus das Gegenteil der Fall sein! Sie haben einen starken Lebenswunsch, sehen den aber in der jeweiligen Situation nicht als erfüllbar. Ich gehe davon aus, dass die wenigsten Suizide wirklich freiwillig geschehen. Von daher sehe ich eher die Pflicht, andere davon abzuhalten.
Kann trotzdem sein, dass Sterbehilfe in einigen Fällen vllt menschlicher ist. Aber die Frage bleibt dann, wie weit der Betreffende das noch äußern kann. Man kann zwar vorab Entscheidungen treffen, aber man kennt den Ernstfall nicht vorher.
Geändert von Belladin (03.03.20 um 14:23:09 Uhr)
Es kann ja gar keine aktive Sterbehilfe stattfinden, wenn derjenige nicht mehr in der Lage dazu ist, diese anzufordern.
Das müsste man dann VORHER klären (zB als Teil der Patientenverfügung ; wenn, dann...) oder eben ungeklärt den Weg gehen, den es immer gegangen ist und immer gehen wird.
Aktive Sterbehilfe ist eben auch ein Prozess der beginnt, bevor man nichts mehr entscheiden kann und den treffen viele auch nicht im Moment akut sondern mit Vorbereitung usw.
Ich glaube, es gibt auch einen sehr kitschigen Liebesfilm, wo das ganze etwas drüber dargestellt wird, aber im Prinzip läuft es so. Der um Sterbehilfe ersuchende war geistig voll klar.
Never judge a book by its cover...
Genau das habe ich gesagt.
Und was ist, wenn ich das eine verfügt habe, aber irgendwann das andere will? Und das vielleicht gar nicht mehr äußern kann?
Ich habe schon Zeiten gehabt, da war ich vor Schmerzen trotz Schmerzmittel fast besinnungslos und wäre dankbar gewesen, wenn in dem Moment das Leben vorbei gewesen wäre. Wenn mich da jemand bestärkt hätte, womöglich jemand, der einen Haufen Geld für das Bestärken bekommt, na, dann Gute Nacht, Marie, dann wäre ich jetzt nicht mehr und aktuell habe ich gerade unbändige Lust am Leben, auch mit oder vielleicht sogar trotz Schmerzen. Lebenswille und Lebensunlust ist auch ein Prozess und genau das darf man bei all der Verfügerei nicht aus den Augen verlieren.
Die Thematik ist einfach nicht so einfach wie sie scheint und ein Juchhu scheint mir wenig angebracht.
Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)