Liebes Bündelchen, es tut mir sehr leid

Tiere gehen zu lassen ist immer ganz schrecklich, es kann genauso weh tun, wie einen Menschen gehen zu lassen. Manchmal sogar noch mehr. So ein Tier ist vorbehaltlos, es liebt einen bedingungslos, man ist sich seiner Treue stets bewusst, es verletzt einen nicht. Beziehungen zu Menschen sind nicht immer so, deswegen kann der Tod eines Tieres jemanden unter Umständen härter treffen als der Verlust eines Menschen. Man hat einen Gefährten der einen so annimmt wie man ist und einen auch so liebt, ohne Vorbehalte. Der einem immer treu ist. Ich spreche jetzt von unseren Hunden, bei denen ist das ja durchaus so.

Ich verstehe dich sehr gut. Vor 5 Wochen mussten wir unsere 13-jährige Golden Retriever Hündin gehen lassen und ich habe geweint wie ein kleines Kind. 8 Tage zuvor war mein Vater gestorben. Unser Hund war uns nach dem Tod meines Vaters immer noch ein Trost und dann mussten wir sie auch gehen lassen. Es hat mir das Herz zerrissen. Die ganze Zeit ging mir durch den Kopf "Nicht auch noch meine Holly!!" Aber wir mussten sie erlösen, wir wollten sie nicht leiden lassen.

Der Schmerz wird noch lange bleiben. Bei mir ist es auch noch so frisch, und auch wenn sich jetzt ein neuer Hund bei uns eingefunden hat, so fehlt mir unsere Maus noch immer. Sie wird immer fehlen. Vorgestern habe ich einen wunderbaren Tag mit unserem neuen Hund verlebt und trotzdem noch im Bett abends in Erinnerung an sie geweint. Natürlich ist bei mir auch noch der Verlust meines Vaters so präsent, es spielt so viel zusammen. Es hat so viel Verlust gegeben, dass ich, wenn ich zur Ruhe komme, immer wieder noch mit den Tränen kämpfe. Zwei so große Lücken, es tut furchtbar weh.

Ich habe sogar auch noch ein paar Jahre nachdem unser erster Hund, unser irischer Setter, gestorben ist, gelegentlich geweint. Ich vermisse ihn heute noch. Ich bin mit ihm aufgewachsen, er war für mich mein bester Freund und ich habe ihn abgöttisch geliebt. Mein Freund, Beschützer, Seelentröster. Ein großer starker Rüde, der immer auf mich aufgepasst hat. Ich war 9 als wir ihn bekommen haben (er war 1,5 Jahre alt) und 21 als er starb. Unsere Holly und er waren meine Seelenhunde. Blindes Vertrauen auf beiden Seiten. Irgendwann wird der Schmerz weniger und Du kannst Dich mit einem Lächeln an Deinen Kater erinnnern. So war/ist es auch bei mir mit unseren Hunden gewesen.

Ich kann nur sagen, die Zeit heilt die Wunden, auch wenn sie vielleicht niemals ganz geschlossen werden und einem manchmal immer noch ein Stich ins Herz geht. Das kann ein Foto sein oder einfach nur die Erinnerung an eine bestimmte Situation.

Das es für die Tiere stressiger ist zu Hause, kann ich übrigens nicht behaupten. Die Tierärztin kam zu uns nach Hause, hat unserer Maus eine Spritze in den Oberschenkel gegeben, sich dann weit im Wohnzimmer zurück gezogen. Uns Zeit gegeben. Und ich habe den Hund einfach nur sanft im Arm gehalten, gestreichelt und sie ist sanft in meinem Arm eingeschlafen. Sie hat nichts gespürt und hatte keine Angst. Sie war in ihrer vertrauten Umgebung und hatte ihre Menschen (meine Mutter und mich) bei sich. Erst als sie wirklich ganz "weg" war und tief und fest schlief, kam die Ärztin wieder zu uns herüber und hat ihr dann die letzte Spritze in die Vene gegeben.

Wir hätten es nicht beim Tierarzt machen lassen wollen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass unsere Hündin immer sehr easy beim Tierarzt war. Sie hatte keine Angst und keine Agressionen gegenüber dem Tierarzt (bzw. Ärzten, wir waren bei verschiedenen in den ganzen Jahren, in denen wir sie hatten). Keiner unserer Hunde hatte explizit Agressionen gegenüber dem Tierarzt an sich, sondern die Panik kam bei ihnen, wenn sie in die Praxis mussten. Die Gerüche, Geräusche, der Tisch. Da war es dann auch egal, welcher Tierarzt da grade war. Ich bin mir nicht so sicher ob sie das grundsätzlich nur an einer Person und nicht doch auch sehr stark an der Umgebung festmachen, wenn sie in Panik geraten.

Sicher ist es von Tier zu Tier verschieden, ich bin aber eigentlich vom Grundgedanken her immer dafür, das Tier in seiner gewohnten Umgebung gehen zu lassen. Aber egal wie, man sollte dabei bleiben und das habt ihr getan. Beim Tierarzt hätte euer Kater vermutlich auch so reagiert und so hatte er nicht noch vorher den stressigen Transport dorthin. Und er war zu Hause. Ihr wart bei ihm, habt ihn gestreichelt. Niemals hätte ich unsere Hündin in ihren letzten Minuten allein gelassen, ich war es ihr schuldig, bei ihr zu sein, sie zu streicheln und ihr Sicherheit zu geben. Viele meinen ja das nicht zu können...aber man kann. Ich hätte es mir auch nicht verzeihen können, sie nicht so begleitet zu haben. Auch meine Mutter war dabei. Wir haben bei ihr auf dem Boden gesessen. meine Mutter streichelte ihren Körper während ich ihren Kopf in meinem Schoß hielt und leise mit ihr geredet habe.

Es muss Zeit vergehen, es ist schrecklich und ich kann es Dir so gut nachempfinden. Während ich hier schreibe, muss ich grade auch wieder weinen.

Manchen hilft es, sich ein neues Tier zu holen. Manche tun das sofort, andere nach ein paar Wochen oder Monaten. Oder auch gar nicht, das müsst ihr für Euch entscheiden. Wir sind froh unserem armen Hündchen aus Sardinien jetzt ein neues Zuhause gegeben zu haben. Er ist ein Schatz. Aber er ersetzt keinen unserer bisherigen Hunde, das soll er auch gar nicht. Und man vergisst seine vorherigen Tiere ja nicht. Jede neue Hund/Katze-Mensch Beziehung ist anders und neu. Die anderen sind in der Erinnerung sowieo immer da. Es ist kein "Verrat" am vorigen Tier, was manche ja schonmal empfinden können. Aber die Liebe und Zuneigung durch ein neues Tier kann einem helfen, den Schmerz um das verstorbene Tier erträglicher zu machen.

Unser erster Hund ist leider nicht bei uns begraben worden, damals (1998) durfte man das glaube ich noch nicht. Aber ansonsten liegen alle unsere Tiere (auch meine Meerschweinchen und die Katze von meinem Bruder) im Garten von meinem Elternhaus. 4 der Tiere (2 Hunde, die Katze und eins meiner Meeris) haben ein Namensschild bekommen und meine Mutter legt auch immer frische Blümchen dort hin. Wir nenen den Garten manchmal ein wenig scherzhaft "Friedhof der Kuscheltiere". Mit einem lachenden Auge in Erinnerung an sie, mit einem weinenden, weil man sie tief im Herzen immer vermissen wird.

Alles Liebe, fühl Dich gedrückt!

Und sorry, jetzt ist bei mir auch ein Roman geworden, mir gingen zu diesem Thema so viele Gedanken durch den Kopf