Vielen vielen lieben Dank für Eure so liebevollen und verständnisvollen Worte. Sie helfen mir sehr und sie trösten mich ungemein!

Heute ist der 4. Tag und es gibt tatsächlich Momente, wo ich nicht weine. Ich bin das erste Mal wieder im Büro, aber es zerreißt mich innerlich. Alles ist so bedeutungslos. Ich teile mein Leben gerade in "vorher" und "nachher" ein. Ich sehe ihn überall, er kommt um die Ecke, er steht am Stuhlbein und will gestreichelt werden, er kratzt am Brett. Ich höre ihn.
Eure Worte zeigen mir (man weiß das natürlich, aber es ist dennoch so wichtig, es gesagt, geschrieben zu bekommen), dass es irgendwann besser wird. Auch wenn man sich das jetzt überhaupt nicht vorstellen kann.

So langsam kommen quälende Gedanken, dass das letzte, was er von uns mitbekommen hat, dass Einfangen in der Wohnung und dann der Schmerz der Spritze war. Das treibt mich um. Er war immer so ängstlich.

Und letzte Woche Mittwoch habe ich noch so mit ihm geschimpft, weil er ins frisch gewischte gelaufen ist. Ich war oft so ungeduldig – dabei hatte ich jetzt 6 Monate ein Traumleben mit Mann und Katze jeden Tag und habe es nicht zu schätzen gewusst.

Und hätten wir schon eher die Raumforderung in der Lunge nachuntersuchen müssen? Im Mai hätte keine Tierärztin der Welt ihn eingeschläfert – so fit und rabaukig er da noch war. Was er aber größtenteils bis zum Schluss war. Er hat ja zwei Stunden vor der Einschläferung noch nach Mäusen gejagt und ist den Balkon hoch und runter. Deswegen ist die Diskrepanz zwischen todkrank (hat er sich gequält) und lebensfreudig so schwer zu verstehen.

Hilfreich ist, dass zwei Tierärztinnen gesagt haben, dass es jede Sekunde so weit sein könne und er sich dann unermesslich quält. Und er ist ja immer auf Tour gegangen. Der Gedanke, ihm wäre das unterwegs passiert und wir hätten ihn vielleicht nicht gefunden… nein, so ist es dann doch besser gewesen.

Einschläfern in der Praxis wäre ganz schlimm gewesen. Sobald er zu Hause in den Korb musste und dann ins Auto, hat er schrecklich geschrien. Die Augen geweitet, geschrien. Nein, es war gut, dass es zu Hause war und ich bin sehr dankbar, wie es alles gelaufen ist; es hätte alles viel schlimmer sein können.

Bezüglich einer neuen Katze ist es so: wir wollten nie ein Haustier – wir sind dafür einfach nicht gemacht. Verantwortung, Sorgen, Hygiene (ich habe doch den Putzfimmel), zudem verreisen mein Mann und ich sehr gerne und das ging in den letzten Jahren einfach nicht. Ein Urlaub im Sommer, ein (Kurz-) Urlaub im Winter, mit viel Stress, den Charly in die Pension zu bringen (er hat es gehasst- ich habe jedes Mal geweint, weil es mir so leid tat) – wir möchten eigentlich zwischendurch ein paar Tage zur See, in eine Stadt usw. Wir haben immer gesagt, dass wir das machen, wenn Charly irgendwann in 10 Jahren nicht mehr da ist…

All diese Gründe wiegen jetzt nicht mehr, und ja, am liebsten würde ich direkt in eine Notstation, aber leider gibt es noch einen weiteren Grund: Die Gesundheit. Ich habe eine diagnostizierte Katzenhaarallergie (ich konnte mich bei Charly halbwegs immunisieren – das klappt manchmal, dass man es bei der eigenen Katze nicht so schlimm hat) und mein Mann hat seit einigen Jahren immer wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündungen. Auch hier hatten wir Charly in Verdacht – aber wollten es nicht wahrhaben, bzw. hätten keine Konsequenzen gezogen. Sollte sich jetzt zeigen, dass es meinem Mann besser geht, haben wir keine Wahl.