Verhalten in einer Arztpraxis

[Polarlicht]

Stress ist für mich keine Entschuldigung für dauerhaft unfreundliches Verhalten.

Bei uns ist auch oft Stress wegen dauerklingelndem Telefon und die Leute kommen mit allen möglichen Anliegen, die uns teilweise auch erstmal total unwichtig, doof, etc. erscheinen mögen. Wenn man sich aber mal in die Leute hineinversetzt, dann sieht es teilweise schon ganz anders aus.

Ich bin immer zuerst sehr freundlich zu allen, außer die Leute pampen mich gleich an. Das kommt zum Glück selten vor. Wir sind aber auch kein Dienstleister, daher halten sich vielleicht viele etwas zurück. Höchstens das "tolle" Argument, dass sie uns mit ihren Steuergeldern bezahlen, kommt manchmal

[Adrienne]

Ich sag auch nicht, dass es eine Entschuldigung dafür ist.
Man darf nicht immer von sich auf andere schließen. Ich denke, die Ärzte kennen ihre Pappenheimer und nehmen diese bewußt inkauf, aus welchen Gründen auch immer.

[Exuser69]

Ganz so ist es auch wieder nicht. Bei einer meiner Ärztinnen gibt es auch eine Sprechstundenhilfe, die immer lauthals verbreitet hat, weswegen die einzelnen Patienten hier sind. Ich hab dann die Ärztin darauf angesprochen (sie wusste es nicht) und seitdem ist Ruhe damit.
Bei einer anderen Ärztin war ca. 10 Jahre eine Sprechstundenhilfe, wo man auch glaubte, diese wäre unersetzbar. Sie war sozusagen die "Herrin" im Vorzimmer der Ordination. Dann ist sie von selbst gegangen und eine Zeit lang gab es wechselnde Angestellte. Nach ca. 6 Monaten fand sie einen guten Ersatz, eine freundlichere und sehr fähige Mitarbeiterin, die alles managt. Es ist also möglich, jeder ist ersetzbar - wie überall im Job.

Oft ist es doch so. Deine Ärztin hat Glück gehabt. Arthelferinnenberufe sind so gnadenlos unterbrzahlt, dass sie kaum noch jemand machen möchte. Daher ist ea unfassbar schwer gescheites Personal zu finden. In so einen Praxisablauf kannst du einen eben auch nicht mal eben in 2 Wochen einarbeiten. Das dauert Monate.

[Blondie1]

Du kennst dich damit viel besser aus, bellamo, da du auch bei einem Arzt arbeitest. Ich kann nur meine Eindrücke als Patientin wiedergeben.
Wenn eine Arzthelferin wirklich gut ist, warum bezahlt ihr der Chef/Arzt dann nicht ein angemessenes Gehalt?

[SusannBe]

Oder vielleicht es gegenteilig versuchen? Zu Weihnachten mal eine nette Karte mit einem Scheinchen, sowas wirkt oft Wunder...selbst erlebt!

[Saphirblau]

Oder vielleicht es gegenteilig versuchen? Zu Weihnachten mal eine nette Karte mit einem Scheinchen, sowas wirkt oft Wunder...selbst erlebt!

Wenn jemand nur deswegen freundlich ist, dann kann ich darauf verzichten. Wenn ich einen Beruf ergreife, in dem ich mit Menschen, noch dazu mit kranken/alten Menschen zu tun habe, dann gehört der anständige Umgang mit diesen Menschen auch mit dazu. Ansonsten setze ich mich besser an einen Schreibtisch und malträtiere das Papier.

[Exuser69]

Du kennst dich damit viel besser aus, bellamo, da du auch bei einem Arzt arbeitest. Ich kann nur meine Eindrücke als Patientin wiedergeben.
Wenn eine Arzthelferin wirklich gut ist, warum bezahlt ihr der Chef/Arzt dann nicht ein angemessenes Gehalt?

Dafür gibt es in den meisten Kammerbereichen Tarifverträge. Dort wo das Gehalt frei verhandelbar ist, wird sich in der Regel daran orientiert weil die überall ähnlich sind. Es gibt kaum "Nachrücker". Als ich vor 17 Jahren meine erste Stelle als ausgelernte Helferin hatte, habe ich für eine Vollzeitstelle 1150 Euro BRUTTO bekommen. Das waren knapp 900 Euro netto. Bei Arzthelferinnen und Tierarzthelferinnen ist das ja ähnlich. Dadurch gab es schlussendlich nur noch sehr wenige, die überhaupt die Ausbildung machen wollten. Sehr viele haben sich aber auch komplett andere Jobs gesucht. Ich persönlich hatte mich damals nicht wirklich damit befasst, was das Leben so kostet und, dass das quasi nix ist. Dadurch ist ein Fachkräftemangel entstanden. Mittlerweile sind die Gehälter gestiegen. Man verdient nicht "gut". Aber ich komme aus und kann sogar was für Urlaube oä auf Seite legen
Ich lese aber mittlerweile die lustigsten Stellenanzeigen in denen einem das blaue vom Himmel versprochen wird. Ich habe sogar mal eine Anzeige gelesen, da wurde einem nach 4 Jahren Betriebszugehörigkeit eine Weltreise versprochen so verzweifelt sind sie mittlerweile. Ich denke also, wenn man eine fachlich fähige Angestellte hat, schmeißt man die nicht einfach so raus.
Unfreundlichkeit geht aber natürlich trotzdem nicht. Es gehört zum Job auch dann freundlich zu den Patienten zu sein, wenn man grad am liebsten allen eins überbraten will. Manchmal muss man dann halt ein guter Schauspieler sein.

[Miss Dior]

Wenn jemand nur deswegen freundlich ist, dann kann ich darauf verzichten. Wenn ich einen Beruf ergreife, in dem ich mit Menschen, noch dazu mit kranken/alten Menschen zu tun habe, dann gehört der anständige Umgang mit diesen Menschen auch mit dazu. Ansonsten setze ich mich besser an einen Schreibtisch und malträtiere das Papier.

Richtig!

[PEARLI]

Wenn jemand nur deswegen freundlich ist, dann kann ich darauf verzichten. Wenn ich einen Beruf ergreife, in dem ich mit Menschen, noch dazu mit kranken/alten Menschen zu tun habe, dann gehört der anständige Umgang mit diesen Menschen auch mit dazu. Ansonsten setze ich mich besser an einen Schreibtisch und malträtiere das Papier.

das stimmt!

[Blondie1]

Danke für den ausführlichen Einblick, bellamo! Hätte nicht gedacht, dass es so wenig ist, denn der Beruf ist sicher auch fordernd - der Umgang mit sovielen verschiedenen Menschen(typen), dazu noch organisatorisch top und man soll immer gut drauf sein, lächeln und freundlich sein. Diese Versprechungen wie Weltreise sind natürlich ein Lockmittel, wäre interessant, ob das dann auch vertraglich festgehalten wird.
Aber zumindest einen Vorteil hat der Beruf - ihr hab Berufskleidung, d.h. weiße Kleidung in der Praxis (zumindest in AT ist das so) und müsst euch nicht so viele Gedanken ums Outfit machen bzw. halten sich die Kosten dann auch in Grenzen. Wir in der Bank müssen immer tiptop gekleidet sein, das geht erstens ins Geld und dann kostet es auch Zeit, sich täglich schick zu machen. Manchmal beneide ich Menschen in Berufen, die "Uniform" tragen. ;-)