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Gästin
Ja, schlechtes Gewissen, sehr sogar.
Ich kann mir manches erst angucken, seitdem ich nicht mehr verheiratet bin. Und das tue ich auch. Gerade in Italien, nicht nur in der Toscana, finde ich fast alles zu voll und mir wäre es deutlich lieber, ich müsste nicht Teil des Massentourismus sein. Aber ich wüsste gar nicht, wo das noch möglich ist, auch nicht außerhalb Italiens.
Ich selber lebe ja auch in einem Urlaubsort und habe über die Zeit die Entwicklung von einem reinen Sommerbadeort zu einem Ganzjahresurlaubsort mitgemacht. Nie hat man seine eigene Stadt mehr für sich, kann mal eben schnell noch was erledigen, weil man nirgendwo mehr einen Parkplatz bekommt und wenn doch, der sündhaft teuer ist. Und jeder Tourist erwartet vom Einheimischen Rücksichtnahme, weil er ja das Geld ranschleppt, von dem die Stadt lebt. Und die Stadt steckt das Geld in die Tourismusgebiete, damit sie zuverlässig weiterhin Geld ranschleppen.
Nur sehen sich die wenigsten als Teil des Tourismusses. Helgoland und die Düne sind ein gutes Beispiel, quasi Tourismus in Reinkultur. Allerdings sehen sich die Urlauber, die dort übernachten oder campen schon anders als die Tagestouristen. Nur ohne die würde die Insel gar nicht überleben können.
Ich finde die Thematik Tourismus ganz vielschichtig und schwierig.
Airbnb nutze ich nie. Das versaut jede Stadt, in dem es Anwohner vertreibt und Arbeitsplätze im Hotel- und Gastgewerbe vernichtet. Daran will ich mich nicht beteiligen.
Das ist gut zusammen gefasst. Bis auf den Teil zu AirBNB gehe ich da mit.
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Gästin
Ja, Luna Chiara, eigentlich ist es egal, wie man es macht, es wird kein Problem gelöst.
Das ist die Sache - wie gesagt, ich (!!) denke, dass auch Hotels und Gastgewerbe durchaus problematische Seiten hat, die wiederum Konzepte wie AirBNB nicht haben. Dafür wiederum andere negative Aspekte. Es ist immer ein Problem, wenn estwas zu viel wird und wird/sollte reglementiert werden, bzw. eine natürliche Entwicklung nehmen.
Ich finde im Übrigen die unglaubliche Zunahme an Camping schwierig. Da geht es auf einen Kollaps zu. Und dabei wird es noch als lobenswerter Individualtourismus verkauft. Wenn ich sehe, wie inzwischen alles von Wohnwagen und Wohnmobilen verstopft wird, sehe ich das anders. Mit all den negativen Begleiterscheinungen (Müll bei gleichzeitig fehlender Infrastruktur usw.).
Ich fürchte, bei allen gewünschten Vorteilen (die Welt sehen, ein offenerer Blick auf die Welt usw.) muss der Tourismus nachlassen - so kann es nicht weitergehen. Und ja, ich weiß, dass ich Teil des Problems bin.
Dieses Jahr war es auf Sardinien so unfassbar voll, wie ich es nicht befürchtet hatte. 2013/2014 quasi noch Geheimtipp, 2017 moderat voll, war es in diesem Jahr nahezu nicht mehr erträglich. Mit allem, was dazu gehört: Parkplätze, völlig überforderte Infrastruktur usw.). Es ging uns wie Tomasina - es war irgendwie nicht mehr "unser" Sardinien, nicht mehr "unser" Alghero und wir haben uns quasi verabschiedet.
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern