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Thema: Overtourism

  1. #1
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    Standard Overtourism

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    Dieses Thema beschäftigt mich gerade sehr.
    Es betrifft natürlich ganz Europa (resp. bestimmte Gegenden weltweit), ich beschränke mich jetzt mal auf Florenz/Toscana.

    Eine Autorin des Magazins The Florentine hat gestern ein Bild der Via dei Neri in Florenz auf IG gepostet, bei dem mir echt übel wird.
    Ich kann dieses eine Bild nicht verlinken, aber ähnliche
    https://media-cdn.tripadvisor.com/me...-di-pasqua.jpg

    https://media-cdn.tripadvisor.com/me...ico-vinaio.jpg

    Ursprünglich gab es hier 1 Paninogeschäft, All' antico Vinaio. Durch zig Posts auf IG und tiktok wurde dieser Paninoladen zum Hype. Immer mehr Kunden wollten hier und nur hier ein belegtes Brot kaufen. Die Folge: Antico Vinaio kaufte die Geschäfte unmittelbar neben ihrem Laden und eröffnete darin Ableger. Nun gibt es 4 Antico Vinaio in der Via dei neri.
    Es gibt Wartezeiten von über 1 Stunde. Um ein Panino zu kaufen!
    Das führt dazu, dass die Leute sich, wenn sie endlich, müde geworden vom Anstehen in der Hitze, ihr Brot haben, sich auf den Randstein setzen (eigentlich verboten), ihr Brot dort essen (ebenfalls verboten) eine Riesensauerei hinterlassen und sogar des öfteren in die Blumenkübel pi..... (Das Benehmen mancher Touristen ist eine Schande)
    Für die Anwohner ist hier kein Durchkommen mehr.
    IG und tiktok sind bezüglich Overtourism eine Seuche!

    Ich habe hier im Board schon öfter Beauties per PN Tipps für Florenzbesuche gegeben.
    Zuletzt ausführlich im Sommer 2021, damals war es 'dank' Corona unglaublich schön, Florenz zu besuchen.

    Inzwischen würde ich allen raten: Nicht Hinfahren, jedenfalls nicht zwischen Mai und mindestens Ende September.
    Ich selber bin echt im Clinch, auch wegen Airbnb, welches wir in den letzten paar Jahren zu schätzen gelernt haben. Wir fahren seit 32 Jahren jedes Jahr nach Florenz, bis vor 6 Jahren immer in kleine Hotels oder B&Bs.
    Da ich wegen meiner Beinschmerzen nachts oft nicht schlafen konnte und froh war, etwas herumwandern zu können, ohne meinen Mann zu stören, wichen wir dann auf Wohnungen auf Airbnb aus. Mit schlechtem Gewissen.
    Die Einheimischen finden wegen Airbnb keinen Wohnraum mehr
    Florenz hat nun, als erste Massnahme eine Mindestübernachtung von 2 Nächten in Ferienwohnungen eingeführt.

    Im übrigen ist natürlich nicht nur Florenz von Overtourism betroffen, sondern auch andere Hotspots in der Toscana, wie San Gimignano, Siena, Pisa, Pienza, Lucca, Cortona etc.

    Sorry, es wurde nun ein Roman, meine Frage: Hat das Bewusstsein des Problems Overtourism Einfluss auf eure Urlaubsplanung?
    Reist ihr, (wie ich, trotz strikter Nutzung von ÖV) mit schlechtem Gewissen?
    Macht ihr euch Gedanken über Overtourism, wählt ihr euer Reiseziel entsprechend aus?
    Für mich kommt Florenz in Zukunft wohl wieder nur im Dezember oder Januar infrage....

  2. #2
    Avatar von Medha
    Medha ist offline Spritzenkassen Anwärterin
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    Ja, ich mache mir schon lange Gedanken darüber, abgesehen davon dass ich gar nicht dort sein möchte, wo so viele Menschen sind. Im Spiegel war vor 2-3 Wochen eine sehr ausführliche Titelstory zur Entwicklung des Tourismus, auch auf globaler Ebene. In China entwickelt sich eine starke Mittelschicht und damit steigt die Zahl der Menschen, die in der Lage sind zu reisen. Die Weltbevölkerung wächst und auch der Wohlstand in vielen Ländern. Es wird überall voller und teurer. Platz muss mit Geld bezahlt werden. Ich hoffe, dass es mittelfristig zu Limitierungen kommen wird, die nicht in erster Linie über den Preis, sondern über die Vorlaufzeit oder ähnliches geregelt werden.

    Wir haben unsere Campingausrüstung aufgestockt, wir fahren mit unserem kleinen Honda Jazz und Zelt oder mit Rucksack und kleinem Zelt und öffentlichen Verkehrsmitteln und hoffen, dass wir das noch sehr lange können. Wir mögen die Herausforderung draussen. Anfang Juli waren wir eine Woche auf Helgoland zelten. da muss man mit langem Vorlauf reservieren und ist sehr eingeschränkt, wenn das Wetter mies ist. Wir hatten teilweise Regen und Sturm, waren aber gut vorbereitet und haben die Zeit sehr genossen. Auch der Zusammenhalt und Teamgeist auf dem Campingplatz war grandios. Vielleicht ist das auch ein schöner Aspekt beim Reisen - Gleichgesinnte zu treffen. Wir haben eine naturkundliche Führung gemacht, die von einem Ehrenamtlichen geleitet wurde, der jedes Jahr 3 Wochen seines Urlaubs auf Helgoland dafür verbringt.

    Meine Schwester und ihr Mann haben sich gerade einen Wohnwagen gekauft. Wir setzen im Urlaub mehr und mehr die Priorität einfach draussen zu sein und Gegenden zu entdecken, die nicht gehypt werden. Florenz und Venedig wollten wir im Herbst 2020 (?) besuchen mit der Bahn, da hat uns die Herbstcoronawelle einen Strich durch gemacht und im Moment verspüre ich wenig Wunsch nach Städtereisen. In Hamburg zu sein reicht mir schon, Berlin ist auch gut. Und ansonsten geniessen wir unsere freie Zeit mit Freunden und Familie, gutem Essen und Getränken im jeweiligen Garten oder bei uns auf dem Balkon.

    Wir waren lange Jahre gern auf Sansibar, aber da gibt es das Problem auch und wir haben uns davon verabschiedet, dort im Abstand von 3-5 Jahren regelmässig Strandurlaub zu machen. Es wird immer voller und die Art des Publikums dort wird auch immer gewöhnungsbedürftiger. Früher waren dort nur Menschen, die clever genug waren, sich das selbst zu organisieren. Einen gewissen Horizont hatten und offen waren für eigene Erfahrungne. Pauschaltourismus gab es fast gar nicht. Durchs Internet und Buchungsportale ist es auch für die Klientel, die nur konsumiert, zu einfach geworden zu reisen.
    Geändert von Medha (29.07.23 um 18:12:29 Uhr)
    “There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)

  3. #3
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    Was macht es denn für einen Unterschied, ob man nur eine Nacht oder 2 oder 5 Nächte in der AirBnB übernachtet? Die Wohnung ist für den Bürger der Stadt verloren. Ich denke, es gibt auch in jeder Stadt Pensionen oder Hotels.
    Ich sah aber Fotos von Venedig, mit den vielen Menschen. Dort kann und möchte ich nicht sein.
    Geändert von Cara (29.07.23 um 18:11:21 Uhr)

  4. #4
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    Da sprichst du was an…
    Das Problem gibt es ja nicht nur in Italien, Sylt z.B. hat ja ein ähnliches Thema.
    Wir mögen es generell nicht voll und überlaufen und wählen dementsprechend unsere Ziele. Z. B. Reisen wir in den Sommermonaten gar nicht sondern nutzen Vor- und Nachsaison, gerne auch Januar Februar.
    Allerdings ist es für Familien mit Kindern oder dem Wunsch nach Strandurlaub schwieriger sich entsprechend zu verhalten.

  5. #5
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    Ich fand es im Mai 2005 im Florenz schon so überlaufen, dass ich seither nicht mehr hin wollte und froh bin, dass ich immerhin 3x da war (wenn auch nix gegen Tommasina).

    Ebenso geht es mir mit vielen anderen Orten. 2011 waren wir in Vietnam nach unserer Besichtigungstour auf der Insel Phu Quoc, auf der es damals nur ganz wenige Hotels und noch weniger asphaltierte Straßen gab. Vor ein paar Jahren sah ich in einer TV-Doku, dass es nun die totale Partyinsel ist.

    2019 guckten wir direkt von dem kleinen Altstädtchen von Kotor (Montenegro) auf eine riesige Wand von Kreuzfahrtschiffen.

    Außerdem finde ich, dass überall die Eintritte inzwischen sehr teuer geworden sind. Wenn es nicht die Kirche selbst ist, dann der Teil, in dem die wertvollsten Kunstwerke zu sehen sind.

    Usw. usf. Klar, ich habe beim Tourismus auch mitgemacht, und das überwiegend gerne.
    Dieses Jahr machen wir nochmal eine Fernreise (nach Südafrika). Danach weiß ich momentan nicht, ob ich überhaupt nochmal verreisen will.
    Geändert von Chiquitita (29.07.23 um 18:47:34 Uhr)

  6. #6
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    Zitat Zitat von Cara Beitrag anzeigen
    Was macht es denn für einen Unterschied, ob man nur eine Nacht oder 2 oder 5 Nächte in der AirBnB übernachtet? Die Wohnung ist für den Bürger der Stadt verloren. Ich denke, es gibt auch in jeder Stadt Pensionen oder Hotels.
    Ich sah aber Fotos von Venedig, mit den vielen Menschen. Dort kann und möchte ich nicht sein.
    Sie wollen erreichen, dass wieder vermehrt Hotels und B&B gebucht werden müssen und dadurch die Nachfrage nach Wohnungen zurückgeht.
    Wahrscheinlich ist es Wunschdenken.
    Dario Nardella, der Bürgermeister von Florenz sieht das auch so (dass es nichts nützt) und wollte die Vermietdauer von Wohnungen auf (glaube ich) 60 Tage/Jahr beschränken, konnte dies aber nicht durchsetzen.
    Zudem dürfen keine neuen Wohnungen angeboten werden, die weniger als 30 Tage gemietet werden dürfen.
    Das schon bestehende Angebot betrifft es nicht.

    Für die Einwohner ist Airbnb wirklich die Pest, es gibt ja inzwischen viele Städte, die die Nutzung einschränken.

  7. #7
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    Zitat Zitat von Chiquitita Beitrag anzeigen
    Ich fand es im Mai 2005 im Florenz schon so überlaufen, dass ich seither nicht mehr hin wollte und froh bin, dass ich immerhin 3x da war (wenn auch nix gegen Tommasina).
    Hej, ich nehme das persönlich

    Nein, Spass.
    Wir fuhren fast ausschliesslich, mit ganz wenigen Ausnahmen, im Dezember nach Florenz.
    Zum ersten Mal, wie gesagt, vor 32 Jahren, es hatte einige Amis und das wars eigentlich, also sehr angenehm.

    Zu Coronazeiten waren wir 2x im September dort und es hatte sehr wenig Touristen, es war einfach toll.
    Dieses Jahr im März sah es anders aus
    Da uns im Laufe der vielen Jahre Florenz ans Herz gewachsen ist, möchte ich es nicht einfach aufgeben.
    Wir werden es wohl wieder mal im Dezember oder Januar versuchen und die Entwicklung genau beobachten.

  8. #8
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    Gedanken mache ich mir in dem Sinne darüber, dass ich Menschenmassen hasse und solche Orte meide wie der Teufel das Weihwasser Wir waren ein Mal im Sommer auf Rügen (in Binz), das war die Hölle und ich möchte sowas nicht wieder machen. Mich zieht es eher in fast menschenleere Gegenden. Letztes Jahr waren wir in Dänemark und hatten dort den ganzen Strand für uns

    Der einzige Ort mit relativ viel Tourismus, der mich noch interessieren würde, wäre Island. Aber ich denke, dort sind Zustände wie in Italien noch nicht gegeben.

  9. #9
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    Dort, wo wir immer in die Berge fahren, hat sich in den letzten 30 Jahren auch viel getan. Dennoch gibt es keinen übermäßigen Tourismus, sonst würde ich mich anderweitig umschauen. Ich schätze die Ruhe und einsame Wege und selbst wenn man als Familie mit Schulkind Angebote wie Seilbahn oder Spielplätze nutzt, kommt man sich nicht wie im Urlaub während der Hauptsaison/Ferien vor. Dafür gibt's halt eben auch nicht an jeder Ecke eine Seilbahn, nichtmal einen Bäcker

  10. #10
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    Zitat Zitat von Tommasina Beitrag anzeigen
    Dieses Thema beschäftigt mich gerade sehr.
    Es betrifft natürlich ganz Europa (resp. bestimmte Gegenden weltweit), ich beschränke mich jetzt mal auf Florenz/Toscana.

    Eine Autorin des Magazins The Florentine hat gestern ein Bild der Via dei Neri in Florenz auf IG gepostet, bei dem mir echt übel wird.
    Ich kann dieses eine Bild nicht verlinken, aber ähnliche
    https://media-cdn.tripadvisor.com/me...-di-pasqua.jpg

    https://media-cdn.tripadvisor.com/me...ico-vinaio.jpg

    Ursprünglich gab es hier 1 Paninogeschäft, All' antico Vinaio. Durch zig Posts auf IG und tiktok wurde dieser Paninoladen zum Hype. Immer mehr Kunden wollten hier und nur hier ein belegtes Brot kaufen. Die Folge: Antico Vinaio kaufte die Geschäfte unmittelbar neben ihrem Laden und eröffnete darin Ableger. Nun gibt es 4 Antico Vinaio in der Via dei neri.
    Es gibt Wartezeiten von über 1 Stunde. Um ein Panino zu kaufen!
    Das führt dazu, dass die Leute sich, wenn sie endlich, müde geworden vom Anstehen in der Hitze, ihr Brot haben, sich auf den Randstein setzen (eigentlich verboten), ihr Brot dort essen (ebenfalls verboten) eine Riesensauerei hinterlassen und sogar des öfteren in die Blumenkübel pi..... (Das Benehmen mancher Touristen ist eine Schande)
    Für die Anwohner ist hier kein Durchkommen mehr.
    IG und tiktok sind bezüglich Overtourism eine Seuche!

    Ich habe hier im Board schon öfter Beauties per PN Tipps für Florenzbesuche gegeben.
    Zuletzt ausführlich im Sommer 2021, damals war es 'dank' Corona unglaublich schön, Florenz zu besuchen.

    Inzwischen würde ich allen raten: Nicht Hinfahren, jedenfalls nicht zwischen Mai und mindestens Ende September.
    Ich selber bin echt im Clinch, auch wegen Airbnb, welches wir in den letzten paar Jahren zu schätzen gelernt haben. Wir fahren seit 32 Jahren jedes Jahr nach Florenz, bis vor 6 Jahren immer in kleine Hotels oder B&Bs.
    Da ich wegen meiner Beinschmerzen nachts oft nicht schlafen konnte und froh war, etwas herumwandern zu können, ohne meinen Mann zu stören, wichen wir dann auf Wohnungen auf Airbnb aus. Mit schlechtem Gewissen.
    Die Einheimischen finden wegen Airbnb keinen Wohnraum mehr
    Florenz hat nun, als erste Massnahme eine Mindestübernachtung von 2 Nächten in Ferienwohnungen eingeführt.

    Im übrigen ist natürlich nicht nur Florenz von Overtourism betroffen, sondern auch andere Hotspots in der Toscana, wie San Gimignano, Siena, Pisa, Pienza, Lucca, Cortona etc.

    Sorry, es wurde nun ein Roman, meine Frage: Hat das Bewusstsein des Problems Overtourism Einfluss auf eure Urlaubsplanung?
    Reist ihr, (wie ich, trotz strikter Nutzung von ÖV) mit schlechtem Gewissen?
    Macht ihr euch Gedanken über Overtourism, wählt ihr euer Reiseziel entsprechend aus?
    Für mich kommt Florenz in Zukunft wohl wieder nur im Dezember oder Januar infrage....
    Na ja, wenn du jetzt die Nebensaison nutzt und andere auch so denken, wird es diese bald nicht mehr geben, sondern das ganze Jahr über voll an Touristen sein
    Liebe Grüsse, Velimaus

    "Wenn ich mal alt bin, möchte ich nicht jung aussehen, sondern glücklich."

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