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Thema: Leben mit Behinderten

  1. #1
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    Standard Leben mit Behinderten

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    Guten Morgen,

    morgens steigt eine Station nach mir immer eine geistig behinderte Frau in den Bus ein (ca.40 Jahre), die manchmal sehr laut schreit oder weint. Sie wohnt in einer Wohngruppe bei mir in der Nähe.
    Viele gucken einfach weg, die Kinder und Jugendliche lachen und machen sich lustig.
    Ich weiß leider nicht, wie ich mich verhalten soll.
    Es ist wirklich sehr heftig am frühen Morgen. Zum einen zerrt es an den Nerven, denn sie schreit und weint wirklich seeeehr laut, zum anderen tut es mir leid und ich weiß nicht, wie ich helfen kann.
    Nach dem Umsteigen in die Bahn hat sie sich dann zu mir gesetzt und ich habe dann 20 Minuten auf sie eingeredet und versucht, sie zu beruhigen.
    Sie hat die ganze Zeit immer das gleiche geredet und war zum Teil auch sehr aggressiv zu sich. Aber sie hat mir zugehört.
    Ich habe die "harte" Methode angewandt - also war streng und habe ihr "verboten" zu weinen und ihr versucht, Grenzen aufzuzeigen. Ging auch ganz gut, aber ich fühlte mich hilflos. Und noch schlimmer war, dass alle anderen Mitfahrer mich doof angeguckt haben und ich das Gefühl hatte, etwas "Unartiges" zu tun. Und viele haben auch beschämt weggeguckt.

    Ich fand diese Situation ziemlich bizarr, ich kann es nicht anders ausdrücken.
    Ich weiß nicht, wie ich mich richtig verhalten soll und das Verhalten der Mitfahrer hat mich auch sehr nachdenklich gemacht.

    Habt Ihr sowas auch schon erlebt ?

    Nachdenkliche Grüße
    Sonja

  2. #2
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    Hallo Sonja,

    finde ich prima, dass du überhaupt etwas gemacht hast!

    Grenzen aufzuzeigen ist bei einer geistigen Behinderung in vielen Fällen richtig (kommt aber natürlich auch auf die Art der Behinderung an). Das muss man im Einzelfall entscheiden, ich kenne es z.B. von Down´s Syndrome, dass man schon etwas "strenger" sein muss.

    An deiner Stelle würde ich mal mit den Betreuern der Wohngruppe sprechen - geh einfach mal vorbei. (Du wirst da vielleicht auch einige nette Erfahrungen machen und vielleicht auch die Berührungsängste mit geistiger Behinderung verlieren.

    Schildere den Zuständigen das Verhalten der Frau - vielleicht sollte sie nicht mehr alleine fahren.


    Viele Grüße
    Britta
    Life must go on.

  3. #3
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    Hi Hathor,


    Du bist für mich die heutige Heldin des Alltags! Ich findes das so klasse, daß Du Dir nicht nur Gedanken machst, sondern auch Taten folgen läßt! Ich bin beeindruckt und ziehe den imaginären Hut vor Dir!

    Ansonsten wollte ich Dir genau das vorschlagen, was Britta eben gepostet hat.

    Liebe Grüße
    anna

  4. #4
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    Hallo Ihr Beiden !

    Danke für die Blumen *rotwerd* !

    Ich war aber wirklich hilflos in der Situation und fühlte mich unsicher und unwohl.

    Ich werde wohl wirklich mal diese Wohngruppe aufsuchen und dort mal mit einem Betreuer sprechen. Denn so kann das nicht weitergehen. Mindestens jeden Montag ist es extrem schlimm mit dem Schreien und Weinen. Und ich könnte mir vorstellen, dass die Betreuer das auch gar nicht wissen.

    Den Grad der Behinderung kann ich überhaupt nicht abschätzen, aber es ist sehr schwierig, überhaupt zu ihr Zugang zu finden. Sie redet auch ununterbrochen das Gleiche und ist halt teilweise sehr aggressiv und unkontrolliert.

    Auf jeden Fall schlug mir das heute morgen so auf den Magen, dass ich gar keinen Hunger hatte.
    Auch eine Art Diät *haha*

    Grüße
    Sonja

  5. #5
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    Hallo Hathor!

    Ich kann mich den anderen nur anschließen - ich finde es wirklich ganz toll, daß Du soviel Courage und Mut hast, Dich mit ihr auseinanderzusetzen.
    Die meisten Menschen wollen sowas gar nicht sehen, geschweige sich damit auch nur auseinandersetzen - aber Du bist anders. Und genau solche Menschen wie Du sind wichtig, sehr sogar!
    Ich kann mir gut vorstellen, wie Du Dich gefühlt hast, ich wüsste es auch nicht genau, aber alleine Dein Einsatz zählt schon.
    Ich habe gerade meinen Job (Customer Service in einem internationalen Unternehmen) aufgegeben, weil ich im Herbst ein Kolleg für Sozialpädagogik besuchen will (Ziel: Arbeit mit Behinderten).

    Ich find Dich toll!
    lg
    Antonia

  6. #6
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    Ich finde das auch super!!!!

    Das hätte wirklich nicht jeder gemacht. Das schlimme ist ja das die Menschen drumherum blöde reagieren. Anstatt sich ein Beispiel an dir zu nehmen einfach doof kucken - echt unglaublich. Die sollten sich schämen!!!

    Du musst echt ein riesengroßes Herz für deine Mitmenschen haben!! Wenn doch nur mehr so wären...

    Allerliebste Grüße
    Karini

  7. #7
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    Alle Achtung!

    Ich muss sagen, dass es das Schlimmste ist, wenn man behindert ist und andere Leute einen deshalb auslachen! Ich bin auch teilweise behindert, zwar nur an meinem linken Arm (Plexusparese, hab ich seit meiner Geburt), aber wenn Leute starren und lachen, oder, wie es eine Person bei mir tut, jemanden übertrieben nachäffen, tut das sehr weh!

    Ich finde es aber toll. dass es Leute wie dich gibt! Hut ab!
    Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht!

  8. #8
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    Ich finde es auch total toll...

    Als ich 16 oder so war kam auf einem Fest ein geistig behinderter junger Mann (ca. 20) zu mir und hat mir in die damals langen Haare gefasst und mir gesagt, er wolle mich heiraten. Ich war absolut erstarrt und habe beinah um mich geschlagen. Er kann ja nichts dafür, aber ich hatte kurz vorher eine sehr unangenehme Erfahrung gemacht. Meine Eltern kamen sofort angerannt und haben ihn am Arm genommen und von mir weg geführt.

    Mitterweile ist es mein Umgang mit behinderten Menschen etwas besser, aber ob ich das was Du getan hast, gemacht hätte-kein Ahnung!

    Hut ab!!!

    LG
    Brauny

  9. #9
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    hallo sonja,

    ich kann mich nur allen anschliessen.
    ich finde es ganz grosse klasse dass du dieser frau geholfen hast!!!

    viele hätten sich geschämt oder einfach weggeschaut, aber ich glaube diese frau hat irgendwie gespürt dass du offen bist und ihr helfen kannst. sonst hätte sie sich nicht zu dir gesetzt. sie war bestimmt sehr hilflos in dem moment.

    ich bin sehr froh dass es solche menschen wie dich gibt, dass macht diese welt sehr viel "wohnlicher " und wärmer!!

    alles gute und berichte doch mal ob sie sich wieder zu dir setzt und sich an dich erinnern kann.

    liebe grüsse
    fairy

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