Hi Hendrik,
Zu Deinen Fragen: Wie allseits von der Urlaubsbräune bekannt reagiert unsere "weiße" Haut auf UV-Strahlung mit Pigmentbildung zu Ihrem Schutz. Dieser Effekt findet (wenn auch in abgeschwächter Form) natürlich auch außerhalb der Sonnensaison statt. Und zwar umso stärker, je besser die betreffende Hautpartie vom Tageslicht getroffen wird. Das sind im Gesicht genau die Stellen, die im Urlaub zuerst vom Sonnenbrand betroffen sind, allen voran die Nase, aber auch Kinn und Stirn je nach der individuellen Gesichtsphysiognomie.
So kommt es, daß unsere Gesichter strenggenommen nicht einfarbig sind, sondern eben eine natürliche "Schattierung" haben. Dieser Effekt ist allerdings nicht bei allen Menschen gleich stark ausgeprägt. Bei dunklen Typen (wie mir) ist es am ausgeprägtesten, weniger bei blonden/hellhäutigen und fast garnicht bei Rothaarigen.
Benutzt man nun eine stark deckende Foundation, dann ist das Gesicht auf einmal so einfarbig wie eine frisch gestrichene Wohnzimmerwand. Denn "deckend" bedeutet ja nichts anderes, als daß man das Darunterliegende nicht durchscheinen sieht. Menschen mit farblichen Störungen der Gesichtshaut, wie z.B. leuchtenden Aknepickeln (habe ich viel Erfahrung mit), Feuermalen oder Gesichtsäderchen wissen eine hohe Deckkraft der Foundation zu schätzen.
Die oben angesprochene Einfarbigkeit des nur mit Foundation versehenen Gesichtes ist allerdings ein auch für Nicht-Fachleute unübersehbarer Nebeneffekt. Auf deutsch: Jeder sieht sofort, daß man/frau geschminkt ist. Die Teint sieht irgendwie kosmetisch-gleichmäßig aus.
Bei der Bewertung dieser Tatsache scheiden sich nun die Geister. Es gibt im wesentlichen zwei Hauptgruppen (die Bezeichnungen stammen von mir):
1) Die "AnhängerInnen der Natürlichkeit"
Diese mögen den kosmetisch-gleichmäßigen Teint überhaupt nicht. Ich habe mal eine junge Frau geschminkt, die mir gleich zu Anfang gesagt hat: "Also bloß nicht so ne dicke Pappe im Gesicht!". Die Anhängerinnen der Natürlichkeit findet man insbesonder beim sportlichen und beim romantischen Typ wieder. Sie benutzen gern leichte, transparente Foundations (oder gar keine). Wer nun aber das Pech hat, aus o.g. Gründen eine stark deckende Foundation zu brauchen, muß seine durch das Abdecken verlorengegangene Natürlichkeit dann mit kosmetischen Mitteln wieder reproduzieren. Das klingt etwas paradox, aber es funktioniert tatsächlich. Im Fachhandel für Visagisten/MaskenbildnerInnen gibt es - wie im letzten Beitrag erwähnt - Kompaktpuder in unterschiedlichen Braun/Beige-Nuancen, mit denen sich sowas machen läßt. Von Konsistenz und Gebrauch entsprechen die Dinger dem Puderrouge, nur daß sie (fast) kein Rot enthalten. Zur Wiederherstellung des natürlichen Aussehens "rougiert" man nun in Sekundenschnelle Nase, Kinn und eventl. auch Stirn. Damit die Übergänge sanft sind, sollte der Pinsel einigermaßen groß sein.
(Mit diesen Kompaktpudern läßt sich allerdings noch viel mehr anstellen. Z.B. kann man Gesichter optisch verbreitern oder schmaler gestalten.)
2) Die "AnhängerInnen des Porzellanteints"
Hierbei handelt es sich um ein ästhetisches Empfinden, das schon in Barock und Rokoko sehr beliebt war. Eine exquisite Künstlichkeit ist erwünscht. Wer sich so schminkt, hat in der Regel keine Probleme mit dem Selbstbewußtsein. Jeder soll sehen, daß dieses Gesicht geschminkt ist - in einer Farbzusammenstellung , die durchdacht ist nach dem Motto "Ich weiß genau, was ich will". Es kann also auf Gesichtsschattierung verzichtet werden. Dafür legt man bei Rouge und Lippenstift zu oder beim Augen-Makeup (aber nie beides gleichzeitig). Die zugehörigen Frauentypen sind klassisch, glamourös und feminin.
Es ist übrigens nicht unbedingt notwendig, einer dieser beiden Richtungen anzuhängen. Man kann das auch von Fall zu Fall ändern. Sehr beliebt ist es, im (beruflichen) Alltag ein natürliches Makeup zu tragen, und zu privaten Gelegenheiten bzw. Abendveranstaltungen dann so richtig aufzukrachen.
Ich hoffe, ich habe Deine Fragen hinreichend beantwortet.
Grüße!
Frank.