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Thema: das Leben und der Tod liegen so nah beieinander....

  1. #1
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    Standard das Leben und der Tod liegen so nah beieinander....

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    Hallo,
    ich muss einfach nur mal meinen Kummer loswerden, weil ich nicht weiss, wo ich mich sonst ausquatschen soll.

    Ich habe vor einigen Monaten in einem Board eine Frau kennengelernt (nennen wir sie mal Lotti), 5 Jahre älter als ich, und wir haben uns von Anfang an super gut verstanden. Wir haben gleich gemerkt, dass wir eine Wellenlänge haben, den gleichen Humor, es war als wären wir Schwestern, die sich online endlich gefunden haben. Wir tauschen uns mittlerweile täglich aus, schütten uns gegenseitig das Herz aus, trösten, geben Tipps ........ (Um mißverständnissen vorzubeugen: wir sind beide nicht lesbisch, nicht ineinander verliebt, es ist einfach nur eine gute Freundschaft zwischen 2 Frauen)
    Wenn wir uns online nicht treffen, hinterlassen wir uns gegenseitig Nachrichten, wie unser Tag gelaufen ist usw.
    Wir haben uns noch nie gesehen, nur einmal ganz kurz miteinander telefoniert. Aber ich habe online endlich eine beste Freundin gefunden, die ich schon seit 10 Jahren im realen Leben nicht mehr habe, da sind alle Freundschaften krankheitsbedingt kaputtgegangen.

    Ja, und gestern erzählt Lotti mir, dass sie Krebs hat, und dass sie sich nicht operieren lassen will. In ihrer Familie gab es genau diesen Krebs schonmal, und da wurde auch erst operiert, dann Kur, etliche Jahre hoffen und bangen, bis die Ärzte sie als geheilt einstuften. Dann kamen die Metastasen, und kurze Zeit später war die Verwandte tot. Dieses will Lotti sich und ihrer Familie ersparen, daher will sie sich nicht behandeln lassen. Und das schlimmste ist: Ihr Mann und die beiden Kinder ahnen absolut nichts! Sie will sie nicht vorzeitig beunruhigen, dazu soll es erst kommen, wenn die Krankheit sich nicht mehr verbergen läßt. Dies ist eine Entscheidung, die ich für mich so nicht fällen würde, aber es ist Lottis Entscheidung, und darum geht es hier auch gar nicht.
    Momentan lebt sie einfach ganz normal weiter, ist lustig, fröhlich, lieb, hilfsbereit, sieht das Leben mittlerweile mit einer seltsamen Gelassenheit, und hat auch ab und zu im Stillen ihre traurigen Momente.

    Mir tut es einfach nur schrecklich weh, daß eine so liebe und nette Person, die mir mittlerweile so ans Herz gewachsen ist, sterben soll. Ich habe geheult, als sie mir das mitgeteilt habe, ich habe heute morgen geheult, als ich es meinem Mann erzählt habe, und jetzt beim schreiben heule ich schon wieder. Lotti ärgert sich mittlerweile, dass sie es mir erzählt hat, weil es mich so mitnimmt, aber ich bin ihr dankbar, dass sie mir das anvertraut hat. Aber es TUT SO WEH!!! Warum sie??? Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll

    traurige Grüße
    ashanti

  2. #2
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    Oh, ashanti..Um Himmels Willen.. Das klingt ja wirklich wahnsinnig traurig.

    Würde ich dir jetzt gegenüber sitzen, würdest du merken, wie hilflos ich nach Worten suche.

    Wenn ich lese, dass ihre Familie nichts davon ahnt,wird mir ganz anders: Sie darf doch jetzt nicht aufgeben..Ermutige sie doch weiterhin zum Kampf -
    Krebs ist doch nicht zwingend ein Todesurteil!
    Lass sie nicht kampflos aufgeben, denn das sollte ihr zumindest ihre Familie "wert" sein.

    Ich wünschte so sehr, ich könnte dir mit den richtigen Worten Trost spenden.
    Ich wünsche dir die Strärke, ihr so beizustehen , dass ihr beide aus der Situation Kraft schöpfen könnt.

    Ganz liebe Grüße
    fille

  3. #3
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    ach fille,
    vielen Dank erst mal für Deine mitfühlenden Worte. Es ist wirklich schwer, auf so eine Nachricht zu reagieren. Als sie mir das gestern abend geschrieben hat, war ich auch total hilflos, ich wußte auch nicht, was ich sagen bzw. schreiben soll.

    Ich habe nicht das Gefühl, daß sie sich aufgibt, im Gegenteil, sie wirkt plötzlich so stark, souverän, fast so als würde sie plötzlich über den Dingen stehen. Wahrscheinlich konzentriert sie sich jetzt nur noch auf das wirklich wichtige, weil fast alles andere neben ihrer Krankheit nur noch Pillepalle ist.

    Als ich gestern abend so niedergeschlagen war, schreibt sie mir plötzlich '......und so schnell wird es ja auch nicht gehen...ich bleib noch ein bischen hier ...!! ' und '...hey, ich bin Lotti, und es geht mir gut...*fingerschnipp* .... und so schnell kriegt man mich nicht .....'. Und das wirkte in dem Moment nicht aufgesetzt, sondern ernst, das ist so ihre Art.

    Ich glaube, sie hat sich schon ganz genau überlegt, was sie tut, schließlich hat sie die Diagnose bereits seit Anfang September. Wie soll ich sie dann dazu bringen, ihrer Familie reinen Wein einzuschenken??? Diese Entscheidung hat sie sicher nicht in 5 Minuten gefällt, sicher war das für sie eine schwierige und schmerzhafte Zeit.

    Ich bin einfach momentan nur hilflos und unendlich traurig, aber Dein Mitgefühl tut sooo gut!

    ashanti
    die schon wieder heult

  4. #4
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    Du Arme .. *ganzfestdrück*

    Sie scheint sich tatsächlich mit der Diagnose abgefunden zu haben?!
    So, wie du sie beschreibst, wirkt sie tatsächlich nicht verzweifelt oder der Panik verfallen, sondern als hätte sie ihre "Entscheidung" gut bedacht.
    Nur finde ICH, dass sie diese Stärke- ganz offensichtlich verfügt eine Menge davon- GEGEN die Krankheit richten sollte und nicht in der Abfindung.
    Aber mir ist bewusst, dass man in keinen Menschen hineinsehen kann und ich mir demnach auch kein Urteil über Entscheidungen anderer erlauben kann.
    Aber Tatenlosigkeit ist mir unebehaglich, deshalb kann ich auch deine Hilflosigkei gut verstehen-

    Auf jeden Fall sollte sich deine Freundschaft auch in absoluter Loaylität zeigen- Egal, wie sie sich entscheidet.
    Ich finde auch , es ehrt dich menschlich ungemein, dass du dir so viele Gedanken um das Schicksal eines anderen machst.

    alles Liebe!

  5. #5
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    fille,

    vielen Dank für's trösten. Ich habe mich jetzt wieder so halbwegs gefangen - für den Moment.

    Das Problem ist, dass der Tod uns als etwas schreckliches, unheimliches und ungewisses erscheint. Daher haben wir alle Angst davor, wollen nicht damit konfrontiert werden und noch nicht einmal darüber reden. Umso mehr schockiert es einen dann, wenn man plötzlich doch damit zu tun hat. Ich verdränge z.B. jeden Gedanken daran, daß meine Eltern mal gehen müssen, oder daß meinem Mann etwas zustoßen könnte. Solche Gedanken schiebe ich ganz schnell beiseite, und das klappte bisher auch ganz gut. Aber jetzt, da ist es eine wirklich reale Sache, und plötzlich wird einem bewußt, wie endlich unser Leben doch ist. Glaub mir, da sind einem solche Fragen wie 'nehme ich heute den blauen oder den grünen Lidschatten' wirklich sch....egal.

    Gute Nacht und liebe Grüße
    ashanti

  6. #6
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    Hi ashanti!

    Das ist natürlich eine sehr schlimme Situation
    Das Schlimme ist ja auch, dass für uns der Tod etwas endgültiges darstellt, wo ich mir aber immer wieder einrede, dass es eben (hoffentlich) nicht endgültig ist, sondern danach weitergeht. Diese Vorstellung hilft ungemein.
    So wie du es schreibst, hat sich deine Freundin wirklich das Ganze gut überlegt ...
    Aber nachdem ich aufgeben auch nicht für besonderlich gut halte und Therapien doch helfen können (die Mutter meines Freundes hatte mal Krebs und es trotz schlechter Prognosen überlebt), denke ich, dass du ihr vielleicht doch den einen oder anderen Hinweis geben könntest ... immerhin gibts ja auch genug Leute, die wenn sie den Krebs überlebt haben, aufbauende Bücher schreiben, wie man es am besten angeht und so ...
    Und immerhin, wenn sie so stark ist, dann hat sie doch gute Chancen, den Krebs zu besiegen!
    Aber ich finds super, dass du ihr in dieser schwierigen Zeit beistehst, das wird sie sicherlich auch zu schätzen wissen.
    Ich drück dir die Daumen, dass du ihr weiterhin so beistehen kannst und sie den Krebs besiegen kann.
    mfg
    Anita

  7. #7
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    hallo ashanti,
    das mit deiner Freundin tut mir total Leid. Ich finde, dass sie es ihrer Familie auf jeden Fall sagen sollte. Und sie muss kämpfen!
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schlimm es ist, jemanden zu sehen, dem man einfach nicht helfen kann. Meine Mutter war behinder seit ich 3 Jahre alt war. Sie konnte nicht mehr gehen, seit ca. 6 Jahren überhaupt nicht mehr sprechen (vorher ein bisschen aber schlecht), und die lezten 3 Jahre musste sie künstlich ernährt werden. Als ich kleiner war, habe ich immer gedacht, dass sie wieder gesund wird (es bestand auch noch ein bisschen Hoffnung, dass es besser wird). Sie war oft in Rehakliniken, aber es wurde nicht besser. Irgendwann sah auch ich ein, dass es keine Hoffnung auf Besserung gibt. Von da an, fand ich es noch schlimmer als vorher. Mein Vater hat vor 3 Jahren zum arbeiten aufgehört und hat sich nur noch um meine
    Mutter gekümmert. Vor 7 Monaten ist sie dann ganz überrraschend gestorben.
    Was ich damit sagen will, ist dass sie einfach weiterkämpfen MUSS! Ich denke, dass es für die Familie besser ist, als wenn sie beim sterben zusehen müssen. Wenn wir nicht alles getan hätten, würde ich wahrscheinlich mein ganzes Leben denken: Warum habe ich nichts gemerkt, was wäre wenn sie gekämpft hätte.
    Ich hoffe, dass Lotti sich fürs kämpfen entscheidet, und auch ihre Familie über ihr Leiden informiert. es ist wirklich besser!!!
    schönen Tag noch!

  8. #8
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    ...und vergiß Nicht,
    dass sich mitten im Schmerz
    eine Tür auftut,
    so groß nur
    wie dein kleiner Rest Freude.
    Erst blickst du nur durch.
    Dann steckst du den Kopf durch,
    deine Hände, Arme,
    deine Schultern seitlich,
    dann springst du im Hechtsprung durch.
    Wenn du dich dann umdrehst,
    findest du die Tür nicht mehr.



    Gerade aus dem Tod,
    aus dem Wissen um das eigene Ende,
    kann Kraft zum Leben entstehen.
    Zu wissen, dass wir sterblich sind,
    zeigt uns die Kostbarkeit des Lebens.
    Auf der dunklen Folie
    Leuchtet auch der kleinste Farbtupfer.
    Wenn du das Leben liebst,
    wirst du immer wieder Wege finden,
    den Tod in Leben zu verwandeln.
    Es gibt nichts, in dem nicht Leben enthalten ist.
    Manchmal ist es versteckt,
    und dann wieder offenbar und überquellend.
    Das Leben lässt sich finden.


    Lotti, du musst weiterkämpfen.

    Kristina

  9. #9
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    Hi Ashanti!

    Klar, das ist eine echt miese Situation! Aber indem sie dir das Ganze schreibt, zeigt dir deine Freundin doch, dass sie dir vertraut! Mit ihrer Familie kann sie wohl nicht drüber reden Du musst ihr das Gefühl geben, ein einzigartiger Mensch zu sein und sag ihr, sie soll sich nicht aufgeben! Das macht ihre Familie ja auch fertig!!
    Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht!

  10. #10
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    @ ati
    meine ganze Anteilnahme möchte ich die durchs Web schicken.

    Ich kann einfach nicht mehr dazu sagen,da selbst betroffen.(Familienangehörige)
    Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft

    Christine

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