@ Lehrkörper

[Aladdin Sane]

Hallo liebes Lehrerkollegium.

Wie ne Dampfmaschin fungsioniert weiss ich grad noch so aber vielleicht kann mir jemand sagen wieviel Semester Pädagogik in einem Lehramtsstudium vorkommen (oder Stellenwert allgemein).

Danke

LG
Al

[Akasha]

hallo

während des lehramtsstudiums werden die fächer nicht getrennt studiert, wie wo und wann man die erziehungwissenschaften (allg. pädagogik, schulpädagogik und psychologie) abdeckt ist einem selbst überlassen. im studium werden aber nur die grundkenntnisse aufgebaut, deren umsetzung im schulalltag wird dann erst im referendariat wirklich stattfinden (wie soll man auch pädagogisches handeln an der uni ohne echte schüler wirklich lernen )
der stellenwert unterscheidet sich je nachdem welches lehramt man studiert (bei grund-/hauptschule relativ hoch, bei realschule und gymnasium dementsprechend niedriger)
so is es bei uns hier in bayern
man beachte, dass mitte der 80er eine große umwälzung in der lehrerausbildung stattgefunden hat und viele alteingesessene lehrer das studium heute sicher nicht mehr schaffen würden
darum wohl auch so tiefflieger wie im brillenthread.

[SiGuenther]

Hi Ala!

Hier in BW ist es genauso:
Wir Grund- und Hauptschullehrer werden relativ praxisorientiert ausgebildet.
Ich hatte so alle 2 Semester ein 6- oder 3-wöchiges Praktikum, bei dem ich auch schon selbst Unterricht machen musste.
Während die zukünftigen Gymnasiallehrer, wenn sie sich nicht selbst um Erfahrungen bemühen, da wenig mitbekommen.

Außerdem gab es im Grundstudium ein paar Scheine in Pädagogischer Psychologie und Didaktik zu machen.
Allerdings hatten wir da fast durch die Bank Professoren, die seit mindestens 30 Jahren schon kein Klassenzimmer mehr von innen gesehen hatte - demzufolge waren ihre Unterrichtsentwürfe und ihre pädagogischen "Tricks" völlig unbrauchbar.

Später im Referendariat hat man auch noch begleitenden Unterricht am schulpraktischen Seminar - gehalten von Lehrern, die gleichzeitig auch irgendwo unterrichten.

Ich kann aber ganz klar sagen: alles, was ich wirklich für einen guten Unterricht brauchte - Material, Umgang mit Schülern, Tricks für den Unterricht etc. - habe ich ausschließlich von meiner Mentorin und ein paar anderen Lehrern direkt an der Schule gelernt!
Meiner Ansicht nach war das Studium eine komplette Zeitverschwendung!

Und hier ein beliebter Didaktik-Witz eines meiner Ausbilder:
Es gibt drei Art von Didaktik: Autodidaktik, Schwellendidaktik und Hammerdidaktik!

Autodidaktik umfasst den Unterricht, den man vorbereitet, wenn im Auto auf dem Weg zur Schule sitzt.

Schwellendidaktik ist der Unterricht, den man plant, während man die Schwelle zum Klassenzimmer übertritt.

Und Hammerdidaktik ist der Moment, wenn man dann vor der Klasse steht und fragt: "Was hammerdenn gestern gemacht?"

Liebe Grüße
Silke

[bäumlchen]

Silke:
Erleb' ich auch täglich

[SiGuenther]

Hi Bäumlchen,



Den Mann mochte ich, der war realistisch! Wir hatten viel Spaß in Pädagogik

Liebe Grüße
Silke

[bäumlchen]

Hallo Silke ,

hier in Bayern erlebt man Seminarleiter (zumindest im Grund- und Hauptschulbereich) im Referendariat größtenteils nur als nach oben buckelnde, selbst das kleinste Risiko scheuende "Rasterstundenfanatiker". Beweisen LehramtsanwärterInnen mal Individualität, wollen unkonventionelle Methoden ausprobieren und zeigen, werden sie sogleich niedergebügelt und in die Schranken verwiesen. Die Seminarleiter befürchten ständig, von Regierungsschulräten etc. eins auf den Deckel zu kriegen und in ihrem Karriereaufstieg behindert zu werden.
Ich bin froh, daß meine Ausbildung schon ein paar Jährchen zurückliegt (war für mich die schlimmste Zeit meiner beruflichen Laufbahn *vielleichtsollteichdochlieberPutzfrauwerden*) und ich in dieser vermaledeiten Beamtenhierarchie keine Karriere machen will. Ansonsten könnte ich nach einem Schultag wahrscheinlich nicht mehr in den Spiegel gucken.

Liebe Grüße
bäumlchen

[SiGuenther]

Hi Bäumlchen!

Kann ich gut nachvollziehen! In der freien Schulmarktwirtschaft gefällt es mir mittlerweile auch viel besser!

Meine Mentorin war wie gesagt, eine tolle Frau, sie hat mich alles ausprobieren lassen, egal wie kreativ oder utopisch ich war
Und in der Hauptschule hat sich gar niemand um mich gekümmert, da konnte ich sowieso machen, was ich wollte.

Aber es gab auch jede Menge "Kollegen", die ich grauenhaft fand. Da hätte ich jetzt schon Magengeschwüre, wenn ich mit denen zusammenarbeiten müsste.
Und bis auf den einen Ausbilder mochte ich das Seminar auch nicht. Im Grundschulbereich sind so furchtbar viele Frauen - das ergibt (leider) oft furchtbar viele sinnlose "Diskussionen", statt eines brauchbaren Unterrichts.

Liebe Grüße
Silke

[bäumlchen]

Hallo Silke,

es ist wirklich so, daß in den staatlichen Schulen viele LehrerInnen eigentlich den falschen Job haben. SchülerInnen werden oft nur als potentielle Feinde wahrgenommen und dementsprechend behandelt.
Dann gibt's auch die KollegInnen, die du mit dem Gongschlag nicht mehr siehst und die meinen, sie hätten ein Grundrecht auf grundsätzlich freie Nachmittage (ich freu' mich schon auf die Ganztagesschule ).

Naja, was die Grundschuldamen betrifft: "Grundschultussis" ist bei uns ein gängiger Begriff !

Liebe Grüße
bäumlchen

[SiGuenther]

Hi Bäumlchen!

Also, die Feste an der PH waren bei den Männern der Umgebung wegen des großen Frauenüberschusses immer sehr beliebt.

Mir ist vor allem diese Rechthaberei und das "ich-weiß-alles-auch-über-Dinge-mit-denen-ich-mich-eigentlich-nicht-auskenne" auf den Keks gegangen: Leider zwei recht typische Eigenschaften von Lehrern.

Im Seminar passiert es mehrmals, dass einige meiner Mit-Referendarinnen meine Unterrichtsprobleme lösen wollten - selbstverständlich ohne meine Klasse und die näheren Umstände zu kennen.
Da bin ich dann immer krötig geworden

Liebe Grüße
Silke

[bäumlchen]

Hallo Silke,

ja, viele LehrerInnen haben einfach verlernt (oder konnten sie es jemals?), ein ganz normaler Mensch zu sein:
Fehler und Schwächen zugeben können (auch gegenüber den SchülerInnen!), zeigen, daß man eben nicht alles weiß und kann, Gefühle zeigen können etc.

Gerade im Hauptschulbereich verlagert sich der Schwerpunkt immer mehr von der Wissensvermittlung zur Vermittlung von Lebens- und Sozialkompetenz. Geht aber leider schlecht mit LehrerInnen, die das selbst nicht besitzen .
Und leider werden bei uns angehende LehrerInnen (wie ich oben beschrieben habe), schon auf dieses Verhalten konditioniert.

Liebe Grüße
bäumlchen