Aus Optimist wird Pessimist?

[Exuser 25]

Tuti,

denkst du wirklich, dass viele Krisen nicht so schlimm sind wie befürchtet? Also ehrlich gesagt, habe ich schon schlimmere Krisen durchstanden, als ich mir jemals erträumt habe. Diese Erkenntnis habe ich absolut nicht daraus gezogen.

Im Gegenteil, da sehe ich das eher wie Hopi: das ist Realismus, denn man weiß ja wirklich nie, was noch kommt. Schwarzmalerei ist das nicht, sondern man führt sich nur vor Augen, dass das Leben nicht nur schön ist und dass noch mehr schlimme Dinge passieren können. Optimismus nach dem Motto "Ach, das wird schon!" kann ich nicht nachvollziehen. Wer geht denn so blauäugig durchs Leben?

Man muss sich doch auch mal bewusst machen, dass das Leben auch negative Seiten hat. Ich bin also ein Vertreter des positiven Pessimismus. Anscheinend hab ich mich doch für eine Einstellung entschieden. Die optimistischen Phasen sind deutlich kürzer.

[Tutenchamun]

Hallo Fettchen,

doch, ich hatte schon einige sehr unangenehme Erfahrungen in meinem Leben. Drohende Abschiebung aus Deutschland, Arbeitslosigkeit, Leben in Armut, um nur einige wenige Dinge zu nennen.

Natürlich ist von jedem Erlebnis ein Stück "Restschwärze" übriggeblieben, aber wenn ich rückblickend meine wenigen Jahre betrachte, war die wirkliche Erkenntnis, die ich persönlich daraus gezogen habe, tatsächlich die, daß ich nach jeder "Strafe" gar nicht so sehr zurückgefallen bin, sondern umso mehr nach vorne rannte.

Witzigerweise verspüre ich nur retrospektiv eine angenehme Verwunderung. In Zukunftsdingen bin ich dann mehr der Worst-Case-Meister *winkzuHopi*

LG
T

[HopiStar]

Ich glaube, es spielt auch so etwas wie Trotz oder Resignieren mit rein, ich denke mir immer, wenn ich diese Krise meistere, dann wird alles gut und wenn dann wieder eine kommt und wieder eine kommt...irgendwann in einem gewissen Alter oder gewisser Summe an Krisen denkt man dann auch vielleicht einfach, daß man jetzt auch mal das Recht auf eine krisenfreie Zeit und der Nutzen des Pessimisimus ist wirklich, daß man auf alles vorbereitet ist und es nur noch besser kommen kann, als erwartet.

Man bewahrt sich also von Verschlechterungen und wenn es dann nicht eintrifft, hat es was positives

Wie sagt man so schön : ich rechne mit dem Schlimmsten und hoffe auf das Beste

[KillahBunny]

Hallo,

natürlich geht das,
ich war früher kein Stück pessimistisch, nada, dann war ich kein Stück optimistisch, es ist aber keine Einstellung von mir sondern der Pessimismus "beherrscht" mich und holt mich immer gleich ein, das ging aber nicht von heute auf morgen sondern dahinter steckt jahrelange Arbeit
Obwohl JETZT ist es inzwischen so, dass ich einfach gar nichts Gutes mehr erwarte, ich erwarte einfach das nächste Unglück, das Schlechte ist inzwischen "normal" geworden, und ich lebe damit, dass es einfach ist, wie es ist.

[SiGuenther]

Hi!

Von Erziehung und Charakter her bin ich eigentlich auch eine Pessimistin.
Ich konnte früher sehr viel Zeit damit verbringen - vor allem vor dem Einschlafen - mir den nächsten Tag bzw. die kommenden Ereignisse in den schwärzesten Farben auszumalen.
Natürlich sind sie nie so eingetroffen, aber das vergisst man wohl im Nachhinein und fängt wieder von vorne an.

Seit ich meine Kollegin und jetzige beste Freundin kennen gelernt habe, ändert sich das aber allmählich.
Sie und ihre ganze Familie leben nach dem Motto: Egal, was passiert, irgendwo tut sich immer eine neue Möglichkeit auf.

Erst dachte ich auch, mein Gott, wie kann man nur so blauäugig leben, das ist doch einfach nicht WAHR!
Mittlerweile glaube ich aber, dass es sehr wohl so ist.

Und ich habe von ihr gelernt, die Worst-Case-Scenarios weitgehend abzuschalten - die können einen nämlich schon fertigmachen, bevor überhaupt etwas passiert ist. Das nervt!

Mit einer Krise wird sich auseinandergesetzt, wenn sie da ist, das funktioniert nicht besser und nicht schlechter als mit aller Planung davor!
Aber ich werde mir in Zukunft nicht mehr durch "Was-wäre-wenn"s schon vorzeitig das Leben vermiesen

Liebe Grüße
Silke

[Exuser 25]

Das kann einen richtig fertigmachen, wenn man immer mit dem Schlimmsten rechnet! Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich mich ins Parkhaus getraut hatte - und dabei klappt das super! Ich mache mir immer viel zu viele Gedanken und ziehe mich selbst damit runter. Das ist dann wieder die negative Seite.

Andererseits ist man wirklich auf so gut wie alles vorbereitet. Ich mache gerade den Prozess durch, in dem ich mich vom extremen Nachdenken abhalten möchte. Wenn man sich die Zukunft schwarz ausmalt, wie kann sie dann schön werden? Man geht ja schon im Voraus mit einer negativen Einstellung ran. Und dann kann man natürlich leicht sagen: "Hab ichs doch gewusst!"

Tja, vielleicht wird die Grundeinstellung, ob opti oder pessi, auch anerzogen. Immerhin macht jeder negative Erfahrungen, aber jeder verwertet sie anders.