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Thema: Leni Riefenstahl ist tot

  1. #21
    Avatar von HopiStar
    HopiStar ist offline Queen of f***g everything
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    Also ich nehme es ihr ab, daß es ihr um die Ästhetik ging,
    im Grunde genommen, welche "schönen Menschen" werden denn heute photografiert ?

    Ich habe zum Beispiel ein Bild in den USA gesehen, amerikanische Soldaten, eine US-Flagge aufstellend, im zerbombten Irak...
    Das Bild war wunderschön und hatte eine faszinierende Ästhetik, die Ideologie, die dahinter steht, lehne ich ab.

    Ich möchte nichts verschönern oder in Schutz nehmen aber ich denke, Künstler, sehen, empfinden, denken anders und deswegen kann und mag ich mir keine Verurteilung gestatten, das lässt sich so scher erklären.

    Viele Grüße, Hopi
    Im Grunde ist ein Diamant auch nur ein Stück Kohle, das die nötige Ausdauer hatte

    Das Leben sollte NICHT eine Reise ins Grab sein mit dem Ziel wohlbehalten und in einem attraktiven und gut erhaltenen Körper anzukommen, sondern eher seitwärts hineinzuschlittern, Chardonnay in einer Hand, Erdbeeren in der anderen. Den Körper total verbraucht und abgenutzt, und dabei jubelnd …WOW, was für ein Ritt...!

  2. #22
    mafalda ist offline Portenya with an attitude
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    Nur bleibt da dann der Haken, dass Frau R. keineswegs von dazu vermutlich Berechtigten unbestritten als Künstlerin bezeichnet wird und wurde. Und selbst wenn: Sind wir nicht alle irgendwann irgendwie Künstler? Würde uns das dann nicht allen irgendwann irgendwie das Recht zu herzlosem, menschenverachtenden Verhalten (cf. Casting für ihre Filme) geben, weil wir dann alle "anders" wären und damit außerhalb gesellschaftlich vereinbarter Richtlinien im Umgang miteinander stünden? Wie ließe sich das dann beispielsweise mit den harschen Reaktionen auf die - alleged? - Äußerungen von Herrn Stockhausen zur "Ästhetik des 11. September" in Einklang bringen?

    Nee. Man mag draus lernen, dass Bergsteigen, der Umgang mit Zelluloid und exotische junge Liebhaber ein überdurchschnittlich langes Leben eventuell möglich machen. Und beispielsweise Jürgen Trimborn oder Lutz Kinkel lesen, die einiges zu ihren Kontakten in die obersten Etagen zu sagen haben. Aber dann möge man das Kapitel doch endlich schließen.
    Der unter deutschen Gebildeten am meisten verbreitete Aberglaube ist der, dass sie Englisch koennten. (Johannes Gross)

  3. #23
    Avatar von HopiStar
    HopiStar ist offline Queen of f***g everything
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    Ich habe mich noch nie als Künstlerin gesehen,
    ich sage auch nicht, daß ich mit ihrem Handeln konform gehe,
    was ist sage ist, daß ich nicht beurteilen kann, wie jeder Einzelne von uns in der damaligen Zeit agiert hätte.
    Ich glaube auch, DASS sich Jeder von uns irgendwann menschenverachtend und herzlos verhalten hat oder wird, in welchem Maße kann ich nicht beurteilen, da setzte Jeder andere Maßstäbe.

    Ich finde es absolut legitim zu kritisieren aber für eine Verurteilung fehlt mir einfach das Recht.

    Viele Grüße, Hopi
    Im Grunde ist ein Diamant auch nur ein Stück Kohle, das die nötige Ausdauer hatte

    Das Leben sollte NICHT eine Reise ins Grab sein mit dem Ziel wohlbehalten und in einem attraktiven und gut erhaltenen Körper anzukommen, sondern eher seitwärts hineinzuschlittern, Chardonnay in einer Hand, Erdbeeren in der anderen. Den Körper total verbraucht und abgenutzt, und dabei jubelnd …WOW, was für ein Ritt...!

  4. #24
    mafalda ist offline Portenya with an attitude
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    - beim Thema herzloses Verhalten, denke ich, ist eine Unterscheidung nach Größenordnungen dann doch legitim...

    (Und was das Urteilen angeht - da waren die Franzosen schon deutlich harscher und haben sie nach dem Krieg erst einmal für vier Jahre ins Gefängnis...)
    Der unter deutschen Gebildeten am meisten verbreitete Aberglaube ist der, dass sie Englisch koennten. (Johannes Gross)

  5. #25
    Avatar von HopiStar
    HopiStar ist offline Queen of f***g everything
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    Natürlich aber ich sehe was um mich herum vorgeht und ich finde Weggucken und Ignoranz bei Rassismus und Diskriminierung nicht minder schlimm.
    Im Grunde ist ein Diamant auch nur ein Stück Kohle, das die nötige Ausdauer hatte

    Das Leben sollte NICHT eine Reise ins Grab sein mit dem Ziel wohlbehalten und in einem attraktiven und gut erhaltenen Körper anzukommen, sondern eher seitwärts hineinzuschlittern, Chardonnay in einer Hand, Erdbeeren in der anderen. Den Körper total verbraucht und abgenutzt, und dabei jubelnd …WOW, was für ein Ritt...!

  6. #26
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    das problem mit riefenstahl ist, dass sie die verbrechen teilweise negiert hat und auch ihren eigenen anteil daran - das sie in so vielen jahren nicht erkannt hat, das sie einen großen beitrag zur propaganda geleistet hat - egal ob sie das jetzt für positiv oder negativ hielt - das ist für mich ihre größte schwäche gewesen.

  7. #27
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    Naja. Ich mochte die Arbeit von Frau Riefenstahl und kann sie auch als Person gut leiden, so von weitem. Finde ihr Leben und Schaffen sehr spannend. Dieser ewige Nazivorwurf stoert mich und immer wieder diese Frage bei den Interviews.

    Schliesse mich da Hopi an, dass ich es so genau gar nicht beurteilen kann und immerhin wurde sie mehrmals freigesprochen. Dass sie Hitler gekannt hat und von ihm auch gepusht wurde, ist fuer mich kein Verbrechen, solange sie sich selbst nicht an Verbrechen beteiligt hat. Widerstand und Distanzierung ist eine andere Frage. Viele (die meisten) hatten damals nicht den Mut aufgebracht. Vergessen darf man auch nicht die Propaganda, die entscheidend zur Meinungsbildung beitrug. Heute kann man das viel einfacher beurteilen, so aus dem sicheren Schoss der Demokratie.

    Die Filme Olympia etc.: LR hat das damalige Schoenheitsbild bedient und nicht geschaffen, heute gehts in der Werbung nicht anders.

    Reni

  8. #28
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    Original geschrieben von Reni
    Vergessen darf man auch nicht die Propaganda, die entscheidend zur Meinungsbildung beitrug.

    und zu der sie maßgeblich beigetragen hat! Das kann und darf man einfach nicht vergessen!

    "Die Filme Olympia etc.: LR hat das damalige Schoenheitsbild bedient und nicht geschaffen, heute gehts in der Werbung nicht anders. "


    das heißt sie hat sie unterstützt - nur weil sie sie nicht geschaffen hat, ist sie nicht weniger schuld - die werbefutzis haben das heutige ideal auch nicht erschaffen sind aber an seiner verbreitung beteiligt und fördern und erhalten es somit. also sind sie auch schuld an seiner noch-existenz.

  9. #29
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    Propaganda: Ja, da kann man auch verschiedener Meinung sein. Die Medien tragen eine Verantwortung, der sie im Nationalsozialismus nicht nachgekommen sind bzw. nicht nachkommen konnten. Die Gewaltenteilung war ja eh schon Makulatur. Die Medien als "4. Instanz" koennten da noch eine zusaetzliche Kontrollfunktion ausueben, was real aber nicht passierte.

    Sie sah sich ja mehr als Kuenstlerin, wie hier schon angesprochen wurde. Einzig ankreiden koennte man ihr die parteinahen Filme, wie z.B. die Doku ueber den Parteitag in Nuernberg, die ja sehr umstritten ist. Wenn ich heute Ausschnitte aus der Doku sehe, kriege ich mehr Angst vor der Partei, als dass ich sie blind bewundern wuerde. Eben wegen der Gleichfoermigkeit, der Kontrolliertheit, der Masse, der Macht. Natuerlich weiss ich nun, was alles passiert ist und kann das leicht sagen wie eben andere leicht sagen, wie kann sie nur fuer die Partei so einen Film drehen. Heute wuerde das natuerlich keiner mehr tun.

    Schwierig! Trotzdem finde ich ihre Arbeiten erstaunlich.

    Reni

  10. #30
    mafalda ist offline Portenya with an attitude
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    Im Hinblick auf die Schönheitsideale widerspreche ich dir ganz entschieden, für beide Epochen. Und auch bei der Frage nach dem, was man ihr „ankreiden“ könne – aber diese Frage haben in den letzten Jahren aufgetauchte Dokumente, z. B. zu Polenaufenthalten, wohl schon zu ihren Ungunsten beantwortet, wie auch die nach ihrer persönlichen Schuld. Denn in ihrem Fall war es nicht nur das allgegenwärtige Wegsehen, nein, sie hat ganz individuell und mit persönlicher Note nichts unternommen (cf. Tiefland).

    Da stellt sich natürlich auch die Frage, wieso es so vielen „nur agierenden“ Schauspielern so viel schlechter erging als einer verantwortlichen Regisseurin, die auf ihre Eigenständigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen immer so viel Wert gelegt hat? Denen wurde ja als Ausführenden ein Verstoß/Vergehen/Verbrechen zur Last gelegt.

    Viele ihrer Freisprüche dürften wohl auch eher als strategische Rückzüge gelten – ach ja, und „nichts gestellt“ stimmt übrigens auch nicht. Frag mal die verfrorenen Leichtathleten aus dem Olympiafilm – der übrigens nicht wirklich weniger umstritten ist als der Parteitagsfilm. Überhaupt ist im Blick auf ihr Werk der Begriff des „Parteinahen“ schon ein bisschen sehr gedehnt oder vielmehr „eingeschrumpft“ worden.

    Wie hieß es in einem Kommentar so schön – man könne sich das „Comeback“ der Frau R., das ja erstaunlicherweise aus den USA herüberschwappte, eigentlich nur als Kapitulation vor ihrem Altersstarrsinn erklären…
    Der unter deutschen Gebildeten am meisten verbreitete Aberglaube ist der, dass sie Englisch koennten. (Johannes Gross)

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