Hallo,
also, als eine ehemalige Waldorfschülerin von der ersten Klasse an, möcht ich auch meinen Senf dazu geben.
Ich habe die Schulzeit meistens genossen, an unserer Schule war das nicht so mit Elternbesuchen, das gab es einmal zur Einschulung, aber auch eher, damit der Lehrer seinen Schüler in seinem Umfeld erleben konnte und es wurde nicht in alle Ecken geguckt. Ich bin selbst Erzieherin und weiß, dass es manchmal hilfreich sein kann, ein Kind zu hause zu besuchen, einfach um die Lebensumstände kennen zu lernen, nicht jedoch um sie zu beurteilen oder die Leute dafür zu verurteilen, sondern eher um dem Kind besser Hilfestellungen zu vermitteln.
Die künstlerische Seite wird in den Waldorfschulen sehr groß geschrieben, dies ist schon ganz schön, als Schüler kann es aber auch nerven, wenn man ein Buch binden oder Schuhe selbst herstellen soll. Die musische Seite finde ich dort klasse, das fehlt vielen Staatsschulen meiner Meinung nach. Der Epochenunterricht ist für die ersten acht Jahre vielleicht nicht soo schlecht, dann sollte aber meiner Meinung nach ein normaler Unterricht eingeführt werden, wie es an den anderen Schulen üblich ist, denn ich hatte meine Schwierigkeiten besonders in Mathe und Physik, wenn das über drei Wochen läuft, jeden Morgen zwei Stunden, ist man ganz gut in dem Fach drinnen, aber dann kommt wieder eine Pause von einem Vierteljahr und wenn die nächste Epoche kam, brauchte ich immer eine Woche, um mich wieder in den Stoff einzuarbeiten, während die anderen schon weiter waren. Finde ich eher negativ. Sehr positiv fand ich den Sprachenunterricht, es gab bei uns Französisch und Englisch ab der ersten Klasse in Form von Gedichten, Liedern, Bücher lesen, in der vierten Klasse kam die Grammatik dazu. Das sollte in den Staatsschulen auch so laufen, denn je früher der Fremdsprachenunterricht, desto besser für die Kinder.
Meine Eltern haben sich zwar auch mit der Anthroposophie beschäftigt, waren aber die die Erzanthroposophen ( Gott sei Dank). Viele Dinge, die in der heutigen Anthroszene so laufen, hat Steiner selbst nicht so gewollt. ( Er hat damals einen Vortrag über gesundes Essen gehalten und ist danach in eine Kneipe und hat Schnitzel mit Pommes bestellt)
Ich würde mein Kind bis zur vierten Klasse in eine Waldorfschule geben, dann aber wechseln lassen, weil der Abschluß nicht überall anerkannt ist. Mein Bruder war auch auf der Schule und wollte beim Bund studieren-abgelehnt. Das sollte man auf jeden Fall bedenken.
Noten konnte man sich ab der 20. Klasse bei uns zusätzlich zum Textzeugnis aushändigen lassen. Textzeugnisse finde ich nicht schlecht, es sagt genauer aus, was ich noch nachholen sollte, bei einer 3- weiß ich nicht, was ich falsch und was richtig gemacht habe. Es sollte beides meiner Meinung nach geben, denn Noten sind heute genauso wichtig.
Ich kenne auch die Montessorieinrichtungen, dazu würde ich eher raten.
Aber man sollte sich auf jeden Fall alles genau anschauen, man muß ja nicht im Anthroposophenwahn mitmachen und alles auf sein Leben ausweiten (dass zuviel Fernsehen für Kinder nicht gut ist, weiß doch jeder, auch wenn er nicht Steiner lesen muß dafür), ich denke,die Kinder sollten eher lernen, mit diesen Dingen vernünftig umzugehen.
Dass Waldorfschüler weltfremd sind, kann ich eher weniger bestätigen: ich habe eine Berufsausbildung ( Erzieherin, auch bei Anthros gemacht), vier Jahre im staatlichen Bereich gearbeitet und studiere jetzt Lehramt an einer ganz normalen Uni, hab damit kein Problem, an den Unis muß man heutzutage manchmal die Ellbogen einsetzen, dafür sind es viel zu viele Studenten.
Ich denke eher, das ist eine typenabhängige Sache.
Puh, wat für ein Bericht
Falls Du noch Fragen hast, frag!
LG, Sternchen1
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