Wie findet Ihr das??

[andijo]

Hallo,
gestern habe ich im TV einen Bericht über das neue Arbeitslosengeld II gesehen. Berichtet wurde u.a. über einen schätzungsweise um die 50 Jahre alten alleinstehenden Mann, der sein ganzes Leben als Finanzbuchhalter gearbeitet hat und seit 2001 arbeitslos ist. Er hat 150 Bewerbungen geschrieben, aber bis auf einige Vorstellungsgespräche, die auch mit Absagen endeten, gabs nichts. Er hat eine kleine abbezahlte Eigentumswohnung. Jetzt muss er - so wie es aussieht - irgendwann diese Wohnung verkaufen und in eine Sozialwohnung ziehen.

Ich empfinde das als himmelschreiende Ungerechtigkeit! Der Mann möchte gerne arbeiten, ist aber wohl schon "zu alt" für den Arbeitsmarkt und dann wird er dafür noch bestraft. Das ist doch nicht in Ordnung, oder? Ich muß ganz ehrlich sagen, dass ich das ok finde für Leute, die nicht arbeiten wollen, ich kenne jemanden, der jetzt so Anfang 40 ist und sich sein ganzes Leben gedrückt hat, da empfinde ich die neue Regelung als gerecht, obwohl ja bei dem eh nichts zu holen ist. Aber muß man nicht individuell auf den einzelnen Fall eingehen und vor allem erst einmal Arbeitsplätze schaffen? In diesem Zusammenhang muß ich noch sagen, dass ich finde, dass alle Firmen, die ihre Standorte ins billigere Ausland verlagern, auch dort bitte ihre Ware verkaufen sollen!

Was denkt Ihr darüber? Ist das gerecht? Beißt sich der Hund nicht in den Schwanz, wenn von längerer Lebensarbeitszeit gesprochen wird und von härteren Sanktionen bei längerer Arbeitslosigkeit, aber keine Arbeitsplätze vorhanden sind und man mit 45 Jahren schon keine Chance mehr hat??

Sorry, aber das mußte ich mal loswerden.

Gruss, Andrea

[Karin]

hallo andrea,

ich absolut deiner meinung es ist wirklich eine ungerechtigkeit. der bruder von meiner freundin hat mit seinen 30 jahren auch noch nie 1 woche am stück gearbeitet! dann gibt es menschen, die 30 jahre lang gearbeitet haben, brav ihre abgaben gezahlt haben und die müssen jetzt wie sie arbeitslos sind, zum sozialamt. ich könnte mich im moment über unsere politiker so aufregen, irgendwie bringen die nix g'scheites zu stande.

[Davantage]

Hallo,

ja, auf den ersten Blick erscheint es sehr ungerecht. Der Mann ist echt arm dran.

Aber:
Die Arbeitslosenversicherung ist keine Kasse in die man einzahlt und irgentwann wieder aus dem angesammelten Vermögen abschöpfen kann.

Man kann die Arbeitslosenversicherung mit einer Risikoversicherung vergleichen.
Dort zahlt man ja auch ein und kann keine Leistung erwarten (das Geld ist also auch "weg")
Eine Zeit lang wird allen geholfen.

Aber so langsam muß wirklich jeder verstehen:
Es ist kein Geld mehr da.
Jemand der arbeitslos wird, erhält eine Zeit lang Unterstützung. Aber er kann auf die zeit gesehen nicht so weiterleben wie bisher, den Luxus können wir uns in diesem Land nicht mehr leisten. So schlimm wie es ist.

[HopiStar]

Hallo,

ich finde die ganze Situation momentan sehr sehr schwierig und so gerne ich auf unsere Politiker zur Zeit schimpfen würde, so fällt mir doch keine vernünftige, realisierbare und sozial verträgliche Lösung ein.
Ich denke ein Effekt wird sein, daß Menschen weniger investieren und wenn ich diese Geschichte lese, dann sehe ich auch nicht mehr den Sinn darin, mir Eigentum zu schaffen.

Und das Problem ist, die die wirklich nicht arbeiten wollen, haben ihr ganzes Leben bereits danach ausgerichtet, kommen enweder mit dem Geld aus oder verdienen schwarz was dazu und diese Leute werden es sicher auch weiterschaffen, sich zu drücken.

Und wie der allgemeine Trend zur Verlängerung der Arbeitszeit und der Lebensarbeitszeit Arbeitsplätze schaffen soll, ist mir auch nicht ganz klar. Dadurch, daß die die Arbeit haben, mehr arbeiten, kommt doch kein zusätzlicher Arbeitsplatz zustande ?

Ich finde es traurig, ich finde es beängstigend, es macht mir Sorgen aber das Kind ist ja nun schon vor langer Zeit in den Brunnen gefallen und wie man es wieder da rausbekommt, ich habe nicht die geringste Ahnung.

Viele Grüße, Hopi

[Mayfair]

hmhmhhm... schön ist das nicht, klar.

Aber man bekommt ja nicht spontan ALII gezahlt, sondern bis dahin ist ja schon ein gewisser Weg. Und ich gehe davon aus, dass es in dieser Zeit durchaus möglich ist, sich - mehr oder weniger konform - auf diesen worst case vorzubereiten.

Es wird für unsere Generation (+/- 30) sehr schwierig, für die Zukunft zu planen. Am besten alles raushauen? Eigentum? Ich bin froh, dass ich mich grade nicht entscheiden muss. Ich könnte pro und contra schwerlich abwiegen.

Unsere Politiker darf man schon schubsen. Sie hätten genügend Ratgeber/Fachleute (die ihren Namen verdienen!), die sich allerdings den Mund fusselig reden und/oder nicht gegen Lobbys ankommen.

Wenn ich dann lese, wie oft allerdings "Fenster auf - Geld raus - Fenster zu" praktiziert wird (z.B. Agentur für Arbeit, Maut) und bei uns Bürgern mit mini-Beträgen geflickschustert wird, dann brauche ich echt Riechsalz.

Das Fiese an der ganzen Sache: Die Leistungsbereitschaft eines jeden einzelnen wird empfindlich gedämpft. Im Zweifelsfalle steht man ja als blöd da, wenn man fleissig arbeitet, spart und sich absichern möchte.

[sugar]

Hallo,

das Problem in unserem Land ist, dass aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit nicht genügend Beiträge zu Sozialversicherungsträgern und Steuergelder eingehen. Logische Schlußfolgerung: Die Staatskassen sind leer!!!
Ich vertrete die Auffassung, dass der Spruch "wer arbeiten will, findet auch welche" nicht mehr zutreffend ist! Erst wenn Deutschland von der hohen Arbeitslosenquote runterkommt, dann wächst auch wieder das Bruttoinlandsprodukt! Denn nur wer Geld hat, gibt welches aus! Im Moment stecken wir in einem verzwickten Kreislauf, der endlich durchbrochen werden muss! Aber ob diese heftigen Einschnitte, siehe Hartz IV, notwendig und vor allem erfolgreich sind, ist fraglich. Es gibt einfach nicht genügend Arbeitsplätze!!
Ich muss zugeben, wenn ich an die Zukunft denke, wird mir mulmig zumute!

vg, sugar

[Lilibeth]

Aber gerade im Hinblick auf die Altersversorgung fordern die Politiker doch zur Anschaffung von Eigentum quasi auf. Es ist alles so kompliziert. Mir tut der Mann auch Leid. Im Übrigen denke ich, dass es nicht so leicht sein wird, diese Menschen aus ihrem hart erarbeiteten Eigentum rauszukriegen. Gesten habe ich im Spiegel oder Focus gelesen, dass sich die Gerichte bereits auf eine Flut von Klagen gefasst machen.... Ich finde es auch ein Unding, dass nicht unterschieden wird zwischen Arbeitslosen, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, dann im Zuge von Rationalisierung, Umstrukturierung oder Pleiten arbeitslos geworden sind und nun zu alt für den Arbeitsmarkt sind und solchen, die nicht arbeiten wollen! Dass erstere nun bestraft werden sollen für das Unvermögen anderer, ist eine bodenlose Ungerechtigkeit. Dagegen habe ich nichts dagegen, wenn notorische Drückeberger ein bisschen herangenommen werden.

[HopiStar]

Eigentlich wäre es doch eine Option festzulegen, daß das Arbeitslosengeld II z. B. nicht greift, wenn man bereits X Jahre gearbeitet und eingezahlt hat ?

[sugar]

es wäre ein leichtes so eine option einfließen zu lassen! wahrscheinlich ist bloß noch kein politiker, insbersonder hartz, der bei vw reichlich verdient, auf diese idee gekommen! es ist mir schleierhaft, wie man von 345 € zzgl. mietzuschuß von knapp
300 € leben soll! und dabei soll man noch für die eigene altersvorsoge sparen! wie denn bitte??????

lg, sugar

[Kassa]

Ich finde die Politik in dieser Hinsicht (naja, auch in anderen) absolut scheisse *sorry*. Ich könnte mich non stop darüber aufregen.
Meine beiden Elternteile sind arbeitslos, wg. Insolvenz. Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, schreiben auch etliche Bewerbungen und setzen alles daran eine neue Arbeit zu finden, aber da sie beide 50 sind gibt es quasi keine Chance. Zu alt, so einfach.
Mein Vater ist schon seit 1-1,5 Jahren arbeitslos, meine Mutter erst seit ein paar Monaten.
Da wir aber ein 4-Personen Haushalt sind ist es nicht so einfach mit dem Geld, da ich ja auch noch Schülerin bin. Und die Arbeitslosenhilfe kannste auch vergessen.

Armes Deutschland !!