Hab den jungen Mann mal aus Google rausgefischt.
An anderer Stelle stand er war betrunken.
Und wie es aussieht, ist er Kurde. Für einen Türken ein großer Unterschied.
Das Kurden in der Türkei unter Einsatz deutschen Panzer verfolgt wurden und werden, wird ja bekannt sein.
Das soll keine Entschuldigung sein.
S-Bahn-Verbrechen: Verdächtiger wollte Asyl
Gestellt: Der mutmaßliche S-Bahn-Schubser heißt Ugur I. (19) und stammt aus der Türkei. Er ist wegen Raubes und Diebstahls polizeibekannt.
Von Kristina Johrde, Christian Denso, Sabine Minkwitz
Mit diesem Foto fahndete die Polizei gestern nach Ugur I. "Ich hielt den Druck nicht mehr aus." Foto: Polizei/dpa
Der Tatverdächtige hätte längst nicht mehr in Deutschland sein dürfen. Vor einem Jahr war der Asylantrag von Ugur I. (19) abgelehnt worden. Doch der Türke war untergetaucht. Von ihm fehlte jede Spur - bis zu der unfassbaren Tat am 2. Mai. Da filmte ihn die Überwachungskamera am S-Bahnhof Reeperbahn dabei, wie er eine junge Frau (22) vor eine S-Bahn stieß. Nur mit viel Glück überlebte die Frau den Mordversuch. Nach der Tat tauchte er wieder unter - bis gestern.
20.20 Uhr, Wache 25 an der Silcherstraße in Bahrenfeld. Ugur I. erscheint in Begleitung eines Freundes. "Ich will mich stellen", sagt der Türke den Beamten. "Ich halte den Druck nicht mehr aus." Nach der Veröffentlichung der Bilder aus der Überwachungskamera waren zahlreiche Hinweise bei der Polizei eingegangen - zwölf Anrufer identifizierten den Mann als Ugur I. Er wird noch am Abend ins Polizeipräsidium gebracht, dort vernehmen ihn Ermittler der Mordkommission bis spät in die Nacht. Bis Redaktionsschluss hat der Türke zwar eingeräumt, der Gesuchte zu sein, den Mordversuch jedoch nicht gestanden.
Wer ist Ugur I., der mutmaßliche S-Bahn-Schubser? 1996 war der damals Elfjährige mit seinem Vater Halil und seinem zwei Jahre älteren Bruder Emel aus Viransehir in Kurdistan nach Hamburg gekommen. Die Mutter zog nicht mit, sie blieb in der Heimat. Vater und Söhne lebten zunächst in einer kleinen Wohnung an der Stresemannstraße (Altona), sie zogen dann mehrfach um.
Zuletzt wohnte die Familie gemeinsam in einer Sozialwohnung am Pinnasberg (St. Pauli). Vier Zimmer, Balkon, imposanter Hafenblick. "Ugur war eher unscheinbar", erinnert sich eine Nachbarin. "Er grüßte freundlich, mehr nicht." Der 19-Jährige traf sich mit Freunden oft in der Grünanlage vor den Rotklinkerhäusern, dort schlug die Clique die Zeit tot. Als Ugur die Frau vor die S-Bahn stieß, hatte er vier Freunde dabei.
Ugur ist ein Teenager, als der Vater wieder heiratet. Eine Deutsche, Brigitte heißt sie und ist 20 Jahre älter als ihr Ehemann. Eine Scheinehe, damit er und seine Söhne in Deutschland bleiben können? Zumindest glauben das die Behörden. Brigitte I. (72) lebt heute in einem Mehrfamilienblock in Eidelstedt. Die Frau mit den weißen Locken und der dicken Brille kennt die Familie ihres Mannes offenbar nicht. "Ugur sagt mir nichts. Wer soll das sein?", so die Frau, die zumindest auf dem Papier Ugurs Stiefmutter ist. Den Vorwurf der Scheinehe mit dem Vater weist sie zurück: "Ich war einfach nicht oft bei ihm. Er wusste, wo er mich finden kann." Wo ihr Mann jetzt sei? "Halil wurde in die Türkei ausgewiesen. Ich habe nichts von ihm gehört. Ich warte auf die Scheidung."
Die Ehe nützt nichts, die Ausländerbehörde verweigert den Türken die Aufenthaltsgenehmigungen. Bis Ende 2002 werden dem Vater und seinen Söhnen allerdings Duldungen ausgestellt, so lange dürfen sie in Deutschland bleiben. Im Jahr 2002 begeht Ugur zwei Straftaten: Mitte des Jahres einen Diebstahl, im Oktober einen Raub. Dafür bekommt der Türke eine Erziehungsmaßnahme, er fällt noch unter das Jugendstrafrecht. Als die Duldungen auslaufen, gehen der Bruder und der Vater offenbar wieder zurück in die Heimat. Nicht so Ugur: Er stellt einen Asylantrag, weil er in Kurdistan angeblich verfolgt wird.
Asylbewerber werden auf das gesamte Bundesgebiet verteilt. Für Ugur ist ab Februar 2003 der Kreis Oldenburg in Oldenburg zuständig. Der Asylbewerber aus Hamburg wird offiziell in einem Asyldorf in Bramsche bei Osnabrück untergberacht. Den Kreis Oldenburg darf er nicht verlassen. Doch das tut er offenbar, fährt immer wieder nach Hamburg: Zweimal wird er deshalb wegen Verstoßes gegen das Ausländergesetz aktenkundig.
Der Asylantrag wird abgelehnt, Ugur klagt dagegen. Doch am 22. Mai 2003 ist Schluss. Das Verfahren wird beendet, die Entscheidung ist gefallen: Ugur muss Deutschland verlassen. Doch das tut der Türke nicht, sondern er taucht unter. Vermutlich bei Freunden aus seiner Hamburger Clique. Im Dezember 2003 schreibt die Staatsanwaltschaft Ugur I. zur Aufenthaltsermittlung aus. Doch der Türke ist wie vom Erdboden verschluckt. Bis ihn die Videobilder von der Reeperbahn enttarnen. "Es ist nur einen Frage der Zeit, dann fassen wir ihn", glaubten die Ermittler. Ugur I. nahm ihnen die Arbeit ab - und stellte sich freiwillig. (kj/cd/sam)