Zitat von
Iridia
finde ich auch.
Als mein Vater starb, war ich zu gar keinem Gefühl fähig, war wie gelähmt und funktionierte nur. Wirkliche Trauer kam erst später, nach der Beerdigung, die auch schon deswegen erstaunlich heilsam für mich fand, weil es ein Ende des Schocks war und ich danach immer nach und nach mit Trauern gegann. Ich habe meinen Bruder beneidet, wer die ganze Zeit weinen konnte und danach die Sache verarbeitet hatte. Bei mir ging das nur immer so stückweise und dauerte irre lange, dazwischen fühlte ich die Trauer nicht.
Als der kleine Sohn meiner Freundin von der Bahn überfahren wurde, hat ihr Mann intensiv öffentlich getrauert und sie hat mir später gesagt, ihm das übel genommen zu haben, weil die ganze Last des normalen Lebens auf ihr gelastet hat, dem Gedanken nach: irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass es in der Familie weitergeht. Die unterschiedliche Art zu trauern, entzweien auch viele Partner, man hat da wirklich Glück, wenn man in der selben Art zu trauern Trost beim anderen findet und sich nicht gänzlich einsam fühlt - zum Verlustschmerz.
Mein herzliches Mitgefühl zu deinem Verlust, Mayanmar. Mir geht das ganz oft so, dass ich total schockiert bin, nicht weil derjenige immer zum Leben gehörte, aber weil man sich die Welt ohne denjenigen einfach nicht vorgestellt hat, selbst wenn man ewig nichts von denen gehört hat, man sie sogar gar nicht richtig kannte, nur irre sympathisch fand. Es war immer schön zu wissen, dass es solche Menschen auf der Welt gibt.
Als wir Kinder waren, dachten wir immer, das Leben ist unendlich und es gibt immer zweite und dritte Chancen. Ich glaube, es trifft einen auch ganz tief auf einer archaischen Ebene zu erfahren, wie kurz die Zeit dafür sein kann.