Nein, du bist nicht alleine.

An deinem Artikel erkennt man, dass du ein reflektierender Mensch bist. Es gibt viele Menschen, die auch so sind und es gibt Menschen, die weniger so sind. Ganz wertneutral.

Ein Beispiel:
Ich hatte mal einen Studentenjob in einer Personalabteilung. Dort habe ich das Büro mit einem älteren Herren geteilt, der seit 35 Jahren in diesem Unternehmen gearbeitet hat. Er ist morgens um 7 zur Arbeit gekommen, um 9:15 hat er sich seinen Apfel geschält, gehen 10:30 hat er zu Hause seine Frau angerufen, um 12 hat er Mittag gemacht, um 15:30 ist er nach Hause gegangen und freitags hat er auf die Mittagspause verzichtet und ist einen Kasten Sprudel für's Büro kaufen gegangen und hat früher Feierabend gemacht.

Jeden Tag dasselbe. Jede Woche das gleiche Prozedere.

Ich war noch recht jung und habe mich am Anfang ein wenig darüber lustig gemacht ("Herr Schmitz (der hieß wirklich so!), gehen wir gemeinsam einen Apfel schneiden?). Ich habe das vor allem deshalb getan, weil ich selbst nie so leben könnte. Besonders Arbeitsroutine macht mich "krank". Ich brauche Abwechslung und ständig neue Bespaßung (oder auch Herausforderungen).

Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass Herr Schmitz glücklich so ist. Und er würde sein Leben, so wie es ist und immer war, niemals in Frage stellen. Da hat Herr Schmitz mir einiges voraus, denn ich finde ständig neue Interessen und verfolge andere Ziele und vergesse dies oder schaffe das nicht, weil ich ein kreatives Chaos bin und selbst wenn ich denn mal mit etwas glücklich bin, es immer noch hinterfrage, denn es könnte ja auch anders sein oder anders kommen.

Menschen sind einfach unterschiedlich. Ganz wertneutral.