Wie fandest du es denn?
Nicht traurig und tragisch?
Wie fandest du es denn?
Nicht traurig und tragisch?
Todesfälle sind ja immer tragisch und traurig. Aber ich hatte den Eindruck (kann mich täuschen), dass du das darüber hinaus meintest.
Nein, ich fand den Tatort einfach nur erschreckend und er hat mir Angst gemacht, was in meinem Leben noch auf mich zukommt.
Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)
Tragisch und traurig fand ich, dass diese zutiefst aufrichtige, zuverlässige und empathische Frau am Ende einen Mord gestanden hat, den sie gar nicht begangen hat (Treppensturz) und für den Mord (unterlassene Hilfeleistung?) am bettlägerigen Ekel keine mildernden Umstände in Anspruch genommen hat, die es durchaus gegeben hätte, und dies, weil sie sich derart dafür geschämt hat, dass sie Geld genommen hat dafür, dass die alten Herren sie ***uell belästigen durften.
Wie diese Anne immer mehr in die Enge getrieben wurde, bis sie bereit war, ein nicht begangenes Verbrechen zu gestehen, das fand ich wirklich tragisch.
Ah, ich verstehe dich - aber auch nur z. T.. Ich fand die Frau nämlich gar nicht so aufrichtig, zuverlässig und empathisch. Ich fand sie eher dumm. Gut, das kann man den von dir genannten Eigenschaften überein gehen.
Unzuverlässig und unaufrichtig fand ich sie schon ihrem Sohn gegenüber. Kinder (und nicht die Mütter) haben in Deutschland (und sicherlich auch in anderen Ländern) Anspruch gegenüber ihren Vätern auf Unterhalt. Das nimmt entweder die Mutter oder das Jugendamt wahr. Sie hat ihrem Kind quasi diesen Rechtsanspruch vorenthalten. Das nenne ich unzuverlässig und dumm. Aufrichtig war sie auch nicht in den Befragungen. Ihr sind Brücken gebaut worden, die es ihr leichter gemacht hätten, die Wahrheit zu sagen. Diese Brücken hat sie nicht betreten. Unsagbar dämlich. Aber letzendlich wofür? Um sich selbst zu schützen, nicht von der Umwelt mies angesehen zu werden, als Frau, die sich für Bares verkauft hat? Sie wollte umbedingt eine Außenwirkung als Heilige haben, ein "Engel", der Menschen aus Mitleid tötet. Aber genau das war sie nicht. Sie war kein Engel, sie war finanziell berechnend gegenüber hilf- und wehrlosen Patienten. Und als einer dieser Patienten sich als gar nicht so hilflos herausgestellt hat, hat sie zumindest bei dem ein Ende gesetzt durch den Austausch der Tabletten. Und ja, in meinen Augen ist es richtig, wenn der Staat auf sowas ein Auge hat und kranke und wehrlose Opfer schützt und solchen Fällen nachgeht und die Täter zum Gestehen bringt, ohne das rechtswidriges Verhalten seitens der Polizisten gegeben ist.
Kennst du den Fall Nils Högel? Lies mal nach, ein Fall (nein, ganz viele), der ganz in meiner Nähe passiert ist, in Krankenhäusern, in denen Menschen gelegen haben, die ich gut kenne. Das war auch so ein empathischer Mensch, der nur Gutes für seine Patienten wollte und dabei die Grenzen der Professionalität gesetzwidrig überschritten hat. Sicherlich hat es auch da Beamte gegeben, die ihn in die Enge getrieben haben. Und das sollen die Bösen sein?
Im Tatort fand ich Bootz und Lannert eigentlich sehr freundlich und professionell der Täterin gegebenüber. Die Schauspielerin, die die Täterin spielte, fand ich grandios und ja, auch das Ekelpaket Fuchs wurde hervorragend gespielt. An 2, 3 Stellen fand ich diesen Tatort nicht ganz logisch, aber in der Gesamtheit und in der Darstellung von Polizeiarbeit sehr gut gelungen.
Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)
Natürlich kenne ich solche Fälle wie den von Nils Högel.
Wir sehen den Film unterschiedlich, resp. setzen den Schwerpunkt anders, aber das ist ok.
Absolut!! Und großartig gespielt von der Protagonistin!
Ich finde, es wurde mehr als deutlich, dass sie eben nicht die alten Menschen ausgebeutet hat (Zitat Gästin "Sie war kein Engel, sie war finanziell berechnend gegenüber hilf- und wehrlosen Patienten"), sondern die teilweise unerträglichen Zustände, die PflegerInnen ertragen müssen, in einen kleinen Vorteil (der ihr sogar angeboten wurde) umgemünzt hat. Und dafür hat sie sich so geschämt, dass sie eher als Mörderin als als "Hure" dastehen wollte.
Ganz furchtbar. Und wieder wurde klar, dass der Stadt nicht nur hilflose PatientInnen, sondern auch verzweifelte PflegerInnen schützen sollte.
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern