Da meine kleine Handtaschen-Geschichte hier so großen Anklang gefunden hat, will ich das BB noch mit einer weiteren Geschichte beglücken, nämlich der, die ich meiner Schwester zu Weihnachten geschrieben habe. Sie handelt von ihrem Kater Felix.

Dazu müßt ihr nur wissen, daß diese Geschichte zu 100% auf Tatsachen beruht! Nichts davon ist erfunden, alles basiert auf wahren Begebenheiten.

Nun gut, Vorhang auf für:

El Kratzone - ein Tag aus dem Leben eines Kampfkaters
Eine Tragikomödie in einem Akt von Frika W.

In der Hauptrolle:
Felix alias El Kratzone

In den Nebenrollen:
Balu (Kater, Spion und persönlicher Informant von El Kratzone)
Simple (Kater, Erzfeind von E. K.)
Jakob (ein Hund)
Buddy (noch ein Hund)
meine Schwester und ihr Mann (die "Menschen")

Schauplatz:
Ein kleines bayrisches Dorf mit überdurchschnittlich hoher Hunde- und Katzendichte.


Mein Name ist Felix und ich bin ein Kater, aber Felix ist nur mein Deckname, den mir die Menschen gegeben haben, die mir Unterschlupf gewähren. In Wirklichkeit heiße ich El Kratzone und bin der Frontmann der Dschikat, einer radikalen terroristischen Katzen-Vereinigung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Vorherrschaft der Katzen in unserem Dorf wiederzuerlangen. Denn es laufen hier immer mehr Drecksköter herum, die es in Schach zu halten gilt. Erst vor ein paar Tagen hat wieder so eine miese schwarze Töle einen unserer Männer auf den Baum gejagt. Das gibt Rache! Wir werden unser Platzrecht verteidigen, so wahr ich El Kratzone heiße!
Heute schildere ich euch einen Tag aus meinem aufregenden Leben.

Sonntag, der 23. Dezember 2007

Zu Beginn des Tages lag ich in meinem Filzkorb, hoch oben auf dem Kratzbaum, wie jede Nacht (manchmal muß ich auch berufsbedingt außer Haus übernachten, aber das spielt hier jetzt keine Rolle).

Um 8.03 Uhr habe ich zum ersten Mal die Augen aufgeschlagen, genau genommen nur eines, und das auch nur halb, und es auch gleich wieder geschlossen. Einer von den zwei Menschen, die mir Unterschlupf gewähren, war ins Bad gegangen. Kein Grund zur Aufregung.

Um 9.25 Uhr hat mich das Kläffen von Jakob, dem Nacharsköter, ein weiteres Mal aus dem Schlummer gerissen, und ich habe mein linkes Ohr um eine Vierteldrehung nach hinten gebogen. Aber auch das ist für einen Dschikat-Schläfer wie mich kein Grund, seinen Schlaf zu unterbrechen.

Um 9.58 Uhr dann das Desaster: Ich bin erneut aufgewacht, weil der Traktor des Nachbarn so laut gebrummt hat, dann hat eine Kuh gemuht, dann noch eine, und dann hat der Jakob wieder zu bellen angefangen. An Schlafen war nun nicht mehr zu denken. Außerdem waren meine Menschen schon aufgestanden. Ich wollte mich also erst einmal ausgiebig strecken, aber da ich dabei leider ein wenig über den Filzkorb hinausrage, habe ich plötzlich Übergewicht bekommen und bin mitsamt dem Korb heruntergefallen. Dabei habe ich mir meinen Schädel am Heizstrahler angehauen und die rechte Pfote ein wenig gestaucht. Meine Menschenfrau hat sehr über mich gelacht, aber mir war gar nicht zum lachen zumute!
Doch dann hat sie mir was zu fressen gegeben, und ich war ihr nicht mehr böse. Irgendwie ist sie ja ganz lieb, dafür darf sie mich dann auch manchmal streicheln, das tut sie gerne. Man soll nicht undankbar sein zu den Beutelaufreißern.

Um 10.20 Uhr kam dann mein Kompagnon, der Balu, ins Haus. Er ist Frühaufsteher und mein persönlicher Spion, zu mehr eignet er sich leider nicht. Er ist nicht besonders intelligent, aber als Spitzel sehr nützlich, denn er ist fast unsichtbar weil er so mickrig und dünn ist. Nachdem er mir die neuesten Nachrichten aus der Kampfzone überbracht hatte, habe ich ihm erlaubt, auch was zu fressen.

Um 10.35 Uhr mußte ich kacken. Meine Toilette ist gleich hinterm Haus, da ist im Sommer schöne weiche Erde, weil eine Menschenfrau dort für mich immer den Boden lockert, damit ich nicht selbst herumgraben muß. Leider wächst da im Sommer etliches Grünzeug, und jetzt im Winter lockert dort komischerweise niemand die Erde, dabei wäre das dann umso nötiger, da alles gefroren ist. Wie dumm die Menschen doch oft sind. Aber als alter Dschikat-Kämpfer weiß ich mich auch mit den widrigsten Umständen zu arrangieren.

Um 10.41 Uhr ist mir mein Erzfeind über den Weg gelaufen. Er heißt Simple, aber so einfach ist die Angelegenheit mit ihm nicht. Er ist der Frontmann der Dschikat-Gegner, und das auch nur, weil er mit einem Hund auf demselben Hof zusammenlebt. Wir können ihn leider nicht für unsere Sache gewinnen, er wäre ein guter Mann. Also haben wir uns erstmal gegenseitig eins mit den Pfoten über die Schnauze gegeben und angefaucht, das ist unser persönlicher Ausdruck dafür, daß wir momentan keinen Waffenstillstand haben. Den hatten wir eigentlich noch nie.

Um 11.23 Uhr konnte ich mich dann endlich auf die Hauptarbeit meiner politischen Arbeit besinnen: die Hunde! Als erstes bin ich rüber zum Zwinger eines großen schwarzen Köters, der gleich gegenüber wohnt. Er heißt Buddy und macht mir das Leben schwer, aber ich ihm noch viel mehr. Er trägt etliche Narben auf der Nase, die ich ihm im Laufe der Jahre zugefügt habe. Ihm habe ich meine gezackten Ohren zu verdanken. An diesem Tag war er leider eingesperrt, also habe ich ihn nur angefaucht und ihm anschließend vor den Zwinger hin gepinkelt. Danach bin ich auf den Hof von Simple, einen halben Meter vor der Nase von Jakob, dem Hofhund, vorbeispaziert. Ich weiß mittlerweile genau, wie weit seine Kette reicht, mit der er angebunden ist. Das hat ihn so zur Weißglut getrieben, daß er sich vor lauter Kläffen fast überschlagen hat, aber das kann er ja nicht, weil er angekettet ist.

Um 12.06 Uhr war Zeit zum Mittagessen. Wo ich mir das hole, entscheide ich spontan, je nach Laune. Zu Hause gibt’s immer nur den Beutel-Fraß, aber beim Nachbarn kriege ich manchmal Reste von Braten oder Milch. Ansonsten bevorzuge ich einen meiner zwölf anderen Freßplätze, von denen meine Menschen übrigens nichts wissen. Gelegentlich besitze ich auch die Frechheit, mir mein Futter bei den Menschen von Simple zu holen, man muß dem Feind schließlich zeigen, daß man sein Territorium beherrscht!

Um Punkt 13.00 Uhr bin ich wieder nach Hause um mein Mittagsschläfchen zu halten, aber da war leider niemand, der mich reinlassen hätte können. Mir war aber kalt, also habe ich mich unterm Dach verkrochen.

Um 14.41 Uhr bin ich durch einen strengen Geruch in meiner Umgebung aufgewacht. Balu, der Dreckfink, war wieder im Kuhstall gewesen! Ich habe ihm bereits hundertmal gesagt, daß es seine Arbeit als Spion beeinträchtigen kann, wenn man ihn zwar nicht sieht, dafür aber meilenweit riecht, aber er ist einfach zu dumm um das zu verstehen. Andererseits habe ich ihn vor kurzem dazu angelernt, Ratten im Kuhstall zu fangen, seit ich mich selbst auf wichtigere Aufgaben konzentrieren muß, und er macht die Sache für seine Verhältnisse sogar erstaunlich gut. Aber er muß lernen, daß es sinnlos ist, einer Ratte hinterherzuspringen, wenn sie sich mal im Misthaufen verkrochen hat.

Um 17.15 Uhr sind dann endlich meine Menschen wieder gekommen. Ich habe mir aber nur schnell mein Abendessen geholt (und auch noch das von Balu aufgefressen, damit er nicht zu dick wird, sonst ist er als Spion nicht mehr brauchbar). Dann bin ich wieder raus aufs Schlachtfeld, denn ich hatte gehört, wie jemand den Drecksköter Buddy aus dem Zwinger rausgelassen hat. Das musste ich ausnutzen, denn sehr viel Auslauf bekommt er nicht.
Ich habe mich erst einmal hinter einem Auto versteckt, um die Situation abzuschätzen. Der Hund ist wie ein Irrer herumgerast, direkt an meiner Nase vorbei, aber er war so mit Ballspielen beschäftigt, daß er mich nicht bemerkt hat. Nachdem er dreimal an mir vorbeigelaufen war, habe ich mich zum Angriff entschlossen. Als er in Sprungweite vor mir stand, habe ich mich mit bösem Fauchen und geträubten Haaren auf ihn gestürzt und ihm meine Krallen ins Fell gegraben, daß er nur so gewinselt hat. Der Kerl hat natürlich versucht, sich zu wehren, hat wild um sich geschnappt, aber da ich direkt an seiner Kehle hing, war das für ihn aussichtslos. Dann habe ich von ihm abgelassen und bin davongerast. Buddy hinter mir nach, obwohl sein Mensch ihm gerufen hat. Ich bin über einen Zaun gesprungen und der Köter wollte mir hinterherlaufen, aber er kann gottseidank nicht springen und hat sich die Nase am Zaun plattgedrückt. Dann ist die Tür aufgegangen und meine Menschenfrau, die wohl mein Fauchen gehört hatte, hat mich ins Haus getragen. Dort hat sie mich viel gestreichelt und mir Leckerlies gegeben und mich bedauert, weil mich der Hund angegriffen hat.

Um 18.42 Uhr ist dann auch Balu nach Hause gekommen. Wo er wieder gesteckt hat, weiß ich nicht, auf jeden Fall hatte er eine tote Ratte im Maul, und unsere Menschenfrau hat ein furchtbares Theater gemacht, aber hinterher hat sie ihn seltsamerweise gelobt, so wie immer. Daß er gestunken hat wie ein ganzer Misthaufen, hat sie ihm nicht übel genommen. Versteh einer die Menschen. Ich bekomme nie Lob, obwohl ich es nicht mit Ratten, sondern riesigen Hunden auf mich nehme. Und ich stinke auch nie. Wahrscheinlich weiß sie meine Arbeit erst zu schätzen, wenn ich ihr einen toten Hund vor die Füße lege. Lange wird das nicht mehr dauern...


Das war ein Tag im Leben von mir, dem Kampfkater El Kratzone. Grüßt mir eure Katzen!!