Hallo ihr Lieben,
ich bin schon unter anderem Namen hier im Forum angemeldet, aber wollte meine Geschichte dennoch nicht zu öffentlich darstellen, dafür beinhaltet sie zu viele Dinge, die man besser nicht über mich wissen sollte. Vorweg: Ich bin männlich und schwul. Ihr könnt gern spekulieren wer ich bin, aber ich bitte euch doch, meinen Wunsch nach Anonymität zu berücksichtigen.

Also, hier fange ich nun an. Vor circa einem dreiviertel Jahr habe ich meine damalige Beziehung mit meinem Freund beendet, weil er mehrere Wochen fremdgegangen ist und ich das einfach nicht ertragen konnte. Ich habe ihn zwar unglaublich geliebt, aber mich so dermaßen gedemütigt gefühlt, dass ich die Sache nicht verzeihen konnte.
Kurz darauf bin ich in ein tiefes Loch gefallen und bekam von meinr Psychiaterin Antidepressiva. Nach mehreren Versuchen mit verschiedenen Medikamenten habe ich nun eines gefunden, welches zumindest einen Teil der negativen Gedanken vertreibt, ohne schwerste Nebenwirkungen.

Trotzdem habe ich seit Ende meiner Beziehung immer den Drang verspürt, jemanden kennen zu lernen, in einer neuen Beziehung zu leben. Ich wollte mein Leben, mein Glück und mein Leid mit jemandem teilen können und hätte das auch von ihm erwartet. Doch nach meiner Beziehung (welche, bis auf das Fremdgehen die schönste Zeit meines Lebens war) hatte ich vielleicht einfach zu hohe Ansprüche.
Ich habe angefangen verschiedene Typen zu daten und habe mich nie in einen verliebt. Trotzdem habe ich mich mit manchen mehrmals getroffen, weil ich mir einredete: Ach, das mit dem Verlieben wird schon. Aber es ward nicht... Als ich das gemerkt habe, kam wieder so ein tiefes, tiefes Loch und ich beschloss mich einfach mit Party abzulenken. Also ging ich in eine schwule Location und feierte, lernte Leute kennen und trank viel...
Es war unter anderem ein Typ dabei, dessen Namen ich nicht kannte. Wir kamen ins Gespräch und ich fand ihn unglaublich nett und lieb. Wir waren dann schon sehr betrunken und beide auch ziemlich scharf. Also sind wir in eine Ecke gegangen und haben angefangen miteinander zu rumzumachen und naja, uns gegenseitig oral befriedigt. Ich wollte es in dem Moment auch und habe mir keine Gedanken über die Folgen gemacht... Bis am nächsten Morgen die Party vorbei war. Ich war zu Hause und mir war klar, dass der Typ und ich kein Kondom verwendet hatten und ich bei ihm "geschluckt" hatte (sorry)...

Mir ist dann natürlich sofort HIV in den Sinn gekommen etc. Aber es war nicht so, dass ich in panischer Angst o.ä. gelebt hätte. Einen Tag nach der Party hatte ich ein schlechtes Gefühl, aber danach war ich doch relativ ernüchtert. Ich dachte: "Okay, vielleicht hast du HIV, was wenn? Dann stirbst du eben, das Leben ist doch sowieso nicht lebenswert!"
Ich habe meiner besten Freundin und sonst keinem davon erzählt. Und nach dem Treffen, bei dem ich ihr die Geschichte erzählt hatte, kam ich nach Hause und auf einmal brach für mich die Welt zusammen. Ich habe angefangen zu weinen und zu weinen. Stundenlang. Mir wurde klar, dass wenn ich HIV habe, ich damit so viele Menschen so schrecklich verletzen würde. Meine Mutter und meinen Vater, meine Freunde... Diese Menschen taten mir viel mehr leid, als ich mir selbst. Ich hatte nur das Gefühl: "Das kannst du diesen Menschen doch nicht antun, wo du ihnen so viel bedeutest."
Nun ja... ich war, wie gesagt, bis auf diesen einen Zusammenbruch sehr ernüchtert und warete drei Monate lang in Fassung, bis ich einen HIV Test machen konnte. Das Ergebnis war negativ, d.h. ich bin gesund. In dem Moment, wo ich das Ergebnis bekam, habe ich mich nichtmal sonderlich gefreut. Ich habe es einfach so hingenommen...

Das Ergebnis bekam ich vor circa vier Wochen... Seitdem fühle ich mich wieder extrem einsam und suche vor allem Selbstbestätigung durch ***. Durch meine Antidepressiva habe ich zwar während des Akts nichtmal sonderlich Lust darauf, aber irgendwie brauche ich es. Jetzt zu dem, was mich am meisten berührt. Ich gehe seit circa vier Wochen fast täglich mit einem anderen Typen ins Bett. Dabei lege ich weder Wert auf Aussehen noch Persönlichkeit, sondern einfach nur auf Befriedigung. Ich verabrede mich teils im Internet, teils treffe ich Typen auf der Straße. Aber das Schrecklichste ist, dass ich vor circa zwei Wochen, das erste Mal im Tiergarten in Berlin in einer sogenannten Gay Cruising Area war. Das ist ein Gebiet, in dem Schwule durch den Park laufen, auf der Suche nach schnellem, anonymen ***. Ich war ein paar Mal bei Tageslicht dort und habe auch *** gefunden. Im Gebüsch...
Vor einer Woche war ich das erste Mal nachts dort. Es waren bestimmt an die Hundert Cruiser dort in den nächtlichen Büschen und sobald man sich ein wenig vom Hauptweg abwandte, konnte man mit dem Erstbesten rummachen. Es geht nur um schnellen, noch anonymeren ***, weil man im Dunkeln sein Gegenüber nichtmal erkennt. Ich stand dort also mit einem Typen und wir hatten ***, als immer mehr andere dazu kamen. Das ganze endete in einer anonymen Orgie mit Anal***, Oral*** und vor Poppers, einer Schnüffeldroge, die das Lustempfinden steigert.
Wie gesagt, aufgrund meiner Antidepressiva habe ich teils Probleme zu "kommen" und konnte diesen Gruppen*** überhaupt nichtmal genießen... Durch Poppers jedoch ging es und nachdem wir fertig waren und ich niemanden erkannt hatte (ich weiß weder wie alt die Typen waren, noch wie sie aussahen, insgesamt waren es bestimmt 10 verschiedene), fuhr ich nach Hause. Diese ganze Sache habe ich bis gestern noch dreimal wiederholt. Immer nachts im Tiergarten, immer anonym.

Ich brauche das Extrem, obwohl ich weiß, dass es mich weder glücklich noch zufrieden macht. Ich denke mir immer: "Wieso machst du das? Bist du krank?!" Aber ich kann irgendwie nicht anders.
Und heute habe ich wieder einen Zusammenbruch gehabt. Ich habe geheult, weil ich nicht mehr weiterwusste, weil ich dachte, ich wäre minderwertig und ich bin Abschaum. Ich hasse mich selbst, ich hasse, was ich tue und was ich bin. Das ist mir heute klargeworden...

Ich danke euch fürs Lesen, vielleicht habt ihr ein paar Worte im Rückhalt. Ob aufmunternd oder konstruktiv, ob kritisch oder einfach nur verständiszeigend. Ich weiß es nicht. Irgendwas...

Danke!