Als MF-Pionierin der ersten Stunde möchte ich meine Gedanken zu diesem Thema mit euch teilen.

Vor Jahren kamen in den USA die ersten Anbieter auf die Idee, sogenannte Mineral Foundation zu entwickeln. Ausgangspunkt war die Überlegung, alle überflüssigen Inhaltstoffe einer Foundation wegzulassen, damit eine verträgliche kosmetische Lösung für Problem-Haut entsteht. Foundation wurde auf das reduziert, was ihre deckende und farbgebende Wirkung erst ausmacht: die Pigmente. Füll- und Konservierungsstoffe wurden
überflüssig, was für den Kundenkreis mit extrem empfindlicher Haut ein Segen war.

Kosmetische Pigmente sind z.B. Eisendioxide,Titandioxid und Silicium - kurz gesagt Mineralien. Und genau die waren übrigens schon von jeher in jeder normalen Cremefoundation enthalten.

Mineralfoundation bestand damals, und tut es bei vielen Herstellern immer noch, aus nichts anderem als diesen Pigmenten, bzw. Mineralien. Diese Art von MFs sind nicht einfach und unkompliziert zu handhaben. Das, was bei einer Creme-Foundation an Hydratisierung und Rückfettung sorgt, muss mit der Pflege aufgetragen werden und so beschaffen sein, daß sich ein optisch ansprechendes Ergebnis zeigt. Zudem hat das benutzte Werkzeug wie Pinsel oder Schwämmchen und auch die Art des Auftrags und die verwendete Menge eine großen Einfluss auf das Resultat.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, MF würde austrocknen, muss hier gesagt werden, daß besagte Pigmente nicht austrocknen, weil sie aufgrund ihrer physikalischen Struktur weder Feuchtigkeit noch Fett aufsaugen können. Es ist vielmehr die Beschaffenheit der Haut vor dem Auftrag, die Einfluss darauf hat, ob die MF als austrocknend empfunden wird. Wenn die Haut insgesamt eine trockene Tendenz hat, werden z.B. durch das kreisende Auftragen mit dem Pinsel die Pigmente zwischen winzige Hautschüppchen eingearbeitet, was dann einen trockenen und rauen Look verursacht. Auch Naturhaarpinsel können daran beteiligt sein, weil Naturhaare Fett und Feuchtigkeit aufsaugen und somit der Haut entziehen. Mit Synthetikpinseln passiert das in viel geringerem Umfang.

Es ist äußerst schwierig, die individuell passende MF - also Zusammensetzung, Farbe und die optimale Auftragetechnik sowie das Werkzeug zu finden. Am Rande bemerkt: Ich selber z.B. habe unzählige Versuche mit zig verschiedenen Komponenten hinter mir. Und wenn ich damals nicht solche Probleme mit fertigen Creme-Foundations gehabt hätte, hätte ich längst aufgegeben und MF in die Ecke gepfeffert. Inwischen habe ich aber mein Dreamteam gefunden und muss sagen, daß bei mir in punkto Verträglickeit und Optik langfristig keine Creme-Foundation mithalten konnte.

Die Hersteller konventioneller dekorativer Kosmetik wollten natürlich von diesem MF-Trend profitieren, der eindeutig von kleinen unabhängigen Firmen und Kundinnen geschaffen wurde, die händeringend nach Alternativen suchten.

Die schwierige Handhabung von MF ist natürlich ein K.O-Argument für Produkte, die für den Massenmarkt konzipiert sind. Demzufolge wurden Produkte mit dem Label "Mineral" kreiert, die nichts mehr gemeinsam haben mit der ursprünglichen MF, die meistens zu 100% aus Mineralien besteht. Jede Menge Zusatzstoffe bis hin zu Silikonen und Konservierungsstoffen wurden mit dem Pigmenten ("Mineralien") gemischt, um ein leicht aufzutragendes Produkt zu erhalten. Soweit so gut - auch wenn das den Ursprungsgedanken komplett verfälscht.

Der eigentliche Bluff besteht darin, daß inzwischen auch alle anderen flüssigen bis cremigen Produkte mit dem Attribut "wertvolle Mineralien" versehen werden, obwohl es sich um die gleichen altbekannten Pigmente handelt, die schon immer für Farbe und Deckkraft in normalen Foundations gesorgt haben.

Fazit: Der Hype um Mineralkosmetik ist aus meiner Sicht künstlich geschaffen. Das Ursprungskonzept wurde von den Kosmetikonzernen (alle MF-Anbieter der ersten Stunde waren kleine unabhängige "Tüftler") komplett verwässert. Den Kunden der Konzerne und der großen Marken wird alter Wein in neuen Schläuchen verkauft. Echte Mineralkosmetik wird eine Nische bleiben für diejenigen, die aus persönlichen Gründen den Aufwand nicht
scheuen, sich ausgiebig mit dem Testen von MF zu beschäftigen.

Ich hoffe, ich konnte euch hier etwas Nachdenkenswertes zu lesen geben.