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Thema: Embrace - Du bist schön

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
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    @Tommasina

    Dann konnten wir uns nicht verstehen. In meinem Umfeld ist das anders als in deinem.
    Aber unsere Umfelder haben wir uns auch gesucht, sie scheinen ja zu uns zu passen.

    Die ich kenne, machen das auch, um sich erstmal jetzt wohlzufühlen, den Tag leichter zu bewältigen, Muskeln und Haltung zu erhalten, Fett abzubauen, Blut- und Herzwerte zu normalisieren, vital zu bleiben oder werden, auch ich selbst. Klar ist die Chance und Hoffnung groß, dass man einiges am Krankheiten mit den Jahren nicht oder nur in milderer Form bekommt. Anderes ist davon aber nicht beeinflussbar. Ich selbst will auch nur angenehm und so schmerzfrei wie möglich alt werden, betrachte Sport aber nicht als eingezahlte Versicherung, sondern nur meinen Teil des oft zitierten Lebensstils, der in Krankheitswahrscheinlichkeiten eingeht. Du kennst die Leute im Krankenhaus, ich vielleicht eher die, die dort nicht hin mussten - vermutlich zum großen Teil reines Glück, aber vielleicht auch durch ihren Lebensstil. Aber unsere Körper werden alle verfallen, am Ende werden wir sterben, ob wir Sport gemacht haben oder nicht, wie z.B. Udo Jürgens, einiges vor der Zeit, in der man damit gerechnet hat, aber immerhin bis dahin doch recht gesund. Ist es bitter, sich immer passend ernährt zu haben, Sport gemacht zu haben und dann vom Auto überfahren zu werden? Nein, finde ich. Alles hätte nicht geschützt, aber vielleicht wäre man problemloser alt geworden, wenn das Auto nicht gekommen wäre - oder der Herzinfarkt.
    Aber das Gefühl, sich bewegungsmäßig um sich zu kümmern, entstresst das Heute, die Seele, die Nerven und stärkt die Zuversicht, fühle ich.

    War trotzdem interessant darüber zu reden und nachzudenken. Ich hab den Film ja nicht mal gesehen, ist auch nicht mein Thema, was mich interessiert, sind eigene Erfahrungen damit, wie Mayanmar sie schildert. Ich frag mich, wie kommt jemand da raus? Im Grunde ist ja vom Kopf her klar, was läuft. Ich glaube nicht, dass gutes Zureden hilft, der Stachel sitzt tiefer. Nicht die Gesellschaft wird sich ändern, man selber braucht eine komplett andere Sicht auf das Thema. Egal, was man vorher gedacht hat, es ist nicht hilfreich, wenn das Problem bleibt.

    Meiner Erfahrung nach suchen sich aber genau Leute mit Problemen andere Leute mit demselben Problem und keiner Absicht, das zu ändern. Was dein Promi gemacht hat, sehe ich auch als den anderen, richtigen Weg, ob sie sich beworben hat oder Ja auf die Anfrage gesagt hat - sie ist aktiv hingegangen, hat mitgemacht und Erfolg gehabt. So läuft das.

    Sie hat ihre Bedenken hinten angestellt und einfach etwas radikal anderes gemacht. Natürlich, da stimme ich dir zu, ist es hilfreich, wenn jemand unterstützt und zuredet. Aber ein Einziger, der in dem Moment mit derselbem Stärke dagegen redet, und dem man zuhören würde, würde aber das Projekt zum Scheitern bringen und die Bedenken überhand nehmen lassen. Man braucht da Leute, die an einen glauben, wenn man gehen alle Bedenken was wagt und einen bis dahin durchbringen. Das war der junge Typ. Das hatte sie. Und sie hat es getan.

    Es gibt aus meiner Sicht zwei Wege: die Möglichkeiten überhaupt erstmal auszuloten und zwar nicht auf Grund der eigenen Meinung, die ja bisher auch nicht hilfreich war, oder aber sich von den destruktiven Meinungen anderer nicht beeinflussen zu lassen, das Thema am besten zu meiden - auch damit man nicht neu getriggert wird. Man kann das abfließen lassen wie von einem Regenmantel, das Thema wechseln usw.
    Was gäbe es noch, wo sich nicht die Welt um einem herum ändern muss, damit man damit fertig wird?
    "Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem."
    Jack Sparrow

  2. #2
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    Ich habe den Film nicht gesehen, da ich an dem Tag, an dem er kam, nicht konnte.

    Ich erlebe es schon, dass Frauen und Mädchen schon ab dem Kindesalter vermittelt wird, dass sie nur liebenswert sind, wenn sie äußere Normen erfüllen. Von dieser fat acceptance Bewegung habe ich frühestens vor 10 Jahren etwas gehört. Als ich Kind war, war das noch schlimmer. Meine Mutter hat uns Mädchen gar nicht so erzogen, aber andere Kinder, andere Verwandte, Nachbarn... Von allem wurde einem vermittelt, dass es die Haupt-Lebensaufgabe eines Mannes ist, einen guten Beruf zu erlernen, damit man später ordentlich schaffen gehen kann, und dass es die Hauptaufgabe eines Mädchens ist, dekorativ und angepasst zu sein, damit es später einen Mann findet, der es heiratet, und Kinder haben kann. Für Brillenschlangenkinder, wie ich es war, gab es dann als Mädchen noch die Option, man könne ja notfalls ins Kloster gehen. Ja, ernsthaft! Noch heute erlebe ich in dem ländlichen Umfeld, wo ich aufgewachsen bin, dass es von Frauen heißt: "Sie ist ja noch unverheiratet, aber sie ist ja hübsch und hat jetzt auch gut abgenommen (Beispiel) - vielleicht findet sie ja noch jemanden, der sie heiratet." Ob man liebenswert ist, wird rein an der Optik gemessen. Ich finde, das sind schreckliche Botschaften für ein Kind, die sich oft ein Leben lang fortsetzen. Ich kenne so viele Frauen, die hübsch, liebenswert, intelligent,.... was weiß ich alles sind. Die hängen sich an einem vermeintlichen oder realen Makel wie einer Hakennase oder Reiterhosenspeck so sehr auf, dass sie denken, dass sie weniger liebenswert sind. Es ist echt traurig. Fat Acceptance kommt doch da erst mal nicht ins Spiel.

    Zitat Zitat von Tommasina Beitrag anzeigen
    Es geht darum, Frauen zu zeigen, dass sie sich nicht für ihren Körper schämen müssen, ganz für sich und vor sich selbst, denn diese Scham, dieses Gefühl der Unzulänglichkeit, ist es, was diese Frauen hindert, sich wohlzufühlen.

    Du strahlst eine unglaubliche Stärke und Selbstsicherheit aus, Medha.
    Das ist toll.
    Viele Frauen, auch sehr intelligente und erfolgreiche, haben diese Stärke nicht.
    Ich denke, der Film will allen Frauen aufzeigen, dass sie sich nicht zu schämen und zu verstecken brauchen.

    Und diese Botschaft kann ich absolut unterschreiben.
    *auch unterschreib*

    Zitat Zitat von Gästin Beitrag anzeigen
    Ich denke, dass du da auf dem Holzweg bist. So wie uns negative Botschaften erreichen, erreichen uns auch positive Botschaften. Von Zuspruch und Anerkennung lassen wir uns sehr wohl beeinflussen.
    Das finde ich allerdings auch. Menschen sind soziale Wesen. Die wenigsten, die ich kenne, haben so eine völlige "Sch****egal, was andere denken"-Haltung, außer zwei Kolleginnen von mir, die so sind und die aber mit ihrer Art ständig anderen auf die Füße treten (und sich immer wundern, warum nach einer Weile alle ihnen aus dem Weg gehen).

  3. #3
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    Zitat Zitat von daughty Beitrag anzeigen
    Für Brillenschlangenkinder, wie ich es war, gab es dann als Mädchen noch die Option, man könne ja notfalls ins Kloster gehen. Ja, ernsthaft!
    Wenn ich so etwas lese, danke ich dem Schicksal so sehr dafür, daß ich in einer Umgebung aufwachsen durfte, in der 95% der Menschen mit
    Gott nichts am Hut hatten (ok, die Ideologie war schon übel, irgendwas ist halt immer) und in der Mädchen ziemlich gleichberechtigt erzogen wurden.

  4. #4
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    Zitat Zitat von vivian Beitrag anzeigen
    Wenn ich so etwas lese, danke ich dem Schicksal so sehr dafür, daß ich in einer Umgebung aufwachsen durfte, in der 95% der Menschen mit
    Gott nichts am Hut hatten (ok, die Ideologie war schon übel, irgendwas ist halt immer) und in der Mädchen ziemlich gleichberechtigt erzogen wurden.
    Religion ist hier eigentlich nicht das Problem - die Gleichberechtigung allerdings schon.

    Bis in das junge Erwachsenenalter meiner Eltern und Tanten war es absolut undenkbar, dass eine Frau alleine gewohnt hätte. Das wäre, als wenn sie eine Prostituierte wäre und hätte Schande über die Familie gebracht. Unverheiratete Frauen wohnten oft als "Tanten" mit auf dem Hof einer ihrer Geschwister und kümmerten sich dort um die Kinder und den Haushalt, wurden eine "Fräulein Lehrerin" (es war undenkbar, dass eine Lehrerin verheiratet gewesen wäre) oder gingen halt eben ins Kloster - da waren sie versorgt.

  5. #5
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    Daughty, wie alt sind deine Mutter und die Tanten? Für mich liest sich das zumindest zum Teil wie vor Vorkriegsjahre. Schon zu meiner Schulzeit waren die Fräulein-Lehrerinnen (ich habe noch sehr unter ihnen gelitten) am Aussterben. Dafür gab es aber noch männliche Lehrkräfte, die ja gleich mit ausgestorben sind. In einer nichtkatholischen Gegend gab es ein Kloster nicht als Auswahl, aber als Hilfskraft auf dem Hof, das kenne ich auch noch. Aber das hat sich auch so ziemlich mit meiner Generation - also erste Nachkriegsgeneration - geändert.

    Ansonsten finde ich deine Ausführungen zum Thema sehr vernünftig und zutreffend. Ich glaube, dass besonders junge Mädchen ermutigt werden sollten, sich mehr positiv mit ihrem Körper zu befassen. Die Eltern, besonders die Mütter, könnten da sehr unterstützend sein, wenn sie denn das Problem überhaupt wahrnehmen würden.
    Geändert von Gästin (23.05.17 um 10:10:20 Uhr)

  6. #6
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    Zitat Zitat von daughty Beitrag anzeigen
    Menschen sind soziale Wesen. Die wenigsten, die ich kenne, haben so eine völlige "Sch****egal, was andere denken"-Haltung, außer zwei Kolleginnen von mir, die so sind und die aber mit ihrer Art ständig anderen auf die Füße treten (und sich immer wundern, warum nach einer Weile alle ihnen aus dem Weg gehen).
    Ich danke dir sehr für den Kommentar, meine Intension war ja eher, meine Gedanken und andere Möglichkeiten der Sicht beizusteuern. Dass ich jemandem damit auf die Füße trete, nehme ich zwar schon in Kauf, aber es ist nicht der Grund für meine Meinung. Dass sich jemand abwendet, ist doch klar und völlig okay. Es bleiben immer noch genug übrig, um interessante Gespräche zu führen, es bleibt kein Defizit. Es ist dann halt einfach woanders und mit jemand anderem.

    Mitunter freut mich, wenn eine Einzige die Möglichkeit sieht, dass man sich nicht zu Herzen nehmen muss, was andere denken, die fremd sind und einem nichts bedeuten sollten, mich eingeschlossen. Es ist etwas anderes, wenn es Freunde oder Nahestehende sind, aber wer sich geknickt fühlt, nur weil irgend jemand Fremdes einen nicht schön, sympathisch oder was was weiß ich findet, bei dem sehe ich auch den Grund, warum er mit der Umwelt hadern wird.

    Nimm mal mich und sieh mich total berechtigt als unsympathisch. Was kümmert es dich, wenn ich sagen würde, du wärst zu dick, zu dünn, zu unsympathisch? Warum sollte dich das jucken? Warum juckt jemand, was Fremde, mit denen man nicht mal im Aufzug fahren will, einen so sehen? Wir kennen andere nicht. Haben sie einen zwanghaften Hygienetick und finden uns ungepflegt, sollte uns das beeinflussen? Ich hoffe doch, wir können das ignorieren. Wenn es da geht, warum geht es dann nicht genauso bei der Figur? Wieso gehen wir davon aus, dass andere dasselbe Schönheitsideal haben?
    Wenn sie uns zu dick oder dünn finden - kann das nicht auch Bestätigung dafür sein, dass wir uns berechtigt schön finden, statt sich damit schlechter zu fühlen?

    Ich fand dein Posting sehr inspirierend, vielen Dank. Mir war gar nicht klar, wie gut das zum Thema passt.
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    Jack Sparrow

  7. #7
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    Iridia, ich bin über 40 Jahre alt und mittlerweile ist es mir relativ egal, was fast völlig Fremde über mich sagen. Und natürlich besteht die Möglichkeit, dass man sich nicht so zu Herzen nimmt, was andere über einen denken. Du interpretierst da gerade Sachen in mein Posting, die ich so nie gesagt habe.

    Für die meisten Kinder und Jugendlichen besteht diese Möglichkeit jedoch erst einmal nicht aufgrund von noch fehlender Entwicklung der Ich-Stärke. Und Mädchen wird in fast allen Kulturen der Welt vermittelt, dass sie nur liebenswert sind, wenn sie irgendwelche Schönheitsnormen erfüllen (egal jetzt ob dünn oder kurvig oder Puppengesicht oder oder oder). Und bei vielen vielen Frauen, die ich kenne, wirkt das ein Leben lang weiter, führt zu Komplexen, zu der Unfähigkeit, sich des Lebens zu erfreuen. Wenn das bei Euch nicht so ist, seid doch einfach froh. Ich kenne so viele Frauen, die sich selbst behandeln wie ein Stück Fleisch, das vor Ablauf des Verfallsdatums noch schnell aus der Kühltheke verkauft werden soll. Und nein, das sind nicht alles hohle Plinsen. Mir ging es früher auch so. Dadurch habe ich so viel Lebenszeit vergeudet; ich finde eine Botschaft an Mädchen und Frauen, dass das nicht so sein muss und soll, durchaus sinnvoll.

  8. #8
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    Iridia, irgendwie hab ich auch das Gefühl des Aneinandervorbeiredens.
    Oder vielleicht ist es auch völliges Unverständnis, völliges Sichnichteinfühlenkönnen in Menschen, die anders ticken (gegenseitig!).
    Toll, wenn du derart unbelastet von Erwartungen und Bewertungen anderer durchs Leben gehen kannst.
    Geniess es
    Nimm es aber nicht als gegeben, dass das für alle Menschen machbar ist.

    Ich kann daughty meinerseits verstehen, ich komme aus einem überkritischen Elternhaus.
    Meine Mutter hat, mit vier Kindern, zeitlebens nie mehr als Grösse 38/40 getragen und fand sich immer zu dick.
    Ich kann mich gut erinnern, dass ich als etwa 14Jährige mal in Zürich mit ihr in einem teuren Modehaus war, weil sie für einen speziellen Anlass ein Kleid brauchte.
    Sie probierte ein tolles Seidenkleid an, das ihr super stand.
    Sie nörgelte nur an sich rum und ich ' musste' sie überzeugen, dass sie gut aussehe.

    Ich war immer ein sehr schlankes Kind und junges Mädchen.
    Als ich mit 18 meine Berufsausbildung anfing musste ich mit Ballett aufhören (vorher Training mehrmals pro Woche) und habe etwas (!) zugenommen.
    Ich hatte dann eine Halsoperation und nahm innert kürzester Zeit 6kg ab.
    Ich weiss noch, wie ich mich vor dem grossen Spiegel drehte und mich freute, dass ich mein früheres Gewicht wieder hatte.
    Meine Mutter stand daneben und sagte Na ja, es immer noch mehr als genug dran.

    Wenn ich Fotos aus dieser Zeit anschaue sehe ich eine gertenschlanke, schöne junge Frau.
    Die sich zu dick fand, mit ihrem Körper haderte und unsicher war.
    Unverständlich?
    Als ich viele Jahre später mit meinem Diätwahn aufhörte und zunahm war ich mal mit meiner Mutter im Cafe.
    Sie deutete auf eine sehr runde Frau und sagte, versprich mir, dass du nie so wirst.

    Ich bin längst so.
    Nein, mir ist es nicht egal, was andere von mir halten, auch heute noch nicht.
    Ich habe nicht das Gefühl, die lustige Dicke geben zu müssen, damit andere mich mögen.
    Hatte ich noch nie.
    Aber es ist mir auch nicht wurscht, wie ich auf andere wirke.
    Genau so wie ich im heissen Sommer nicht als stinkende Person von anderen wahrgenommen werden möchte und mich wasche und desodoriere, genau so ist es mir wichtig, wie mein Äusseres von anderen wahrgenommen wird.
    Auch von Fremden.
    Dazu gehören für mich ein freundliches Gesicht ( die beste Faltenprophylaxe ever) und ein ansprechendes Äusseres.
    Geändert von Tommasina (23.05.17 um 10:39:14 Uhr)

  9. #9
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    @ Gästin: Meine Mutter und Tanten sind in den 1920er und 1930er Jahren geboren. (Meine Mutter hat mich ziemlich spät gekriegt.) Fräulein Lehrerins kannte ich persönlich keine; allerdings war bei uns in der Nachbarschaft auf einem Hof noch eine "Tante", die dort geholfen hatte, neun Kinder großzuziehen, Kühe zu melken, Honig zu machen, Heu zu machen usw. und die trotzdem von einigen Frauen in der Straße nicht für voll genommen wurde, weil sie selbst keine Kinder bekommen hatte.

    @ Tommasina: Meine Mutter war gar nicht so, dass sie uns Mädchen so "aussehenbetont" erzogen hat. Das war ihr selbst immer zuwider, obwohl sie selbst nach fünf Schwangerschaften noch in eine Größe 36/38 passte. Das "Aussehenbetonte" bekommen Mädchen dann aber noch früh genug mit; zunächst von Tanten, Cousinen etc., dann in der Schule... Bei meiner Mutter hatte ich das Gefühl, dass es ihr nichts ausmachte, dass ich ein Brillenschlangenkind war, das seine Nase lieber in Bücher gesteckt hat, statt sich für Kleider und Puppen zu interessieren. Das mag allerdings auch daran liegen, dass sie selbst nach fünf Schwangerschaften das Hausfrauen- und Mutterdasein nicht mehr erstrebenswert fand und sich ein anderes Leben (z.B. als Lehrerin, wenn auch nicht mehr als Fräulein) für mich gewünscht hatte.

    Ich glaube, dieses "schön = liebenswert" ist so tief in Frauen und Mädchen verankert, dass es noch Generationen dauert, das wegzukriegen. Neulich hatte ich mich mit einer Freundin über zwei Schauspieler unterhalten, die in einer Serie ein Paar waren und im realen Leben auch ein Paar sind. Meine Freundin (sie ist wirklich keine hohle Nuss) sagte: "Wundert mich; sie ist doch eigentlich gar nicht so hübsch." So, als müsse man sich einen tollen Mann an seiner Seite mit Aussehen verdienen.

    Dass man auf sich achtet (waschen, pflegen, gesunde Ernährung) steht für mich noch mal auf einem anderen Blatt.

  10. #10
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    Zitat Zitat von Tommasina Beitrag anzeigen
    Iridia, irgendwie hab ich auch das Gefühl des Aneinandervorbeiredens.
    Oder vielleicht ist es auch völliges Unverständnis, völliges Sichnichteinfühlenkönnen in Menschen, die anders ticken (gegenseitig!).
    Sorry für die späte Antwort, kurz nach meinem Posting hatte ich keine Zeit mehr zum antworten, aber jetzt.

    Das ist eine hochinteressante Frage, die du da stellst: kann man sich gegenteilig einfühlen? Ich vermute: nein. Es vom Kopf her zu rationalisieren ist etwas anderes. Mich würde auch interessieren, ob sich jemand wirklich vorstellen kann, seinen Körper immer gemocht zu haben, wenn man sein Leben lang damit hadert. Dauernde Unbeschwertheit auf dem Gebiet ist eine Kraftquelle, die ich nur erkenne, wenn ich mal mehr gewogen habe, als dann auch gut war. Aber das war immer vorübergehend und ich betrachte das als überflüssigen Teil, den ich dann irgendwann wieder abgebaut habe. In meinen Augen war das nicht mehr "ich" sondern ein belastetes "ich", das ich korrigiert habe. Interessanterweise war ich auch ein eher kräfigeres Kind. Es gab zwar auch Kommentare, aber die gab es auch zu Namen, Klamotten usw., hat mich nicht besonders schwer getroffen. Als ich nach der Schule nicht wusste, was ich werden will, wollte ich richtig kochen lernen und machte erst mal eine Kochlehre. Da geschah was Interessantes, das ich sonst wohl nie erfahren hätte: durch die ständige Bewegung mit z.T. Schweren Gewichten wurde ich schlanker und entdeckte danach (!) die Freude an der Bewegung, Beweglichkeit und der Kraft, die ich hatte, damit kann man recht anmutig wirken. Das - und nicht ein Schönheitsideal anderer ist mein Motor. Mir ist klar, dass auch das endlich ist. Irgendwann wird mich Kraft, Muskeln und Beweglichkeit vermutlich verlassen, aber jedes Jahr, in dem ich es behalte bzw. wieder neu aufbaue, ist für mich ein reicheres Jahr. Ich wüsste wirklich nicht, ob mich allein ein Schönheitsgrund motivieren würde. Ich will damit nicht sagen, dass es mir egal ist, aber mir bedeutet optimales Gewicht etwas viel Wichtigeres als die Optik. Ich würde sogar mehr Falten riskieren, um mich weiter so wohl zu fühlen, irgendwann wird es darauf wohl herauslaufen, wenn ich Glück habe, das noch zu können. Das ist wahrscheinlich bei Sky DuMont auch so, der jetzt lieber mehr Falten hat, als noch die Treppe hoch zu keuchen. Diese Wahl würde ich jederzeit auch so treffen.

    Mir selber ist ein Horror, wenn ich lese, wie du oder erst Mayanmar euch euer Leben lang gefühlt habt. Natürlich bin ich froh, dass es bei mir anders war, aber ich versuche herauszubekommen, was anders war und was mich motiviert hat.
    Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich nicht sicher, ob die Gewichtsfrage für mich wirklich eine Schönheitsfrage - oder sagen wir lieber - Ausdruck des derzeitigen Schönheitsideals - ist. Wenn jemand, der lange viel gewogen hat, abnimmt, findet er sich vielleicht schöner, aber mir scheint, vor allem die Rückkehr eines Lebensgefühls, das schon längst aufgegen schien, macht die Euphorie aus. Die Rückkehr zum Unbelasteten fühlt sich unglaublich an. Das wünsche ich jedem.

    Ich kann daughty meinerseits verstehen, ich komme aus einem überkritischen Elternhaus.
    Meine Mutter hat, mit vier Kindern, zeitlebens nie mehr als Grösse 38/40 getragen und fand sich immer zu dick.
    Ich kann mich gut erinnern, dass ich als etwa 14Jährige mal in Zürich mit ihr in einem teuren Modehaus war, weil sie für einen speziellen Anlass ein Kleid brauchte.
    Sie probierte ein tolles Seidenkleid an, das ihr super stand.
    Sie nörgelte nur an sich rum und ich ' musste' sie überzeugen, dass sie gut aussehe.

    Ich war immer ein sehr schlankes Kind und junges Mädchen.
    Als ich mit 18 meine Berufsausbildung anfing musste ich mit Ballett aufhören (vorher Training mehrmals pro Woche) und habe etwas (!) zugenommen.
    Ich hatte dann eine Halsoperation und nahm innert kürzester Zeit 6kg ab.
    Ich weiss noch, wie ich mich vor dem grossen Spiegel drehte und mich freute, dass ich mein früheres Gewicht wieder hatte.
    Meine Mutter stand daneben und sagte Na ja, es immer noch mehr als genug dran.

    Wenn ich Fotos aus dieser Zeit anschaue sehe ich eine gertenschlanke, schöne junge Frau.
    Die sich zu dick fand, mit ihrem Körper haderte und unsicher war.
    Unverständlich?
    Findest du es denn verständlich, sich als gertenschlanke, schöne junge Frau schlecht zu fühlen? Ich kann das vom Kopf her nachvollziehen, ich hab ja selber schon geschrieben, dass ich die Erziehung, auch in Form der Reaktion der Eltern für den echten Grund halte, warum einen die Umwelt und deren Signale, die andere locker ignorieren können, einen so beeinflussen. Unsicher, das kann ich schon verstehen, auch emotional. Man hatte diesen Körper ja noch nicht lange so, die Pubertät mit den Veränderungen lang noch nicht so lange zurück. Aber Unsicherheit ist nicht so ein schlechter Zustand wie seinen Körper abzulehnen.

    Als ich viele Jahre später mit meinem Diätwahn aufhörte und zunahm war ich mal mit meiner Mutter im Cafe.
    Sie deutete auf eine sehr runde Frau und sagte, versprich mir, dass du nie so wirst.

    Ich bin längst so.
    Als ich das das erste Mal las, war mein spontaner Gedanke: das klingt, als würdest du heute noch mit deinem Körper eigentlich gegen deine Mutter rebellieren, ihr vom Körper her den Stinkefinger zeigen.

    Das schließt dann auch die Möglichkeit mit ein, was instinktiv gegen das zu haben, was damit nicht harmoniert. (Diät"wahn")
    Anders gesagt: würdest du schlank sein, könnte deine Seele oder Ego glauben, du hast dich den Idealen deiner Mutter gebeugt. Da sie so mit dir umgegangen ist, will sie sich dagegen behaupten.

    Du hattest ja beim Ballett auch einen anderen Körper, dass du nach dem Körpergefühl, das ich mir dabei vorstelle, eben weil es bei mir so war, keine Sehnsucht hast, wundert mich. Allerdings ist Ballett zu ziemlich die strengste und disziplinierteste Art, einen dafür geeigneteten Körper zu haben, den ich mir nur vorstellen kann, selbst Eisschnelllauftrainig ist dagegen geradewegs entspannt, ich kenne auch beides, wenn auch Ballett nur kurz, weil ich auch nicht den richtigen Körper hatte. Ich war gerade gestern abend zu einer modernen Tanzaufführung und wie so oft konnte ich kaum still auf dem Sitz bleiben, weil mich die der Bewegung "angeknipst" hat. Die hatten alle völlig verschiedene Körper, auch z.T. natürlich kräftige Oberschenkel, aber alle bewegten sich wie Göttinnen und Götter. War das toll! Ballett als strenge Zuchtmeistergarde ist vielleicht kein schöner Weg, es gibt viel lässigere, aber ich verstehe gut, warum das hinterher viele hassen, andere nie davon loskommen. Wie war es bei dir?

    Zweiter Gedanke: was ist, wenn es dir immer noch so geht wie vorher und du dich dicker empfindest als du bist?
    "Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem."
    Jack Sparrow

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