Ich lebe auch christlich orientiert. Aber das große Brimborium hat nicht viel mit der christlichen Lehre zu tun. Jesus wurde in einem Stall geboren und schlief in einer Krippe, nicht unter einem geschlagenen Nadelbaum mit Glasornamenten und Lichterketten, nicht zwischen dudelnden Spieluhrlaternen und blinkenden Spielzeugeisenbahnen. Den Brauch des Adventskranzes, den es ja auch in den evangelischen Kirchenräumen gibt, finde ich schön, auch die Unterscheidung zwischen Advents- und Weihnachtsliedern, die Steigerung der Erwartung von Woche zu Woche in der Liturgie. Auch solche Bräuche wie die Barbara-Zweige. Aber auch der kommerzielle Adventskalenderwahn der letzten Jahre stört mich. Heute hat man nicht nur einen, sondern manche brauchen mindestens einen auf der Arbeit und zuhause. Und dann bitte noch einen zusätzlich mit mit allen Kolleginnen zusammen, damit man gemeinsam im Wechsel die Türchen aufmacht - ich hab mich mit etwas der Mühe der Idee eines gemeinsamen Seifen-Adventskalenders entziehen können, der mir 6 Stücke irgendwelcher Seife eingebracht hätte, für die ich im Leben kein Platz habe.

Nach wie vor finde ich den Brauch schön, den geschmückten Weihnachtsbaum erst zu Heiligabend zu präsentieren. Und ich finde es auch nicht schlimm, dann schon zum Dreikönigstag wieder abzuschmücken, wenn es zeitlich passt. Ich finde, das Besondere darf schon ein bisschen rar sein, dem muss ich nicht inflationär begegnen.