Was für mich immer in unfassbarer Ferne lag, ist nun passiert: Charly (von Heather liebevoll Brummer genannt) ist tot.

Wir mussten ihn am Freitagabend einschläfern lassen. Das alles kam sehr plötzlich, ich habe immer gedacht, die Gewichtsabnahme sei der Schilddrüsenüberfunktion geschuldet, die wir noch richtig einstellen müssen. Er war einfach noch immer unglaublich fit, so dass ein naher Tod durch eine schwere Krankheit so unwahrscheinlich war für mich. Die reden ja auch nicht mit einem und gerade Katzen verstecken ja ihre Leiden. Und wir wussten aj auch nicht, wie alt er war. Er war nun fast genau 12 Jahre bei uns - damals wurde er auf irgendwie zwischen 3-6 Jahre geschätzt.

Vor ungefähr 1 1/2 Jahren fing es an, dass er etwas abbaute und vor allem dünner wurde. Da er ja regelmäßig in der Tierpension eines Tierarztes waren, haben wir ihn auch immer checken lassen. Im Juni 2019 waren die Werte alle super!
Zum Winter hin wurde er noch dünner und er trank viel. Blutwerte in Ordnung, wobei auch "nur" TSH und nicht T3 und T4 erhoben wurden.

Als er dann jetzt im Frühjahr sein Fell verlor und ich ihn dank Corona 24/7 sehen und beobachten konnte, und ihn unruhig fand, sind wir zu einer Tierärztin hier am Ort und die hat ihn geröngt und viele viele Werte bestimmt. Das war im Mai. Da kam dann die Schilddrüsenüberfunktion zu Tage und wir bekamen Tabletten. Das Einstellen war schwierig, auch, weil es wahnsinnig schwierig war, die Tabletten in ihn hinein zu bekommen. Wir haben hier Leckerchen für über 150 Euro stehen (ja, es gibt so teure). Es war jedesmal ein Kampf und Bibbern und Zittern. Das hatte sich in den letzten Wochen gut eingestellt.

Das Röntgenbild im Mai zeigte eine Raumforderung in der Lunge. Die Tierärztin erklärte uns, dass sie nicht genau sagen könne, was es sei, aber es könnte ein Tumor sein. Der sei aber eh nicht operabel, bzw. bei so einem alten Tier würde man nichts machen. Wir sollten in 4-6 Monaten noch einmal ein Röntgenbild machen und dann könne man mehr sagen. Wenn es ein Tumor sei, wäre es entweder ein sehr langsam wachsender und er hätte dann noch 2-3 Jahre, oder es sei ein aggressiver Tumor, dann sähe man das aber eh in 4 Monaten und dann wäre es auch vorbei.

Ich habe das überhaupt nicht ernst genommen - ich frage mich heute noch, wieso. Vielleicht war es auch gut, so habe ich den ganzen Sommer gedacht, alles sei in Ordnung. Für mich war die Lungensache völlig nachrangig und nicht bedrohlich. Warum auch immer.

Der Sommer verlief und es war ein in meinen Augen nicht dramatisches Auf- und Ab. Er fing Mäuse, er war nachts on Tour, er kletterte hier die Mauern hoch. Aber er war auch nicht mehr so weit weg, schlief viel und war ab und zu sehr unruhig. Manchmal gab es zwischendurch einen Tag, da fraß er wenig bis gar nicht, am nächsten Tag war wieder alles normal. Insgesamt sprach er sehr viel mit uns. Sein forderndes Miau mehrmals am Tag zu verschiedenen Situationen war ganz ungewohnt, weil er bis vor 1 1/2 Jahren gar nicht sprach.

Letzte Woche Donnerstag dann war er tagsüber recht unruhig. Nachmittags husten und Schleimerbrechen. Ich hatte dann Termine bis ca. 18.30 Uhr und dann wollte er nicht mehr essen. Sogar seinen heißgeliebten Parmesan, mit dem wir notfalls die Tablette ihn ihn hinein bekamen, ließ er stehen. Er verbrachte den Abend auf dem Balkon. Später kam er rein und hat dann auch gefressen. Aber er war unfassbar unruhig und "getrieben".

Freitagmorgens kam er, wie immer, wenn ich aufstand in den Flur - ganz normal und miaute und forderte Essen, auch wenn da noch etwas stand. Mir fiel auf, dass seine Schleimhäute blass wirkten und mit dem Verhalten vom Vortag war ich irgendwie alarmiert, auch wenn er sonst so normal schien. Ich rief beim Tierarzt an und wir bekamen noch vor Mittag einen Termin. Mein Mann, der momentan beruflich total eingespannt ist, hatte an dem Tag in der Großstadt einen Untersuchungstermin in der Uniklinik und eigentlich wollte ich ihn begleiten. Wegen Corona ging das aber nicht. Und der Termin, der eigentlich für den ganzen Tag angesetzt war, war schon um 10.15 beendet. So konnte er mit zum Tierarzt.

Man behielt ihn da, um ihn für ein Röntgenbild und Blutabnahme zu betäuben. Ich war noch sehr genervt, weil ich nciht wusste, wie ich all die Termine an dem Tag verlegen/ erledigen/ koordinieren sollte und total überfordert. Man wollte uns anrufen, sobald er wieder wach sei. Ich war immer noch total sorglos. In meinen Augen würde die Blutuntersuchung ergeben, wie die Schilddrüse sich verhielt, ggf. Anpassung Medikation. Schleimhäute waren gar nicht so blass, meinte die Ärztin und der Tumor, ach, der wäre vielleicht minimal gewachsen und wir würden die nächsten 2-3 Jahre damit leben können.

Sehr schnell kam der Anruf aus der Praxis: man hätte die Untersuchung abgebrochen, das erste Röntgenbild hätte gezeigt, dass die ganze Lunge voller Tumore wäre. Alles sei voll. Und man müsse es ansprechen, es sei notwendig, ihn schnellstmöglich einschläfern zu lassen. Was für ein Schock!!!! Niemals hätte ich mit so etwas gerechnet!

Ich wollte immer, wenn möglich, dass Charly zu Hause eingeschläfert wird, weil er immer so eine unfassbare Panik hatte, sobald er weg musste. Sie sagte,wir könnten ggf. noch warten, ein paar Tage, aber es könne jeden Moment passieren, dass er an den Lungentumoren stirbt und das wäre ein ganz schrecklicher Tod. Wir vereinbarten, dass wir ihn abholen und den Nachmittag mit ihm verbringen, bzw. er noch "normale" Stunden in seinem Zuhause hat und dass sie abends kommt und ihn einschläfert.

Und ab da war und ist mein Leben ein Albtraum! Ich weiß nicht mehr wohin mit mir. Ich weine ununterbrochen, habe körperliche Schmerzen, er fehlt so unglaublich! Ich weiß, dass es für ihn das Beste war und dass wir dankbar sein müssen, dass wir ihn hatten und und und - ich weiß das alles. Aber er fehlt so unglaublich! Ich sehe und höre ihn ständig und erwarte ihn ständig. Er war 12 Jahre einfach immer da. Wenn wir nach Hause kamen, dann hat er uns begrüßt wie ein Hund, er hat uns am Hof am Auto in Empfang genommen und ist mit uns den Weg durch die Fußgängerzone wie ein Hund zur Wohnung mitgekommen (nur, wenn die Fußgängerzone dieser kleinen Stadt nicht belebt war). Wenn ich an die Wohnung/ das Zuhause dachte, dann hatte ich ein warmes Gefühl, weil hier unser Schatz war.

Wir hatten noch einen schönen Nachmittag mit ihm in der Sonne bei bestem Wetter auf dem Balkon. Er hat noch Mäuse gejagd und hat viele Leckerchen und Essen von uns bekommen. Das Einschläfern war relativ friedlich, die Spritze zur Beruhigung leider nicht. Da mussten wir ihn durch die Wohnung treiben *wein*
Das heißt, das letzte, was er mitbekommen hat, war, dass wir ihm Schmerz zugefügt haben. Dann ist er fauchend durch die Wohnung und ist unterm Stuhl/ Tisch von der Ruhigstellungsspritze zusammengesackt. In sein zuvor Erbrochenes (gestorben wie ein Rockstar) Danach hat er schon nichts mehr mitbekommen. Wir sind dann mit ihm aufs Gästebett, zwischen uns, haben ihn gestreichelt und dann kam die endgültige Spritze.

Am Samstag haben wir ihn zum Einäschern gebracht. Dort konnten wir uns auch noch schön verabschieden. Er lag im Körbchen - so friedlich, als würde er schlafen. Ich möchte ein Schmuckstück mit seiner Asche befüllen. An seinem Platz auf dem Hof steht eine Kerze.

Die letzten Tage habe ich nur mit starken Beruhigungsmitteln - wissend, dass die Gefahren groß sind - überstanden. Ich weiß nicht, wie ich das überstehen soll. Der Schmerz ist so unermesslich, niemals hätte ich gedacht, dass es so schlimm ist.
Wie habt Ihr das nur geschafft? Hier mussten doch so viele Beautys schon ihre Lieblinge gehen lassen. Wie geht das??

Mein Mann ist mir eine unermessliche Hilfe. Er ist so wunderbar und hilft, wie und wo er kann. Er ist wirklich großartig. Ich habe mich noch einmal in ihn verliebt. Aber den Schmerz kann er mir nicht nehmen. Auch er leidet sehr. Er wollte nie ein Haustier und dann ist dieser kleine rote Racker vor 12 Jahren einfach bei ihm eingezogen.

Ich wollte den Traurig-Thread nicht dafür nutzen, mein ausführliches Leid wegen einer Katze zu beschreiben, wo dort auch Beautys über ihre Angehörigen trauern.

Bitte verzeiht, dass ich einen neuen Thread eröffnet habe, ich wusste nicht, wo es passt und wo ich so viel schreiben kann.