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Thema: "Verfallsdatum" von Freundschaften ...

  1. #91
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    Zitat Zitat von Iridia Beitrag anzeigen
    ...Für mich ist das, mir selbst eine gute Freundin zu sein. Damit sinken auch die Erwartungen an andere und man wird dabei wirklich glücklicher. ...
    Dieser Satz von dir hat mich sehr angesprochen, Iridia.
    Wie machst du das - dir selbst eine gute Freundin sein?
    Ich würde mich freuen, wenn du dazu etwas schreiben magst.

  2. #92
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    ohje, wie soll ich das erklären?

    Ich nehme mir Zeit für mich und meine Bedürfnisse. Dazu gehört auch, unharmonische Beziehungen zu beenden oder halt auslaufen zu lassen, wenn das geht. Ich finde, ich bin mir selbst schuldig, mich mit Menschen und Aktivitäten zu umgeben, die mir Kraft geben - und den anderen Menschen auch und nicht Kraft kosten. Ich will auch nicht dafür verantwortlich sein, wenn jemand anderes von mir genervt ist. Auch das ist für mich ein Grund für Rückzug.
    Ich gebe mir auch Mühe, nervig werdende Diskussionen zu verlassen, wenn ich nicht das Gefühl habe, dass das in neue Verständigung enden könnte. Auch hier im Forum gucke ich dann einfach nicht mehr in den Thread. Auch die eigenen Eigenheiten, sich mitunter in bestimmte Themen zu sehr reinzuhängen, können ein Grund sein, in einem Moment damit aufzuhören, Schalter umlegen, Stromkontakt unterbrechen.

    Mir ist mittlerweile mein eigener Seelenfrieden wirklich wichtig und letztlich kann es anderen sowieso völlig egal sein, ob ich was dazu sage oder nicht. Ich hab inzwischen ein feines Gespür dafür entwickelt, wenn jemand während des Gesprächs oder bei bestimmten Fragen passiv-aggressiv wird. Da der Grund dafür gar nicht in deinem momentanen Gespräch liegt, sondern das fast immer nur der Triggerpunkt ist, kannst du bei so einem Gespräch nur sinnlos Energie verpulvern und noch schlimmer, man wird selber auch pampig oder verletzend. So will ich nicht sein, unabhängig davon, wie es für andere ist, eine Situation zu verlassen tut mir einfach gut - und nicht selten auch dem anderen, bis jemand anders bei ihm unabsichtlich diesen Punkt berührt.

    Mir eine Freundin zu sein, bedeutet auch, mich aus diesem unproduktiven Prozess rauszunehmen und mich Dingen zu widmen, die mir Kraft geben. Das sind andere Gespräche, Aktivitäten, Aufmerksamkeiten dafür, die nicht mehr durch kraftzehrende Gespräche oder gar Beziehungen gebunden werden. (Bei Susi kann man richtig lesen, wie viel Kraft sie investiert, schon so lange) Sich selbst immer wieder treu zu werden ist auch ein Prozess, aber es ist die einzige Treue, auf die man selber Einfluss hat. Der Nebeneffekt ist, dass man tatsächlich die anderen als Sahne auf dem Eis empfindet. Man braucht gar nichts mehr von denen zu erwarten, außer, dass es zusammen Spaß macht, inspirierend ist, oder man gute oder schmerzliche Gefühle teilt. Es wird selbstloser.

    Wir sind so oft dazu erzogen worden, andere zufrieden zu stellen, das gehört schon zum Selbstbild, dass man oft gar nicht merkt, dass man das auf eigene Kosten macht. "Liebe den anderen wie dich selbst" heißt auch, sich selbst zu lieben, setzt es sogar voraus und beschränkt sich dennoch nicht nur darauf. Andere zu mögen und zu lieben, macht glücklich und ich finde es generell viel unerheblicher, ob das auch erwidert wird, so lange man hier auch loslassen kann und keine Ansprüche entwickelt.

    Das verhindert wirklich gut Neid, Missgunst, Schadenfreude und verhindert auch, den Fehler immer nur bei sich zu suchen, statt in der Situation, die sich aus mehreren inneren Welten der Leute ergibt. An dem Punkt wirft man Ballast ab und hat Kraft, sein Leben wieder mehr selber zu gestalten, statt von anderen mitgerissen zu werden. Dann hat man den Punkt, stolz auf sich und voller echtem Selbstvertrauen zu sein, trotz aller Unzulänglichkeiten und Fehler, die man anderen auch leichter verzeiht, weil man die bei sich selber angenommen hat. Ich lebe inzwischen danach, die für mich zu sein, die ich auch gern als Freundin hätte. Ist gut für sich und für andere.

    Susi kommt mir auf einem guten Weg vor, sie merkt jetzt erst vergangene Belastung und hinterfragt die gerade unaufgefordert, kümmert sich neu um die Haare und ist wieder öfter hier und kommuniziert, obwohl sie gesundheitliche Probleme hat, wenn ich das richtig gelesen habe, bestimmt kein idealer Zustand. Manche Sachen loszulassen sind halt schwer, Gefühle sind ja auch nicht rational und vielleicht mag sie niemanden aufgeben, wie sie das vermutlich empfindet. Aber sie beginnt auch, sich selber wieder eine bessere Freundin zu sein und versucht, nerviges loszulassen. Das gefällt mir und wünsche das jedem. Was vor uns liegt, kann so kurz sein. Wollen wir in der Zeit wirklich von Beziehungen, die wir selbst eingehen, immer mehr genervt sein? Man kann sich auch anders entscheiden.
    "Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem."
    Jack Sparrow

  3. #93
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    Zitat Zitat von Iridia Beitrag anzeigen
    ohje, wie soll ich das erklären?
    Danke schön, liebe Iridia - für deine Gedanken!

    So viele Seiten hat das Prinzip "sich selbst eine Freundin sein" - und ist dabei so einleuchtend.
    Ich muss das unbedingt üben!

    Faszinierend finde ich den Mechanismus, den du auch in deinem ersten Beitrag dazu beschrieben hast: ...damit sinken auch die Erwartungen an andere...

    Danke noch mal!

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