Freitag 3. Juni 2005, 09:24 Uhr
Ökonomen halten Scheitern der Währungsunion für denkbar

Berlin/Frankfurt (AP) Obwohl Bundesregierung, Europäische Zentralbank und EU die Diskussion um ein Auseinanderbrechen der Währungsunion als «absurd» bezeichnet haben, schließen Ökonomen ein Scheitern des Projekts nicht mehr aus. «Es ist durchaus möglich, dass manche Mitgliedsländer aus nationalem Interesse eines Tages austreten», sagte Paul de Grauwe, Währung***perte an der Universität Leuven und früherer Kandidat für den Posten des EZB-Präsidenten, dem «Tagesspiegel». Der Euro wurde am Freitagmorgen auf Vortagsniveau bei 1,2263 Dollar gehandelt.

Die Versuchung in einigen Ländern, aus der Währungsunion auszuscheiden, sei groß, erklärte Grauwe der Zeitung zufolge weiter. Als Beispiel nannte er Italien. Die hohe Inflationsrate mache das Land weniger wettbewerbsfähig im Vergleich zu Deutschland - es sei verlockend, dies mit dem Wechselkursinstrument zu beheben. «Damit die Währungsunion funktioniert, brauchen wir mehr politische Integration», forderte de Grauwe. Ansonsten würden sich die Länder nicht an eine gemeinsame Wirtschaftspolitik halten, die für die Währungsunion nötig sei.

Auch Stefan Homburg, Finanzwissenschaftler an der Universität Hannover, hält dem Bericht zufolge ein Ende des Euro für möglich. «Im Falle einer finanzpolitischen Krise ist das denkbar - denn die Solidarität der anderen Euro-Länder ist begrenzt.» Italien etwa laufe mit seiner rapide alternden Gesellschaft und der hohen Verschuldung Gefahr, eines Tages in Schwierigkeiten zu geraten. Andere Länder würden dann kaum zur Hilfe kommen und eher ein Ausscheiden Italiens anstreben.

Die deutsche Exportwirtschaft rechnet unterdessen nach den Worten von Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des Groß- und Außenhandels (BGA), fürs erste nicht mit einer Erholung der Gemeinschaftswährung. «Das Szenario von 1,40 Dollar für den Euro ist erst einmal vom Tisch. Der Euro ist wie ein Stein nach unten gegangen. Nach unserer Einschätzung geht es bis 1,18 weiter. Wir werden für mehrere Monate eine Bandbreite von 1,18 bis 1,28 haben», sagte Börner dem «Tagesspiegel». Schuld an der Euro-Entwicklung seien der Zinsvorteil des Dollar und die «weiterhin nicht so berauschenden» Wachstumsaussichten im Euro-Raum, sagte der ehemalige Devisenhändler.

Für die Exporte eröffnet der gesunkene Euro neue Absatzchancen. «Wir haben fünf Prozent Exportwachstum prognostiziert, und das werden wir jetzt auf jeden Fall erreichen oder übertreffen», sagte Börner der Zeitung.

Hallo,

ich wundere mich doch sehr, wie oft ein Ende des Euro auch in D. in den letzten Tagen ein Thema ist.

Denkt denn irgendjemand, damit würden allen Erhöhungen auch rückgängig gemacht ???

Viele Grüße
Hopi