Oh, ich habe die Figuren etwas anders gesehen. Johannes ist mir gehörig auf den Keks gegangen. Vielleicht weil er ständig - und ich finde sehr manipulativ - seinen Willen durchsetzen wollen. Ich war wegen seiner Übergriffigkeit und fehlenden Nachgiebigkeit in vielen Bereichen stäändig kurz vor dem Explodieren, muss aber gestehen, dass mein Ex-Ehemann ein ähnlicher Typ, wenn auch nicht Pastor war. Ja, Emilie war wenig kompromissbereit, aber Johannes war es erst recht nicht. Immerhin hat Emilie versucht, Augusts Wünsche bzw. sein Leben in die Trauerfeier mit einfliessen zu lassen. Das hat Johannes aber gar nicht getan, er wollte nur seine eigenen Wünsche und seinen Willen erfüllt bekommen. Und wenn das vorhandene Elternteil sein Kind nicht taufen lassen willen, dann hat das akzeptiert zu werden. M. E. war das Missbrauch seiner Stellung, völlig unpassend für einen lutherischen Pastor so intolerant zu sein, andere Meinungen zum Glauben nicht zu akzeptieren. Nein, Johannes mochte ich gar nicht, mir war der zu wenig rücksichtsvoll mit anderen Menschen.

Christian hat mir besser gefallen, seine Unsicherheit und Zerrissenheit in Glaubensdingen, sein Auflehnen gegen Johannes Übermacht und sein friedlicher werden im Laufe der Zeit. Dabei wirkte er meistens mehr als sympathisch. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er Pastor wird, sondern gedacht, dass er sich aus dem Geschäft zurückzieht und wieder nach Asien geht.

Ich mochte August sehr. Er hat mich an einen Freund erinnert, auch einen Pastor und Sohn eines Pastors. August war ein sanfter Mann, der von allen geliebt wurde, aber nach seiner Tat es schwer hatte damit weiterleben zu müssen. Und er hat leider die Unterstützung seines Vaters nicht bekommen. Im Gegenteil, ich finde ja, dass Johannes da schwere Schuld auf sich geladen hat.

Die Frauen, Elisabeth, Amira und Emilie fand ich alle sehr blass, alle sehr abhängig von ihren zugehörigen männlichen Figuren. Vielleicht war Amira noch die stärkste Frau, weil sie sich bereits aus einer schwierigen und ungeliebten Beziehung befreit hatte und ihre Wünsche und Vorstellungen selbst umsetzen konnte.
Ich habe sehr gut verstanden (und auch vermutet), dass Elisabeth aus der Ehe rausgeht. Sie war eine sanfte Persönlichkeit. Das hat der Tod ihres Sohnes m. E. noch verstärkt. Aber auch ihre konnte Johannes keine Stütze sein.
Emilie muste sich nach dem Tod von August quasi neu erfinden, sie war keine junge Ehefrau mehr, sondern urplötzlich trauernde Witwe, die gleichzeitig auch junge Mutter wurde, ohne dieses Erlebnis mit dem Ehemann teilen zu können - und dann noch der übermächtige Schwiegervater.

Sehr, sehr gute Schauspieler - alle. Sehr gute Serie mit allem, was das Thema so hergegeben hat. Wunderbar umgesetzt. Berührend, man konnte emotional nachempfinden und hatte genug zu denken. Solche Serien mag ich sehr.