Seite 2 von 4 ErsteErste 1 2 3 4 LetzteLetzte
Ergebnis 11 bis 20 von 32

Thema: Gedenktage für NS-Opfer

  1. #11
    Registriert seit
    18.02.09
    Ort
    bei München
    Beiträge
    13,391
    Anzeige
    Zitat Zitat von Kassandra Beitrag anzeigen
    Warum wird ständig von "Schuld" gesprochen in den nachfolgenden Generationen? Wie kann jemand der danach oder auch während dessen geboren wurde Schuld deswegen tragen? Ich finde, das ist ein ganz falscher Ansatz. Deswegen drehen sich viele Deutsche m.E. weg oder werden gar aggressiv, anstatt sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen und dies als Chance für eine bessere Zukunft zu nutzen und dies hinterlässt einen Beigeschmack im Ausland, die dann denken, dass die Deutschen noch immer sehr ignorant dem Holocaust gegenüber sind.
    Das sehe ich ähnlich, ja.
    Ergebnisorientierte Debatten kann man imho auch erst dann führen, wenn sie nicht mehr aus der betroffenen Schuldner-Perspektive heraus geführt werden.
    Und mich wundert es auch nicht, daß viele Deustche "es" nicht mehr hören können und sich dann wegdrehen.
    Selbstgeißelung führt nie zu was.
    Aber mir scheint, daß es vielen dabei mehr um die Lust am Entsetzen geht als um geschichtliche Aufarbeitung.

  2. #12
    Registriert seit
    18.07.05
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    16,438
    Großes Engagement wird immer schräg angesehen.
    Man hätte damals groß dagegen sein sollen, aber die Mehrheit und so.

    Meine Eltern sind beides Flüchtlingskinder, mit Pferdewagen aus Ost- bzw Westpreußen geflohen, haben beide Brüder in den letzten Jahren des Krieges noch verloren. Als sie Jungs zur Armee geholt haben. Das war deren Schicksal, und es war näher als der Rest des Krieges. Mit Judentum konnten sie nichts anfangen, da war nicht die Bildung dafür.

    Ich hoffe, ich hätte damals nicht mitgemacht. Ich kann jetzt regelmäßig nur kotzen, wenn ich den neubraunen Mob sehe :/.
    Kennt ihr das Buch "Die Welle"? Erschreckend.
    “These are used emotions. Time to trade them in. Memories were meant to fade, Lenny.”
    — Mace, Strange Days


    rosa-hellblau-falle.de

  3. #13
    Registriert seit
    18.10.01
    Beiträge
    14,314
    Zudem glaube ich, dass es so etwas wie eine "Kulturlüge" ist, dass man immer noch behauptet nichts gewusst zu haben Zigtausende wurden gen Osten deportiert, man hat nie wieder was von ihnen gehört, Frontsoldaten berichteten in ihren Heimaturlauben von Barbarisch Schrecklichem, aber man will nichts gewusst haben. Ja klar.

  4. #14
    Registriert seit
    09.08.11
    Ort
    Baden-Württemberg
    Beiträge
    1,900
    Naja, es ist nicht so, als ob es damals keine anderen politischen Vorstellungen bzw. Lebenstile gegeben hätte als Alternativen. Es hat eine Summe an Fehlentscheidungen gegeben, von Institutionen, aber auch von Einzelnen. Es war keine zwangsläufige Entwicklung (auch in anderen Ländern musste man seine Familie satt bekommen zB), aber dennoch ein komplexes Ursachenbündel, zu dem auch Propaganda und Gewalt gehören, aber die Deutschen waren kein "verführtes Volk"; viele haben begeistert aktiv in ganz verschiedenen Bereichen mitgemacht, nicht nur "unpolitisch" ihr kleines Leben gelebt. Und ob wir das anders gemacht hätten???
    Von Schuld reden aber ernstzunehmende Leute heute nicht mehr; das Wort "Schuld" wird meist nur noch in Zusammenhängen gebraucht, in denen man die Beschäftigung mit der Vergangenheit weit von sich weist.

  5. #15
    Registriert seit
    15.07.08
    Ort
    Im Rheinland-Outback
    Beiträge
    21,936
    Ich empfehle dazu die Lektüre "Er ist wieder da" von Timur Vermes. Da bleibt einem das Lachen im Hals stecken.

    Ich gebe Datura recht - ich kann mir ebenfalls vorstellen, dass trotz unserer Geschichtskenntnisse und unserer Aufgeklärtheit so etwas wieder passieren könnte, langsam und schleichend.

    In meiner Verwandtschaft wurde selten bis gar nicht über dieses Thema geredet. Nur eine einzige Tante scheint sich offen gegen das Regime damals aufgelehnt und die Nazis offen beschimpft zu haben, weil sie genau erkannt hat, was in den Konzentrationslagern vor sich ging. Sie hat regelmäßig die Züge mit den Gefangenen gesehen, die in ein nahegelegenes Konzentrationslager gebracht wurden. Mir wurde später erzählt, dass mein Onkel jeden Tag in furchtbarer Angst gelebt hat, weil er damit gerechnet hat, dass seine Frau wegen ihrer offenen Ablehnung von der SS abgeholt wird. Er hat immer versucht, sie zu beschwichtigen, aber vergeblich. Sie war wohl eine sehr mutige Frau.

    Der Rest meiner Verwandtschaft scheint nach dem Prinzip der 3 Affen gelebt zu haben. Angst hatten sie aber alle und das nicht zu knapp.
    Geändert von all about eve (30.01.13 um 22:21:41 Uhr)
    H.G. eve

    Wozu braucht man ein Gehirn, wenn man es nicht benutzt?

  6. #16
    Registriert seit
    18.10.01
    Beiträge
    14,314
    [QUOTE=hibernating;3328747

    Kennt ihr das Buch "Die Welle"? Erschreckend.[/QUOTE]
    Ja und den Film. Ich glaube, es war so. Die Leute haben das einfach geglaubt und waren hypnotisiert. Auch woanders immer wieder erschreckend anzusehen, wie blind Menschen auf Propaganda reagieren.

  7. #17
    Registriert seit
    18.02.09
    Ort
    bei München
    Beiträge
    13,391
    Zitat Zitat von hibernating Beitrag anzeigen
    Kennt ihr das Buch "Die Welle"? Erschreckend.
    Ja, es gibt zig Beispiele daür, wie schwach der Einzelne innerhalb einer starken Gruppendynamik sein kann.
    Erschreckend, zu erkennen, wie Menschen funktionieren.
    Aber es erklärt gut, wie es überhaupt zum systematischen Massenmord kommen konnte.

  8. #18
    Registriert seit
    18.10.01
    Beiträge
    14,314
    Zitat Zitat von all about eve Beitrag anzeigen
    In meiner Verwandtschaft wurde selten bis gar nicht über dieses Thema geredet. Nur eine einzige Tante scheint sich offen gegen das Regime damals aufgelehnt und die Nazis offen beschimpft zu haben, weil sie genau erkannt hat, was in den Konzentrationslagern vor sich ging. Sie hat regelmäßig die Züge mit den Gefangenen gesehen, die in ein nahegelegenes Konzentrationslager gebracht wurden. Mir wurde später erzählt, dass mein Onkel jeden Tag in furchtbarer Angst gelebt hat, weil er damit gerechnet hat, dass seine Frau wegen ihrer offenen Ablehnung von der SS abgeholt wird. Er hat immer versucht, sie zu beschwichtigen, aber vergeblich. Sie war wohl eine sehr mutige Frau.
    Der Vater eines Freundes wurde mit 7 oder 9 Jahren von seiner Mutter mit einem Obstkorb in ein KZ für die Gefangenen geschickt. Sie hat das alles nicht durchschaut und hat nur helfen wollen Die Nazis haben den Vater, also damals einen kleinen Jungen, 4 Tage lang dabehalten und ihn gefoltert. Er hat sich nie wieder davon erholt, litt an Depressionen und hat sich dann zu Tode gesoffen...

  9. #19
    Registriert seit
    09.08.11
    Ort
    Baden-Württemberg
    Beiträge
    1,900
    Zitat Zitat von Kassandra Beitrag anzeigen
    DAS ist mir auch ausgefallen. Die alten Leute legen eine Selbstsucht dar, wenn es auf den 2ten Weltkrieg zu sprechen kommt, da bleibt mir die Spucke weg. Sie reden NUR über sich. Nur dass sie gehungert haben, vertrieben und ************ wurden und wie unglaublich böse die Russen waren. Kein Wort über die Judenverfolgung gesprochen und erst recht nicht, dass jede 2. oder 3 (?) sowjetische Familie mindestens 1 Mitglied durch die Deutschen verlorten hat.
    Ja, genau so habe ich es auch oft erlebt. Die Bomben waren schlimm, die Flucht und Vertreibung auch, der Hunger, die Russen. Ja, das war entsetzlich; kaum vorstellbar für uns heute, aber tatsächlich von diesen Leuten NIE AUCH NUR EIN WORT des "hmm, aber der Krieg ging schließlich von uns aus" oder "andere haben auch gelitten" oder "wir haben Millionen von Juden vergast" oder "die Deutschen haben ja entsetzlich barbarisch in Russland gehaust" oder so. Nur und ausschließlich das eigene Leiden. Und der nächste Satz war dann meist so wie "immer wird auf uns armen Deutschen rumgehackt, immer sollen wir zahlen". Da ging mir schon immer die Galle hoch. Aufarbeitung ist bei diesen Leuten, Oma mit eingeschlossen, nie passiert; nur in der Presse und in der Forschung.

  10. #20
    Registriert seit
    18.02.09
    Ort
    bei München
    Beiträge
    13,391
    Anzeige
    Zitat Zitat von Friederike99 Beitrag anzeigen
    Ja, genau so habe ich es auch oft erlebt. Die Bomben waren schlimm, die Flucht und Vertreibung auch, der Hunger, die Russen. Ja, das war entsetzlich; kaum vorstellbar für uns heute, aber tatsächlich von diesen Leuten NIE AUCH NUR EIN WORT des "hmm, aber der Krieg ging schließlich von uns aus" oder "andere haben auch gelitten" oder "wir haben Millionen von Juden vergast" oder "die Deutschen haben ja entsetzlich barbarisch in Russland gehaust" oder so. Nur und ausschließlich das eigene Leiden. Und der nächste Satz war dann meist so wie "immer wird auf uns armen Deutschen rumgehackt, immer sollen wir zahlen". Da ging mir schon immer die Galle hoch. Aufarbeitung ist bei diesen Leuten, Oma mit eingeschlossen, nie passiert; nur in der Presse und in der Forschung.
    Eine solche Sichtweise regt mich extremst auf!
    Wenn wir Deutschen jetzt zb von Islamisten überfallen, gefoltert, ************ und ermordet würden.... würde dann jemand von uns sagen "naja immerhin haben wir in Afghanistan mit den Amis Krieg für deren Interessen gemacht, und außerdem liefert Deutschland Waffen an Israel, damit die die Araber vernichten können, also regen wir uns nicht über unsere Vergwaltigungen und Hungersnöte auf."

    Das ist doch zum Kotzen!
    Muß ich über eigenes Leid schweigen, nur weil meine Regierung ohne meine Zustimmung andere Völker ausmordet?
    Nein.
    Ich finde, die Menschen haben gutes Recht, darüber zu klagen, was ihnen Russen angetan haben, denn auch sie haben unter ihrer EIGENEN Regierung gelittet, und das nicht zu knapp.

    Eine solche Haltung: "Aber IHR habt das und das gemacht. Zwar nicht selbst, aber dafür eure Regierung, also beschwert euch nicht"
    ...die finde ich dermaßen zum Kotzen!

    Und da verstehe ich jeden, dem das Thema meterweit zum Hals raushängt, wegen der Schuld, die wir uns auch heute noch umhängen sollen als wären wir selbst alle Mörder.

Ähnliche Themen

  1. Für alle Pickel-Opfer
    Von Hamburger-Deern im Forum Beauty
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 09.09.07, 19:10:59
  2. Teil 2: Opfer von KATRIN
    Von efi im Forum Gelesen & gehört
    Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 03.09.05, 15:02:48
  3. Mein Opfer für das Board!
    Von Magoylyn im Forum Beauty
    Antworten: 7
    Letzter Beitrag: 17.07.03, 21:26:27
  4. Opfer der Werbung geworden ;-)
    Von Deception im Forum Beauty
    Antworten: 2
    Letzter Beitrag: 23.05.03, 12:39:03
  5. Opfer der Obsessionen - BBC Exclusiv Reportage
    Von Vania im Forum That's Life
    Antworten: 23
    Letzter Beitrag: 02.09.02, 18:57:40

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •