Susi, was möchtest du denn? Du möchtest eine Situation verstehen, die eigentlich - so wie ich es hier lese - überhaupt nicht verstanden werden will seinerseits. Er möchte keine Hilfe von dir, er wird dir momentan immer wieder irgendwas an den Kopf werfen. Dass du damals nach der Beerdigung dich falsch verhalten hast etc. Die Mail von damals - Susi, wenn er in der Nacht davor fähig war, mit einer Freundin zu "trällern", dann kann er eine Mail verkraften. Du gehst davon aus, dass er es "nicht so meint". Tut er aber. Dass er nicht krank ist, wissen wir nun. Geh davon aus, dass er genau das meint, was er sagt. Er sucht Gründe und wird sie immer finden. Du kannst nichts, aber auch gar nichts richtig machen.

Und du kannst das eben nicht verstehen. Menschen tun Dinge, die nicht immer logisch sind. Die nicht immer folgerichtig sind. Die im Nachhinein betrachtet falsch sind. Im Moment aber doch sehr gut. Du bemühst dich so sehr um Objektivität, so ist das Leben eben nicht. Sätze wie "es könnte sein, dass er es so verstanden hat, objektiv betrachtet aber sicher nicht"... zeigen das. So ist das nicht. Und nebenbei: In dieser Situation bist auch du nicht objektiv. Ihr habt nicht zwei Wirklichkeiten. Ihr habt eine unterschiedliche Sichtweise der Dinge. Und damit würde ich mich zufrieden geben.

Und zwischen der Freundschaft und der Feindschaft gibt es viele Zonen. Entweder gibst du ihm den Schlüssel zurück. Dann wird er seine Zeiten für die Handwerker einteilen müssen. Ebenso wird er abends mal irgendwo seine Pakete abholen. Der ist alt genug, der schafft das schon. Das ist nicht affig. Wenn jemand derartige Vorwürfe macht, die kränken, muss man nicht immer noch die andere helfende Hand ausstrecken. Oder ihr besprecht das und sagt, dass ihr weiterhin die Wohnung untereinander hüten wollt. Woraus sich aber neues Streitpotential ergeben könnte.

Dass man sich ärgert, wenn man doch helfen möchte und so zurückgewiesen wird, kann ich gut verstehen. Man geht eine Zeit zusammen und dann - bäng - steht man außen vor und kann nichts machen, weil der andere sich doch verweigert. Eure Wege trennen sich. Vielleicht kommt ihr wieder zusammen, vielleicht auch nicht. So ist das Leben. Das muss man irgendwann auch akzeptieren und gut sein lassen