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Thema: LyrikliebhaberInnen unter uns?

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
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    Herbst
    (Theodor Fontane)


    O du wunderschöner Herbst,
    Wie du die Blätter golden färbst,
    Deiner reinen Luft so klar und still,
    Noch einmal ich mich freuen will.

    Ich geh den Wald, den Weiher entlang;
    Es schweigt das Leben, es schweigt Gesang,
    Ich hemme den Schritt, ich hemme den Lauf
    Erinnerungen ziehen herauf.

    Erinnerungen sehen mich an,
    Haben es wohl auch sonst getan.
    Nur eins hält nicht mehr damit Schritt.
    Lachende Zukunft geht nicht mehr mit.

    Vergangenheit hält mich in ihrem Bann,
    Vergangenheit hat mir's angetan;
    Den Blick in den Herbst, den hab ich frei,
    Den Blick in den Herbst. Aber der Mai?
    Alles, was zu besitzen sich lohnt, lohnt auch, daß man darauf wartet. Marylin Monrone
    Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des Lassens: zulassen - weglassen - loslassen.

    Was wir spüren, hinterlässt Spuren.

  2. #2
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    Herbst

    Ich sah den Wald sich färben,
    Die Luft war grau und stumm;
    Mir war betrübt zum Sterben,
    Und wußt' es kaum, warum.

    Durchs Feld vom Herbstgestäude
    Hertrieb das dürre Laub;
    Da dacht' ich: deine Freude
    Ward so des Windes Raub.

    Dein Lenz, der blütenvolle,
    Dein reicher Sommer schwand;
    An die gefrorne Scholle
    Bist du nun festgebannt.

    Da plötzlich floß ein klares
    Getön in Lüften hoch:
    Ein Wandervogel war es,
    Der nach dem Süden zog.

    Ach, wie der Schlag der Schwingen,
    Das Lied ins Ohr mir kam,
    Fühlt' ich's wie Trost mir dringen
    Zum Herzen wundersam.

    Es mahnt' aus heller Kehle
    Mich ja der flücht'ge Gast:
    Vergiß, o Menschenseele,
    Nicht, daß du Flügel hast.

    (Emanuel Geibel)

  3. #3
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    Erich Fried - Dann

    Dann
    Wenn dein Glück
    kein Glück mehr ist
    dann kann deine Lust
    noch Lust sein
    und deine Sehnsucht ist noch
    deine wirkliche Sehnsucht

    Auch deine Liebe
    kann noch Liebe sein
    beinahe noch glückliche Liebe
    und dein Verstehen
    kann wachsen

    Aber dann will auch
    deine Traurigkeit
    traurig sein
    und deine Gedanken
    werden mehr und mehr
    deine Gedanken

    Du bist dann wieder du
    und fast zu sehr bei dir
    Deine Würde ist deine Würde
    Nur dein Glück
    ist kein Glück mehr

  4. #4
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    Hach ja, Erich Fried!
    Einer meiner Liebsten!

  5. #5
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    Ja, ich mag seine Werke auch sehr und habe vieles davon gelesen. Und ich mag auch die Gedichte (und Tagebücher) von Eva Strittmatter - hier auch ein Herbstgedicht.

    Vor einem Winter

    Ich mach ein Lied aus Stille
    und aus Septemberlicht.
    Das Schweigen einer Grille
    geht ein in mein Gedicht.

    Der See und die Libelle.
    Das Vogelbeerenrot.
    Die Arbeit einer Quelle.
    Der Herbstgeruch von Brot.

    Der Bäume Tod und Träne.
    Der schwarze Rabenschrei.
    Der Orgelflug der Schwäne.
    Was es auch immer sei,

    Das über uns die Räume
    Aufreißt und riesig macht
    Und fällt in unsre Träume
    in einer finstren Nacht.

    Ich mach ein Lied aus Stille.
    Ich mach ein Lied aus Licht.
    So geh ich in den Winter.
    Und so vergeh ich nicht.

    aus: Eva Strittmatter: Sämtliche Gedichte.
    Frieden schafft Reichtum. Reichtum schafft Übermut. Übermut bringt Krieg. Krieg bringt Armut. Armut macht Demut. Demut macht Frieden. - J. G. v. Kaysersberg

  6. #6
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    Corinne,

    das ist aber ein schönes Gedicht! noch nie vorher gelesen.. ganz mein Geschmack!
    Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
    In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.

  7. #7
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    Wunderschön!

    "Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin


    Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern

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