Mein Verhältnis zum Sport und zur Bewegung ist sehr ambivalent. Eigentlich mag ich Bewegung. Am liebsten draussen. Wenn ich wandern gehe etc. dann macht mich das glücklich. Aber ich liege auch gern auf dem Sofa...
Als Dezemberkind waren meine ersten Kontakte mit sportlichen Wettbewerben maximal frustrierend. Ich war sowieso nur eher durchschnittlich aber wenn man immer gegen Kinder antreten muss, die Entwicklungsvorsprung haben ist das echt richtig blöd. Sportunterricht hing vom Lehrer ab. Wir hatten mal in der Grundschule einen Eishockeyspieler, weil kein Sportlehrer da war, der hat das toll und abwechslungsreich gemacht und ich erinnere mich noch, wie ich mich jede Woche auf den Sportunterricht gefreut habe. Dann sind wir umgezogen, aufs Land. Die Kinder da haben sich sowieso mehr bewegt und ich war von Anfang an die neumalkluge, zugezogene Sportniete, die natürlich niemand in der Mannschaft haben wollte. Ballspiele kann ich nämlich gar nicht. Trotzdem war ich in der örtlichen Handballmannschaft, schliesslich sind da alle Mädchen hingegangen, und habe immer einen weiten Bogen im den Ball gemacht. Später war ich dann 1x in der Woche beim Turnen, Geräteturnen mit Reck und Barren was ich vom heutigen Standpunkt her für einen echt ungeeigneten Sport halte. Im Wald rumstromern und auf Bäume klettern fand ich aber gut!
Das Elend zog sich hin, bis ich in der Mittelstufe eine gute Sportlehrerin hatte, die vernünftige funktionelle Übungen zum Muskelaufbau und für die Beweglichkeit gemacht hat. Wir sind auch Laufen gegangen im Wald und ich war sogar mal gut! Bei den Bundesjugendspielen hätte ich fast mal eine Urkunde bekommen, wenn da nicht dieser sch**** 100m Sprint gewesen wäre, nachdem ich schon 1500m als Beste gelaufen war. 18.6 Sekunden und damit waren meine Hoffnungen auf eine Urkunde dann vorbei.
In der Oberstufe hatte ich Knieprobleme und fand einen freundlichen Orthopäden, der mich vom Sport befreit hat.
Die Jahre danach habe ich mal was gemacht und mich dann auch gut gefühlt und es dann wieder schleifen lassen. Eine Zeit lang bin ich mit dem Rad zur Arbeit gefahren, das war klasse. Da sich meine berufliche Situation verändert hat, fällt das leider auch flach. Ich weiss, dass ich mich gut fühle, wenn ich Kraft habe und beweglicher bin.
Letztes Jahr, nachdem die Rheumatoide Arthritis diagnostiziert wurde und ich zweimal innerhalb von 2 Jahren Hexenschuss hatte, war klar dass ich etwas zur Erhaltung meiner Bewegungsfähigkeit tun muss. Ausserdem stand die Reittour im Kaukasus an und ich war/bin auch mittlerweile echt genervt von meiner eigenen eingeschränkten Fitness. Also habe ich mich an meinem Arbeitsort im Fitnessstudio angemeldet und mir einen Personal Trainer für 1x die Woche gebucht. Teuer ja, aber ich MUSS etwas machen. Die ersten 6 Monate haben nicht so viel gebracht, ausser dass ich mich daran gewöhnt habe regelmässig hinzugehen. Was ja schon mal ein Schritt ist. Die Reittour im Kaukasus war anstrengend und der Abstieg echt schlimm, aber was solls, ich habe es geschafft. Und durch die Berge zu reiten war fantastisch!
Seit September habe ich eine Trainerin, die mich mehr fordert und ich sehe erste Fortschritte. Mein Körpergefühl wird besser und ich habe tatsächlich Lust auf Sport. So richtig Lust. Seit Anfang des Jahres gehe ich auch 1x die Woche zum Aqua Fit. Hatte ich bisher selten in meinem Leben. Ich sehe die Möglichkeiten, die sich mir bieten.
Was ich alles ausprobiert habe:
- Ballsportarten gehen gar nicht
- Vom Schwimmen bekomme ich Mörderhunger, das hat keinen Zweck
- Feldenkrais - ist super für das Körpergefühl
- Yoga - auch super für das Körpergefühl und die Beweglichkeit
- Laufen, ja das würde ich auch gern wieder machen
- Wandern, sehr sehr gern. Ist halt nur zeitaufwändig
- Ballett, vor langer Zeit: toll für die Haltung und die Beinmuskeln aber auf Dauer etwas langweilig
- Gerätetraining - laaaangweilig und zeitaufwändig
- diverse Hüpfkurse mit Musik - ja, das wäre es mal wieder, im Moment fühle ich mich dafür noch zu schwer
- Squash - vergiss es, ich sehe den kleinen Ball irgendwie nicht
- Tai Chi - laaangweilig
- Reiten, ja ganz toll aber leider auch sehr aufwändig
- Cardio Training auf dem Crosstrainer - geht, ist aber wie Zähneputzen. Langweilig, nützlich aber muss ja. Und wenigstens effektiv.
Ich finde es toll, dass wir alle Möglichkeiten haben, Dinge auszuprobieren. Druck macht man sich selbst. Mein Motto beim Sport ist "das was ich getan habe ist besser als das, was ich nicht getan habe" auch wenn es nur ein klitzekleines bischen ist.
Geändert von Medha (27.01.17 um 09:51:45 Uhr)
“There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)