Fußball WM 2018

[Cara]

Das ist richtig. Aber das darf er. So unklug und dumm diese Meinung auch ist, aber genau das darf er. Und trotzdem sollte seine Leistung neutral bewertet werden.

[Steffi70]

Ich finde, er durfte das als deutscher Nationalspieler nicht. Er hat eine Vorbildfunktion, gerade für junge Leute - und die beeinflussende Wirkung besonders auf junge wahlberechtigte Türken vor der Wahl ist eine Tatsache. Er repräsentiert als Nationalspieler Deutschland und sollte sich politisch korrekt verhalten. Daher ist die Kritik an dieser Aktion absolut gerechtfertigt. Ich hätte es absolut verstanden, wenn VOR der WM die Entscheidung getroffen worden wäre, dass er nicht mitfährt .... aber man hat keine Konsequenzen gezogen und das Nachtreten ist billig. Was man nicht darf, ist die Kritik an der Leistung und die Kritik an dem Foto vermischen, denn das steht in keinem Zusammenhang. Und die rassistischen Kommentare gehen natürlich gar nicht, aber ganz ehrlich, das war ja zu erwarten - so traurig es ist, die Vollpfosten, die sich in den sozialen Medien austoben, wird es leider immer geben - aber sie sind nicht repräsentativ für Deutschland. Hier wird viel polemisiert, von allen Seiten.

[Gästin]

Aber das darf er.

Richtig. Das darf er genauso wie andere Deutsche sich zu einer wie auch immer genannten braunen Brühe bekennen. Die dürfen das auch. Und er darf auch nach Mekka pilgern, genauso wie Hape Kerkeling nach Santiago de Compostela oder Lieschen Müller zum Papst nach Rom.

Und ich habe gelernt, dass andere Meinungen - und wenn ich sie noch so falsch und gefährlich finde - in einem demokratischen Staat erlaubt sind, so lange sie nicht gegen Gesetze verstoßen.

[Steffi70]

Klar, er darf das rein theoretisch alles, aber er muss dann auch mit den Konsequenzen leben. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, darf man sich nicht alles erlauben, das hat dann eben ein Nachspiel. Das hätte es auch zu recht für einen deutschstämmigen Spieler gehabt, der sich mit einem AFD-Politiker hätte ablichten lassen oder für einen verheirateten Politiker, den man im Bordell erwischt hätte. Selbst in der freien Wirtschaft kann man in einigen Berufen schon für wesentlich weniger den Job loswerden, weil ein Interessenkonflikt besteht. Und besonders als Prominenter kann man sich nicht ohne Konsequenzen alles erlauben. Er hat sich mit einem Despoten ablichten lassen, der die Demokratie mit Füßen tritt und damit bewusst oder unbewusst dessen Wahl unterstützt. Dass das Folgen haben würde, hätte ihm klar sein müssen. Er ist in der Sache kein Opfer.

Wenn Du schon das Thema Demokratie ansprichst, man darf seine Aktion auch einfach öffentlich völlig daneben finden. Dafür wird in Deutschland zum Glück weder der Kritiker noch der Kritisierte politisch verfolgt.

Aber, der Ton macht die Musik. Und - wie gesagt, ich spreche nicht von den rassistischen Kommentaren und der Kritik an seiner Leistung ... die sind in dem Kontext und überhaupt völlig daneben.

[Cara]

Steffi, und wenn er Erdogan wirklich gut findet? Ich fahre oft mit dem Taxi, viele dieser Fahrer sind Deutschtürken, durften in der Türkei wählen. Sie haben für Erdogan gestimmt. Ich würde es wie geschrieben gerne verstehen. Einer meinte, die Deutschen könnten das nicht verstehen, aber Erdogan baut Krankenhäuser und Autobahnen. Diesen Spruch kenne ich aus unserer deutschen Geschichte.Als das Ergebnis bekannt wurde, fuhren in vielen Städten Autocorsos durch die Stadt.

Dann müsste man jedem erfolgreichen Sportler eine politische Meinungsäußerung verbieten. Das ist aber nicht der Sinn von Demokratie. Aber wie ist das Foto überhaupt entstanden? Haben die beiden sich darum beworben oder hat die gemeinsame Marketingagentur das gut gefunden? Und warum spricht man nur über Özil und nicht über Gündogan? Der hat zwar relativiert, aber Lippenbekenntnisse allein können es nicht sein, dass man seinen Fotobeitrag vergisst.

Dass das Foto mies ist, keine Frage. Und Özils Rundumschlag setzt dem Ganzen die Krone auf, sehr dumm auch von ihm. Und wo bleibt Löws Statement? Jeder sagt was dazu, der Trainer der Nationalelf schweigt. Find ich merkwürdig und da hätten alle vorab klare Kante zeigen müssen. Gerade Löw. Wenn er gesagt hätte, vor diesem Hintergrund bleibt Özil außen vor, gut. Er Hätte artikulieren können, dass es Unruhe in die Mannschaft bringt. Hat es wohl auch getan. Aber so gar nichts, und jetzt noch Hoeneß, tut mir leid, dafür fehlt mir jedes Verständnis.

[Gästin]

Na ja, manche Promis dürfen sich schon einiges erlauben und denen wird trotzdem die Hand unterm Mors gehalten - z. B. Ulli Hoeness.

Ich sehe es so, dass das Bild ein Fehler war. Das hätte im DFB vor der WM vernünftig geklärt werden müssen. Kritik daran sollte erlaubt sein, aber genau die allein gibt es nicht, sondern ein Spieler, der für viele Jugendliche, und nicht nur Jugendliche türkischer Abstammung, ein Idol war, wird jetzt öffentlich demontiert. Das nenne ich genauso falsch wie das Foto. Denn mit dem Erdogan-Bild hat das doch alles schon längst nichts mehr zu tun.

[Cara]

Gästin, genau so! huch....

[all about eve]

Das hätte es auch zu recht für einen deutschstämmigen Spieler gehabt, der sich mit einem AFD-Politiker hätte ablichten lassen ...

Und genau das sollte man sich einmal vor Augen führen - derjenige wäre sofort aus der Nationalmannschaft geflogen. Bei Özil, der für einen Despoten unter dem Deckmäntelchen der Heimatverbundenheit Wahlkampfhilfe betreibt, gelten offenbar solche Kriterien nicht. Der reagiert beleidigt und uneinsichtig, wenn man ihn auf das Treffen und das Foto anspricht. Und der DFB verbittet sich zunächst jegliche Diskussion darüber, man wollte das "hinterher" aufarbeiten. Ich bin mir sicher, dass das bei einem deutschen Nationalspieler, der sich mit einem rechten Politiker hätte ablichten lassen, niemals der Fall gewesen wäre. Man stelle sich nur vor, derjenige hätte sich nicht geäußert und würde ähnlich beleidigt reagieren wie Özil. Und man stelle sich die Reaktion und den Aufschrei z.B. des Zentralrats der Muslime vor. So jemand wäre untragbar in der deutschen Nationalmannschaft. Und das völlig zu Recht.

Warum man bei einem Spieler mit Migrationshintergrund anders verfährt und das offenbar manche milder beurteilen, erschließt sich mir einfach nicht.

[Gästin]

Gästin, genau so! huch....

Es kommen bestimmt auch wieder andere Themen .

[Steffi70]

Eigentlich sagen wir doch das gleiche, Cara. Wären wir Weltmeister geworden, hätte kein Hahn mehr danach gekräht, ihn zum Sündenbock zu machen war unterirdisch, selbst wenn das die Mannschaft beeinflusst hätte ... dann hätte man VORHER die Konsequenzen ziehen müssen. Nachtreten geht gar nicht und ist billig.

Aber jetzt hier den Nestbeschmutzer zu machen, wegen ein paar rassistischen Dumpfbacken in den sozialen Medien, die auf jeden Zug aufspringen, nur um Randale zu machen - sorry, das geht gar nicht und ist auch nicht repräsentativ für Deutschland und auch uns Deutschen gegenüber rassistisch. Er ist lange gefeiert worden und hatte auch deutsche Fans, wie alle anderen Fussballer auch - ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Und dass Fans über ehemals geliebter Sportler herfallen wie die Geier, wenn sie keine Leistung bringen, ist ebenfalls traurig aber normal aber auch nicht vordergründig rassistisch. Die berechtigte Kritik an ihm war ursprünglich nicht rassistisch und dass er die radikalen Trittbrettfahrer instrumentalisiert ist auch nicht okay.