ich kann da wirklich nur den kopf schütteln.
eine gerichtsverhandlung für bin laden wäre nicht wegen IHM notwendig gewesen sondern wegen UNS.
und mit uns sind hier diejenigen länder gemeint, die sich in uno und nato zusammengeschlossen haben. länder, die sich zum (groß)teil demokratien schimpfen und auf humanistischen grundwerten fußen.
und da kann man jetzt einfach mal beschließen jemand zu liquidieren, ja? mit welchem recht? und wer hat das recht, selbst einem mörder/terroristen/whatever seine grundrechte zu verwehren und ihn abzuknallen wie einen reudigen hund?
da haben "wir" "uns" selbst ins knie geschossen. ich schäme mich - vor allem für den wütenden blinden mob, der jetzt die hinrichtung eines menschen feiert und der mich gruseln lässt. und dafür, dass man sämtliche grundwerte und moralisch/ethische errungenschaften, für die im übrigen die letzten jahrhunderte über auch viele menschen gestorben sind, einfach schnell mal über bord kippen kann wenn es "geschickt" ist...
Auch die hohlste Nuss will noch geknackt sein. (F. Nietzsche)
Osama bin Laden war doch nur noch auf der Flucht. Bei AlQaida hatte der nur noch symbolische Funktion. Von daher gibt es keinen Grund zu irgend einer Erleichterung. Im Gegenteil: Die Hinrichtung wird Rächer auf den Plan rufen.
Ich würde gern wissen, was die USA (für die Erbsenzähler: die Regierenden der USA) gesagt hätten, wenn ein Nicht-Amerikaner bin Laden erschossen hätte. Ob es dann nicht geheißen hätte: Ihr hättet ihn an uns ausliefern müssen.
Ein Beitrag zur moralischen/juristischen Frage: http://edition.cnn.com/2011/OPINION/...ex.html?hpt=C1
Mache mir Gedanken über Hautpflege und Make Up. Mein Handy behauptet hartnäckig "kein Gesicht erkannt".
"I mourn the loss of thousands of precious lives, but I will not rejoice in the death of one, not even an enemy. Returning hate for hate multiplies hate, adding deeper darkness to a night already devoid of stars. Darkness cannot drive out darkness: only light can do that. Hate cannot drive out hate: only love can do that." ~Rev. Dr. Martin Luther King, Jr.
Ohne jetzt in irgendeiner Form über die Tötung urteilen zu wollen, möchte ich euch mal über meine, zugegeben lustigen, Erlebnisse berichten:
Am Abend davor redeten eine Freundin und ich noch darüber, dass es bei so Sachen wie Krebs, Herzinfarkt und Hirnschlag immer die falschen trifft (leider im Bezug auf Personen, die wir kennen) und dass so Leute wie Gadaffi und Bin Laden nie davon betroffen sind.
Entsprechend war es schon sehr passend, dass dann am nächsten morgen die Todesnachricht bekannt gegeben wurde
Allerdings meinte meine Freundin noch, dass sie mehr erwartet hätte, immerhin hat man 10 Jahre nach ihm gesucht und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und dann ist er auf einmal tot, völlig problemlos ermordet. Schon etwas "enttäuschend", nicht dass ich mir etwas anderes gewünscht hätte, auf keinen Fall, aber man müsste doch meinen, dass sich der meist gesuchte Mann der Welt nicht so einfach töten lässt...
Den Tod einer Person zu feiern, wie es gerade in den USA der Fall ist, finde ich, gelinde gesagt, befremdlich, auch weil ich den "Vorteil" seines Todes nicht sehen kann, die Welt ist ja dadurch nicht sicherer geworden und eine gerechte Strafe hat er auch nicht erhalten (wobei ich einsehe, dass das praktisch unmöglich gewesen wäre).
dass es persönlich nachvollziehbar ist hat nichts mit moral zu tun - unter moral(ischem handeln) läuft nämlich gemeinhin weder selbstjustiz noch auge um auge, zahn um zahn.
ein exzellenter kritischer artikel heute im spiegel, der sich größtenteils auf den völkerrechtler prof. kreß bezieht - "gerechtigkeit auf amerikanisch".
daraus unter anderem:
"Die ausgleichende Gerechtigkeit für Verbrechen, und seien sie noch so schwer, wird nach den Worten des Kölner Völkerrechts-Professors Claus Kreß "nicht durch summarische Hinrichtungen, sondern durch eine prozessförmige Strafe" durchgesetzt."
Geändert von Susi Simpel (03.05.11 um 09:25:25 Uhr)
Auch die hohlste Nuss will noch geknackt sein. (F. Nietzsche)
was mir übel an der Geschichte aufstößt ist....dass die Herrschaften im Weißen Haus live dabei waren als das alles passierte
Manche sitzen am PC und spielen Ballerspiele und andere sind live dabei wenn Leute niedergemetzelt werden.
Ich bin auch nicht für Selbjustiz oder für die Todesstrafe....aber bei Hitler, Stalin und Pol Pot mache ich aber gerne eine Ausnahme....denn bei denen sehe ich keine menschlichen Züge.
Das ist eben auch meine Meinung, daher die Frage: wozu bitte überhaupt die Mühe eines Prozesses.
Das stimmt allerdings auch.Zitat von all about eve
Ich glaube, das ist eine Mischung aus Erleichterung und Überheblichkeit. Erleichterung darüber, weil eben die ganzen Anschläge an die Person Bin Laden geknüpft wurden, so wie auch die ganzen WWII-Toten an Hitler als Person geknüpft wurden. Es ist unerheblich, wie viele andere, freiwillig oder unfreiwillig, mitgetötet haben. Man glaubt, die Person sei der Kern des Übels, wahrscheinlich ist sie das sogar in weiten Teilen (man siehe meinen kurzen Kommentar zum Thema charismatische Führung) und alle anderen sind irgendwie gar nicht mehr so wichtig.Zitat von all about eve
Kehren wir das um und gehen 70 Jahre zurück in unserer europäischen Geschichte. Hätte man dem gnä' Herrn noch den Prozess machen sollen? Ja, das hätte moralisch und gar rechtlich korrekt sein mögen. Aber ich bin absolut überzeugt (und lasse mich nicht davon abbringen), dass so gut wie jeder den Typen einfach ausgelöscht haben wollte. Egal wie, egal wo, egal von wem.
Das ist für mich hier dasselbe. Irrational, unpragmatisch, emotional, gar absolut unkorrekt - sicherlich möglich, ja. Aber eben menschlich. Der Mensch ist nicht rational. In den letzten 10 Jahren war er es sowieso nicht - er hatte und hat Angst, sieht eine Gefahr, fürchtet sein Leben. Direkt oder indirekt. Ich war zu 9/11 in den USA und wäre lieber nicht dort gewesen. Es war nicht schön. Es war das schlimmste, was ich je miterlebt habe. Ich habe niemanden dort verloren, aber die Panik und Angst, die war in diesem Land dermassen spürbar, das kann man sich von aussen absolut nicht vorstellen und die Angst in Europa damals war eine völlig andere. Ich kann absolut nachvollziehen, warum der direkt oder indirekt Betroffene in einer solchen Situation findet, dass der Mensch, der das - und manche weiteren Anschläge - verursacht hat, einfach weg soll. Ich finde es ja toll (ehrlich), wenn andere das superrational und pragmatisch ansehen können. Ich kann es in diesem spezifischen Fall auch, denn trotz des Erlebnisses damals habe ich zu wenig direkten Bezug. Von mir aus hätte man dem den Prozess machen können oder eben nicht, es ist mir schnuppe. Ich glaube nicht, dass es etwas gebracht hätte (siehe auch eve's Statement oben), aber von mir aus. Ich kann aber auch die andere Seite nachvollziehen. Und wäre ich betroffen gewesen und hätte noch stärker in Angst gelebt, ich wäre genauso einfach nur froh, dass der Typ weg ist. Wie und unter welchen Umständen könnte mich dann tatsächlich weniger nicht interessieren.
wieso leuchtet es nicht ein, dass es nicht um den angeklagten geht, primär, sondern um die werte, denen sich die ankläger verpflichtet haben?
oder um es einmal auf ganz einfache beispiele runterzubrechen: wenn einer in einem spiel beschummelt, unfair spielt foult - rechtfertigt und legitimiert dies dann auch, dass ich dasselbe tue?
wieviel wert sind werte, wenn sie nur aufrechterhalten und gelebt werden, wenn alle sich daran halten? wenn sie in abhängigkeit von der praxis anderer sind - und nicht werte an sich, denen man sich um ihrer selbst willen verpflichtet hat, weil man sie als richtig und gut erachtet? gar nichts wert sind solche werte.
ich hoffe, das ist jedem klar, der eine position wie die obige vertritt.
Geändert von Susi Simpel (04.05.11 um 11:33:24 Uhr)
Auch die hohlste Nuss will noch geknackt sein. (F. Nietzsche)